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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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den ersten Sonntag im September fällt. Jedenfalls hatten diese unsympathischen Phanceys das alles behauptet, als sie mich für dreißig Dollar in der Woche als Empfangsdame engagiert hatten.
    Ein Glück, daß diese Leute endlich abgezogen waren. Lachenden Auges hatte ich heute morgen um sechs ihrem chromblitzenden Kombiwagen nachgeblickt, der nach Troy, wo die widerlichen Zeitgenossen herstammten, in südlicher Richtung davongerollt war. Mr. Phancey hatte noch ein letztes Mal einen plumpen Annäherungsversuch gewagt. Ich hatte nicht rasch genug reagiert. Seine Hand war wie eine flinke Eidechse meinen Körper entlanggeglitten, ehe ich ihm den spitzen Absatz meines Schuhs in den Fuß bohrte. Da hatte er von mir abgelassen. Als sein verzerrtes Gesicht sich wieder entspannt hatte, sagte er leise: »Okay, Sie Sexbombe! Halten Sie die Festung, bis der Chef morgen nachmittag kommt, um die Schlüssel abzuholen. Süße Träume, heute nacht!«
    Dann war ein Grinsen über sein Gesicht gezogen, dessen Sinn ich nicht verstand. Er war zum Wagen getreten. Seine Frau hatte uns von ihrem Platz hinter dem Steuerrad aus beobachtet. »Komm jetzt, Jed«, sagte sie scharf. »Du kannst dich heute abend in der West Street abreagieren.« Sie legte den Gang ein und rief mir mit zuckersüßem Lächeln zu: »Wiedersehen, Süße! Vergessen Sie nicht, uns zu schreiben.« Dann erlosch das katzenfreundliche Lächeln schlagartig, und ich erhaschte noch einen letzten Blick auf ihr verkniffenes Gesicht, als der Wagen wendete und auf die Straße hinausschoß. Puh, was für ein Paar! Wie aus einem schlechten Roman. Na ja, viel schlimmeren Leuten konnte ich jetzt nicht mehr begegnen, und die beiden waren ja endlich weg. Von jetzt an konnte es nur besser werden.
    Ich hatte auf dem Platz vor dem Hauptgebäude gestanden und die Straße hinuntergeblickt, auf der die Phanceys am Morgen verschwunden waren, während ich an sie zurückdachte. Jetzt drehte ich mich um und richtete den Blick nach Norden, um nach dem Wetter zu sehen. Es war ein wunderschöner Tag gewesen, klar und warm, doch nun türmten sich drohende Wolken am Himmel, schwarz wie die Nacht, nur mit einem Hauch von Rosa von der sinkenden Sonne gesäumt. Kleine Windböen huschten durch die Wipfel der Bäume. Ab und zu streiften sie die gelbe Laterne über der verlassenen Tankstelle am Ende des Sees, so daß sie leise hin- und herschwankte. Als mich ein kalter Windstoß traf, brachte er das leise metallische Quietschen der tanzenden Laterne mit. Am Seeufer, jenseits des Gästegebäudes, schlugen kleine Wellen klatschend gegen die Steine, und die stahlgraue Oberfläche des Sees wurde von Wirbelstößen aufgewühlt. Doch wenn sich das zornige Wüten des Windes eine Weile legte, schienen die hohen Bäume auf beiden Seiten des Motels schweigend näher zu rücken, als wollten sie sich um das hell erleuchtete Gebäude hinter mir scharen.
    Ich lächelte vor mich hin. Ich erinnerte mich wieder an das nur mit Mühe zu unterdrückende Prickeln, das wir als Kinder empfanden, wenn wir im Dunklen Verstecken spielten, wenn man unter der Treppe das leise Knarren des Bodens hörte, das Flüstern der Suchenden. Dann preßte man sich vor Aufregung die Hände auf den Bauch und wartete auf den erregenden
    Moment der Entdeckung, den Lichtstrahl, der durch die geöffnete Tür drang, und dann - das eigene dringliche »Pscht! Komm zu mir 'rein!«, das Schließen der Tür und der kichernde warme Körper, der sich eng an den eigenen drückte.
    Während ich so dastand, erwachsen jetzt, erkannte ich wieder das deutliche Prickeln, das die Angst verursacht - den Schauder, der den Rücken hinunterrieselt, die Gänsehaut, die primitiven Warnsignale tierischer Vorfahren. Ich genoß den Augenblick. Bald würde sich Regen aus den Gewitterwolken ergießen, und ich würde vor dem Heulen und Wüten des Sturms zurückweichen in mein hell erleuchtetes behagliches Zimmer, würde das Radio einschalten und mich sicher und geborgen fühlen.
    Es wurde dunkel. Das Zwitschern der Vögel war verstummt. In diesem wilden, weiten Gebiet stand nur noch ich allein draußen im Freien. Ich sog die feuchte Luft noch einmal tief in meine Lungen. Der Geruch der Fichten und des modrigen Waldbodens hatte sich verstärkt. Noch ein anderer Geruch lag in der Luft, dumpf, beinahe wie Schweiß. Es war, als schwitzte auch der Wald von der angenehmen Erregung, die ich empfand. Irgendwo, ganz in der Nähe, stieß eine ängstliche Eule Klagelaute aus. Dann war es

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