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Der Spion und der Analytiker

Der Spion und der Analytiker

Titel: Der Spion und der Analytiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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sie sich nicht.«
    Sie steckte sich eine Zigarette an. Müdigkeit und Niedergeschlagenheit waren einer dumpfen Unruhe gewichen.
    »Warum warst du in Genf?« fragte sie voller Wut.
    Ogden war überrascht von diesem Angriff, er konnte seine Verlegenheit nur schlecht verbergen.
    »Ich kam von einer Reise zurück. Ich habe dich nur ganz zufällig in jenem Restaurant getroffen …«
    Aber sie hörte ihm nicht mehr zu.
    »Ich habe diesen Mann geliebt«, murmelte sie, »und ich konnte es nicht ertragen, daß er so leiden mußte, ohne daß ich etwas dagegen tun konnte. Am Ende dachte ich, mit meiner Liebe könne es ja nicht weit her sein, wenn es mir nicht einmal gelänge, ihn von seinen Schmerzen zu befreien. Die Begegnung mit dir hat mich dann für ein paar Stunden abgelenkt.«
    »Gott sei Dank«, meinte er kühl.
    Veronica umklammerte ihre Stirn mit den Fingern und drückte fest auf die Schläfen.
    »Wenn du nicht in das Restaurant gekommen wärst«, fuhr sie dickköpfig wie ein Kind fort, »säßen wir heute nicht hier.«
    Es gibt Frauen, dachte er, während er sie betrachtete, die auch noch aus dem Leiden einen ästhetischen Vorteil zu ziehen vermögen.
    »Quatsch«, sagte er dann. »Du quälst dich zu Unrecht und bist heute wie damals Opfer eines Größenwahns. Wie hättest du ihn denn retten können? Du hast ihn geliebt, und das ist die einzige, seltene Magie, die ein Mensch sich erlauben darf. Ich könnte mir vorstellen, daß Mantero, egal, wo er sich befindet, dir dafür dankbar ist.«
    Ogden ergriff ihre Hand.
    »Aber heute hast du Schwierigkeiten anderer Art, stimmt’s?«
    Veronica, die diesen Augenblick befürchtet hatte, versuchte, ihre Erinnerungen zu verscheuchen.
    »Ja«, murmelte sie. »Aber im Sacher habe ich alles dramatisiert. In Wirklichkeit bin ich nur auf der Flucht vor einem gewalttätigen Ehemann. Das ist alles.«
    »Hast du nicht gesagt, daß du geschieden bist?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Gewiß, aber er kann sich nicht damit abfinden. Du weißt doch, wie so etwas geht …«
    »Nein, das weiß ich nicht. Erklär es mir genauer.«
    Sie merkte, daß er ihr kein Wort glaubte, fuhr aber dennoch beharrlich fort:
    »Ich habe ihn zwei Jahre nach dem Tod Manteros geheiratet. Es lief von Anfang an schief, und letztes Jahr haben wir uns dann scheiden lassen. Heute behauptet er, ohne mich nicht leben zu können. Das ist natürlich Quatsch, aber seither verfolgt er mich eben.«
    Sie erhoben sich vom Tisch und gingen ins Wohnzimmer, wo Ogden ihr einen Cognac einschenkte.
    »Hier, der ist sehr gut und wird dich wärmen, dieses Haus ist kalt.«
    Sie tranken schweigend, dann legte Ogden Holz in den kleinen Marmorkamin und zündete erstaunlich geschickt ein Feuer an. Durch die Flammen entstanden Schatten in dem Raum.
    »Komm her«, sagte er, während er sich in dem Ledersessel vor dem Kamin niederließ. Sie kuschelte sich zu seinen Füßen, und beide sahen in die Flammen. Ogden streichelte Veronicas Hals. Veronica lehnte ihren Kopf an seine Knie und ließ ihn gewähren. Sie empfand seine streichelnde Hand als sehr angenehm und merkte verwundert, daß sie ihn begehrte.
    Ogden setzte sich neben sie auf den Teppich und nahm sie in die Arme. Veronica hatte die Augen geschlossen, aber ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, wie sehr sie wünschte, daß er weitermachte. Ogden schob die Träger ihres Kleides herunter und küßte sie auf den Hals. Er spürte ihre weiche Haut und begann, ihren Nacken dort, wo die zarten Härchen wie Seide waren, mit kleinen Bissen zu bearbeiten. Veronica stöhnte leise, in einem fast kindlichen Ton.
    Sie lösten sich voneinander und begannen, sich langsam, ohne einander anzusehen, auszukleiden. Ogden dachte an einen Film, der ihm als Junge so gut gefallen hatte, und an Gérard Philippe, wie er sich einen Augenblick vor der Abblendung über Micheline Presle beugt.
    Aber schon streichelte er sie wieder, sein Atem ging rascher. Veronica hatte die Augen geschlossen und preßte ihren Körper an ihn. Ogden hörte auf, sie zu streicheln, und löste sich von ihr.
    »Veronica …«
    Sie machte die Augen auf und sah ihn wie schlaftrunken an.
    »Ja?«
    »Ich habe erst vor kurzem einen Test gemacht, ich bin nicht positiv. Außerdem verkehre ich nur mit ausgewählten Huren …«
    Sie schob eine Haarsträhne aus ihrer Stirn und beobachtete ihn mit einem feinen Lächeln.
    »Ich kann dir nicht die gleiche Garantie liefern, allerdings verkehre ich nicht mit Huren …«
    Er lächelte und zog sie an sich.
    »Was

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