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Der Spion und der Analytiker

Der Spion und der Analytiker

Titel: Der Spion und der Analytiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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sehen, versuche ich, bei Ihnen Eindruck zu schinden. Bitte seien Sie nachsichtig bei der Deutung meiner Verführungsversuche …«
    Guthrie sah ihn bewundernd an.
    »Sie sind ein erstaunlicher Mensch. Hoffen wir, daß diese Geschichte für alle gut endet.«
    »Ja, hoffen wir.«
    Ogden war abgelenkt. Er hatte sich der Tür zugewandt und kniff die Augen zusammen wie ein Maler, der ein schwieriges Motiv vor sich hat. Guthrie folgte seinem Blick. Eine Frau hatte das Ofenloch betreten. Um die dreißig, groß und gut aussehend, trug sie ihr purpurrotes Chanelkostüm mit großer Natürlichkeit. Sie hatte schwarzes, im Nacken zu einem Knoten gefaßtes Haar und eine ausdrucksvolle, besorgte Miene. Unter der offenen Kostümjacke sah eine cremefarbene Seidenbluse hervor, die sich weich über ihrer Brust spannte.
    »Schöne Frau«, sagte Guthrie. »Kennen Sie sie?«
    »Nein, aber sie erinnert mich an jemanden.«
    »An eine Frau, die Sie vor Jahren kennengelernt haben.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Keine Angst, ich bin kein Spion mit einer ungewöhnlichen Tarnung …«
    Ogden blickte ihn nachdenklich an.
    »Das wäre gar nicht so ungewöhnlich. Ich könnte Ihnen ein paar Ihrer Kollegen nennen, die seit Jahren für uns arbeiten.«
    Guthrie fühlte sich beklommen.
    »Nennen Sie sie nicht«, sagte er müde. »Meine Beziehungen zur Psychoanalytischen Gesellschaft sind schon schwierig genug. Ich habe einfach geraten, mehr nicht. Das kommt bei Psychoanalytikern öfter vor.«
     
     
    Guthrie kam müde und abgespannt gegen Mitternacht nach Hause. Er betrat seine Praxis und machte den Schrank auf, in dem sich das Stereogerät befand. Die Tonbänder mit klassischer Musik standen alphabetisch nach Komponisten geordnet in einer Reihe. Er schob die ganze Reihe beiseite. Dahinter lagen die Tonbandaufnahmen von einigen Sitzungen. Er nahm das Alma betreffende Band heraus und legte die übrigen zurück.
    Er schob die Kassette in das Gerät, setzte sich in den Sessel und steckte sich eine Zigarette an. Er hörte seine Stimme die Nummern aufzählen, unter denen Alma Lasko registriert war, aber bevor der Bericht über die Sitzung anfing, sprang Guthrie auf, stellte das Gerät ab und schimpfte sich selber einen Idioten. Er nahm das Band heraus, steckte es in die Tasche, als wollte er es verbergen. Dann dachte er, daß bis jetzt nicht viel zu hören gewesen war, und beruhigte sich. Er sah sich im Zimmer um und konnte sich nur schwer vorstellen, daß irgendwo jemand versteckt war, um zu lauschen.
    Er nahm eine Kassette mit klassischer Musik, legte sie ein und ließ sie laufen. Eine Polonaise von Chopin dröhnte durch den Raum. Fluchend stellte er leiser; dasselbe machten die Männer, die in einem unweit geparkten Lieferwagen saßen und ihn belauschten.
    Er ging in die Bibliothek, nahm das alte Batteriegerät und legte Almas Kassette ein. Mit einem Seufzer der Erleichterung kehrte er zu seinem Sessel zurück, setzte die Kopfhörer auf und drückte die Taste.
    Wieder hörte er seine Stimme die Kodenummern aufzählen. Er ließ das Band vorlaufen und fand endlich, was er suchte.
    »Seit einem Jahr geht die Patientin regelmäßig nach Baden in eines der Kurhotels. Diese Aufenthalte beginnen morgens und enden abends. In der Tat kehrt die Patientin vor dem Abendessen nach Wien zurück, damit ihr Mann ihre Abwesenheit nicht bemerkt. Sie trifft sich nicht mit Liebhabern, das einzige Motiv, das sie zur Rechtfertigung dieses Verhaltens angibt, ist ihr Wunsch nach Ablenkung und ihre Vorliebe für den Wiener Wald. Sie ist inzwischen Stammgast des Hotels; der Direktor bringt ihr, nachdem er erkannt hat, daß sie weder eine Ehebrecherin noch eine Selbstmordkandidatin ist, große Sympathie entgegen. Alma hat erklärt, daß sie sich in dem Badener Hotel Gutenbrunn wohler fühle als in ihrem gemütlichen Haus in Wien. Der Direktor, ein fast sechzigjähriger Mann, hat zu ihr ein geradezu väterliches Verhältnis entwickelt.«
    Guthrie hörte die Kassette zu Ende, aber sie enthielt keine weiteren nützlichen Hinweise. Er nahm sie aus dem Gerät, zog das ganze Band heraus und verbrannte es im Aschenbecher.
    Bei dieser Operation kam er sich lächerlich vor. Aber nach den Aussagen Ogdens zu schließen, der ja wohl wußte, wovon er redete, waren Spionageromane gar nicht so weit von der Wirklichkeit entfernt. Von dieser Überlegung bestärkt, ging er ins Badezimmer und warf die Überreste des Tonbands ins Klo.
     
     
    Ogden trank den letzten Whiskey des Abends in der

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