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Der Spion und der Analytiker

Der Spion und der Analytiker

Titel: Der Spion und der Analytiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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mitzuarbeiten. Erstens einmal ist Almas Mann nicht durch einen gewöhnlichen Autounfall umgekommen, sondern er ist ermordet worden. Wir haben guten Grund zu der Annahme, daß er in eine schwerwiegende Angelegenheit verwickelt war.«
    »Nämlich?«
    Ogden seufzte.
    »Ich will Ihnen jetzt etwas erzählen, was Sie besser nicht erfahren sollten. Aber ich mußte meine Tarnung allzu schnell aufgeben. Mayer ist tot und Alma ist unauffindbar, es bleibt mir gar nichts anderes übrig, als Sie einzuweihen …«
    Guthrie unterbrach ihn ungeduldig:
    »Also?«
    Ogden bedauerte es irgendwie, diesen Mann für seine Zwecke benutzen zu müssen.
    »Aus welchem Grund haben sich die besten Psychoanalytiker der Welt in Wien versammelt?« fragte er.
    Guthrie wollte etwas erwidern, aber der Agent fiel ihm ins Wort.
    »Sagen Sie nichts, wir wissen es alle beide; dieser sympathische Tattergreis hat es bei der Eröffnung des Kongresses erschöpfend beantwortet. Was Sie aber nicht wissen – und was auch die Öffentlichkeit nicht weiß: Die Seuche ist nicht eine Geißel Gottes, sondern die wahnsinnige Selbstbestrafung, die sich die Menschheit in ihrer grenzenlosen Dummheit selber auferlegt hat.«
    Guthrie riß die Augen auf.
    »Was erzählen Sie da?«
    Ogden rief den Kellner und bestellte noch Wein.
    »Sie haben ganz richtig verstanden«, fuhr er fort, als sie wieder allein waren. »Das Virus haben wir selber fabriziert, im Labor. Leider ist uns dann das Reagenzglas abhanden gekommen, und das war auch kein Werk des Zufalls. Aber die haben sich schwer verrechnet: statt sich von gewissen Minderheiten zu befreien – was die ursprüngliche Absicht war – werden sie es schaffen, das Welthungerproblem in ganz wenigen Jahren zu lösen.«
    Ogden trank einen großen Schluck Wein. Guthrie starrte ihn entsetzt an.
    »Eine bakteriologische Waffe?«
    »Mehr oder weniger. Die sich aber nur gegen gewisse Minderheiten richtet. Zumindest war das ursprünglich so geplant.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß sie sich die Homosexuellen und die Drogensüchtigen vom Halse schaffen wollten? Das ist doch Wahnsinn!«
    »Gewiß. Aber es ist die Wahrheit.«
    »Und auf welchem Übertragungswege sollten nur diese beiden Kategorien befallen werden?«
    »Unglücklicherweise ist da ein schwerer Bewertungsfehler gemacht worden. Übermäßige Amoralität ist oft eine Begleiterscheinung schwacher Intelligenz …«
    »Um Himmels willen«, fiel ihm Guthrie ins Wort, »erzählen Sie weiter!«
    »Das Virus ist in Laskos Goodfeel-Labors hergestellt worden …«
    »Das ist doch Wahnsinn!«
    »Wundern Sie sich nicht zu sehr. Daß ein Virus entweicht, ist auch früher schon vorgekommen, doch konnten die Schäden bis jetzt immer begrenzt werden. Es war natürlich auch ein anderes Problem, da ging es um Proben für den bakteriologischen Krieg. Hier hingegen war ein Angriff in großem Stil vorgesehen, Fort Detrick hat ausnahmsweise nichts damit zu tun. Natürlich könnte man unmöglich zugeben, daß die Seuche in einem Labor entstanden ist und von Amerikanern, wenn auch nicht von Regierungsseite, finanziert wurde. Eine perfekte Seuche, der Geniestreich Kerényis …«
    »Machen Sie keine Scherze!« empörte sich Guthrie. »Meinen Sie Josef Kerényi, den Immunologen? Der kann doch so etwas nicht getan haben!«
    »Wirklich nicht?« fragte Ogden ironisch. »Dann sagen Sie mir einmal, warum er sich umgebracht hat.«
    »Das wissen doch alle, er hat Depressionen gehabt. Seine Frau war ein paar Wochen zuvor bei einem Unfall umgekommen.«
    »Erinnert Sie das nicht an etwas?«
    Guthrie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloß ihn aber sofort wieder.
    »Kerényi hat sich nicht selber umgebracht«, fuhr Ogden fort. »Er ist umgebracht worden, genauso wie seine junge Frau, die zuviel trank und zuviel redete. Aber das ist nicht das Entscheidende. Sie haben mich gefragt, wie es Kerényi gelungen ist, die Homosexuellen und die Drogensüchtigen anzustecken? Mit einem Impfstoff, einem Impfstoff gegen Hepatitis. Das Virus der Seuche trat zum erstenmal 1979, am Ende einer Erprobung des Impfstoffs gegen Hepatitis bei der homosexuellen Bevölkerung New Yorks und San Franciscos auf. Bekanntlich sind Homosexuelle und Drogenabhängige anfälliger für Hepatitis als die übrige Bevölkerung. Unter diesem Vorwand wurde eine ziemlich große Auswahl von Homosexuellen und Drogenabhängigen geimpft, bei denen schon ziemlich bald darauf die ersten Symptome der Krankheit auftraten. Die Behörden glauben heute, daß

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