Der Spion und der Analytiker
hat sich ihre Lage gewiß nicht verbessert.«
»Ich glaube, daß Sie sich meiner bedienen wollen, um zu verstehen, was für eine Frau Alma Lasko ist.«
»Richtig. Wir müssen soviel wie möglich über sie erfahren, vorausgesetzt, daß sie nicht schon tot ist …«
Er hatte auf die Wirkung seiner Worte gesetzt. Guthrie blickte ihn besorgt an.
»Wie könnt ihr sie aufspüren?«
»Wir sind dabei, ihre Wege von Zürich aus zu rekonstruieren, aber es ist nicht leicht. Ihre Patientin hat sich wie ein guter Agent verhalten und nirgends Spuren hinterlassen. Der einzige Fehler war, daß sie zu Mayer ging, aber dafür wird sie schon sehr gute Gründe gehabt haben. Können Sie mir dazu etwas sagen?«
Guthrie schüttelte den Kopf.
»Leider nicht. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich von Ihnen hörte, daß sie in Zürich war. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann Alma bei mir den Namen Mayer gehört haben könnte. Vielleicht habe ich einmal während einer Sitzung mit meinem Kollegen telefoniert und dabei seinen Namen ausgesprochen. Anders kann es gar nicht sein.«
»Möglich«, räumte Ogden ein. »Ihre Patientin hatte eine gute Beziehung zu Ihnen, nicht?«
»Ja, die Übertragung war gut. Wir haben gut zusammengearbeitet, solange es ging …«
Ogden sah ihn voller Neugier an.
»Sie sprechen darüber wie über eine Ehe: solange es ging, war es schön. So etwas hört man oft über Liebesbeziehungen.«
Guthrie schien diese Provokation zu belustigen.
»Ja, das stimmt, die Beziehung zwischen Analytiker und Patient hat viel Ähnlichkeit mit der Beziehung eines Paares. Das ist vielleicht einerseits ihr Schwachpunkt, andererseits aber bestimmt auch ihre Stärke.«
»Sie sind jemand, der alle Achtung verdient, Doktor«, sagte Ogden nach einer kleinen Pause. »Das habe ich schon gedacht, als ich Ihre Akte las, und bin jetzt erst recht davon überzeugt. Ich freue mich, Sie kennengelernt zu haben, auch wenn ich mir dafür einen anderen Anlaß gewünscht hätte.«
»Sie haben recht, der Anlaß begeistert mich nicht gerade, aber wir können uns den Ort und Zeitpunkt ja selten aussuchen. Sie gefallen mir auch, obwohl mir die Art, wie Sie Ihr Geld verdienen, gegen den Strich geht.«
Eine Weile herrschte betretene Stille. Schließlich brach Guthrie das Schweigen.
»Was haben Sie jetzt vor?«
»Wir müssen das Gegenmittel auftreiben. Die Wissenschaftler suchen es in den Labors, wir hinter einem kriminellen Plan. Und Alma Lasko steht in seinem Mittelpunkt.«
»Solange Alma zu mir kam, machte sie nicht den Eindruck, als sei sie von irgendeinem neuen Erlebnis verstört«, sagte Guthrie. »Sie sollten mit den Freunden sprechen, bei denen sie im Gebirge zu Gast war.«
»Es ist uns nicht gelungen, sie aufzuspüren. Die Frage ist, ob sie überhaupt existieren, woran ich nämlich zweifle. Ich hatte gehofft, daß Sie mir weiterhelfen könnten«, sagte Ogden und winkte den Kellner heran.
»Ich kann Ihnen nichts sagen, was Sie nicht schon wüßten, zumindest, was Almas Ortsveränderungen betrifft.«
»Die Laskos scheinen nicht viele Freunde gehabt zu haben.«
»Wohl wahr«, stimmte Guthrie bei. »Außer mit ein, zwei bekannten Familien verkehrten sie mit fast niemandem.«
»Doktor, was für eine Frau ist Alma?«
Guthrie zuckte die Achseln.
»Ich glaube, daß Sie schon viel über meine Patientin wissen«, sagte er kühl. »Eure Computer werten die Daten, die ihr in euren Besitz gebracht habt, großartig aus. Vielleicht haben sie auch schon einen Hinweis geliefert, wohin eine furchtbar unglückliche und gewiß völlig verstörte junge Frau hingegangen sein könnte, nachdem sie erfahren hat, daß ihr Mann umgebracht worden ist.«
Ogden hörte nicht mehr zu: er rang nach Luft, genau wie am Morgen. Er legte die Gabel auf den Teller und faßte keuchend an seine Kehle.
»Was ist mit Ihnen?«
»Ein Asthmaanfall«, murmelte Ogden, dessen Lungen wie leergepumpt waren.
»Atmen Sie tief durch.« Guthrie erhob sich und trat auf Ogden zu, um seinen Puls zu fühlen. »Haben Sie kein Mittel dabei?«
Ogden schüttelte den Kopf und schnappte weiter nach Luft.
»Bleiben Sie ganz ruhig, das ist nur ein Anfall von Hyperventilation. Versuchen Sie, langsam und tief durchzuatmen. Ja, so ist es gut, weiter so.«
Ogden fühlte sich langsam besser, sein Atem ging wieder regelmäßig. Das Erstickungsgefühl ließ nach.
»Jetzt geht es mir wieder gut«, sagte er mit einem zaghaften Lächeln. »Setzen Sie sich nur wieder hin, Doktor,
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