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Der Spion und der Analytiker

Der Spion und der Analytiker

Titel: Der Spion und der Analytiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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steckte das Foto in die Tasche, legte die Unterlagen in das Köfferchen zurück und verließ sein Zimmer. Als er unten in der Empfangshalle war, rief er den Boy, um sich sein Auto aus der Hotelgarage herausfahren zu lassen. Kaum hatte er dem Jungen den Schlüssel übergeben, sah er den Volvo scharf bremsen und vor dem Hoteleingang halten.
    Guthrie stieg aus, wobei er die Wagentür offen und die Scheinwerfer brennen ließ, betrat das Foyer, blieb stehen und blickte sich unentschlossen um. Gerade als er zur Rezeption wollte, entdeckte er Ogden und winkte ihn heran. Ogden ging ihm entgegen.
    »Die haben versucht, mich in die Zange zu nehmen.« Guthrie packte den Agenten am Arm und schob ihn in eine Ecke, von wo der Portier sie nicht hören konnte.
    »Beruhigen Sie sich doch, Sie bekommen ja noch einen Herzinfarkt«, sagte Ogden und befreite sich aus der Umklammerung.
    »Kommen Sie, trinken wir etwas Starkes, das tut Ihnen jetzt gut.«
    Er winkte den Boy heran. »Bevor Sie mein Auto bringen, parken Sie den Volvo ein«, befahl er. »Steckt der Schlüssel?«
    Guthrie nickte.
    Sie setzten sich an die Bar, ein schläfriger Kellner servierte ihnen zwei Bourbon.
    »Also, was ist passiert?«
    Guthrie erzählte sein Abenteuer, dann wartete er schweigend. Ogden schien nicht die Absicht zu haben, einen Kommentar zu dem Geschehenen zu geben.
    »Na, haben Sie nichts dazu zu sagen? Solltet ihr mich denn nicht beschützen? Was treiben denn Ihre Gorillas? Streiken sie?«
    Ogden blickte ihn müde an.
    »Gewissermaßen …«
    »Was soll das bedeuten?«
    »Ich glaube, daß wir uns von heute an selber helfen müssen«, sagte Ogden ganz ruhig.
    Guthrie runzelte die Stirn und trank seinen Rest Bourbon aus.
    »Wollen Sie damit vielleicht sagen, daß Sie nicht mehr für den Dienst arbeiten?«
    Ogden lächelte.
    »Man hört nie auf, für den Dienst zu arbeiten. Es sei denn, die entledigen sich deiner.«
    »Wollen die Sie kaltstellen? Aber warum denn?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Sie wären nur ganz einfach bereit, mich zu opfern, wenn sie es für unumgänglich hielten.«
    »Soll das heißen, der gesamte Apparat, ich meine, Franz und Kompanie arbeiten nicht mehr mit Ihnen zusammen?«
    »Nicht ganz. Auch in solchen Dingen wahren wir gewisse Formen. Sagen wir, daß ich weder jetzt noch in Zukunft über den wirklichen Stand der Dinge informiert werde.«
    »Da Sie ja schließlich kein Handelsvertreter, sondern ein Spion sind, bedeutet das Ihre Verurteilung«, sagte Guthrie.
    »Das kommt darauf an.«
    »Sind die heute nacht in mein Haus eingedrungen?«
    »Das glaube ich nicht. Sie hatten es nicht nötig, so ungeschickt vorzugehen.«
    »Wer weiß«, sagte Guthrie, während er sich eine Gitanes ansteckte. »Wenn sie beschlossen haben, Sie auszuschalten, können sie ebensogut beschlossen haben, mich zu entführen …«
    »Nein, auch Sie dienen ihnen als Köder.«
    »Auch ich? Und wer denn noch, Alma?«
    »Ja, wenn meine Vermutungen stimmen.«
    »Aber Alma ist doch frei wie ein Vöglein im Walde …«
    »Sie hat einen Käfig gefunden.«
    Guthrie sah ihn lange an, er war nicht sicher, ob er Ogden richtig verstanden hatte.
    »Wo ist sie?« fragte er dann.
    »In Sicherheit. Ich wollte gerade zu Ihnen, aber Sie sind mir zuvorgekommen. Sehen Sie mal hier«, sagte er und zeigte ihm das Foto der Frau im Regenmantel und mit der Sonnenbrille.
    »Wer ist das?«
    »Sehen Sie sie genauer an, kommt sie Ihnen nicht bekannt vor?«
    Guthrie zog die Brille aus der Jackentasche, setzte sie auf und sah das Foto aufmerksam an.
    »Es könnte Alma sein, aber dies ist ein sehr schlechter Schnappschuß.«
    »Ja, sehr schlecht. Jetzt bringe ich Sie gleich zum Original, dann können Sie mir sagen, ob es sich um Alma Lasko handelt oder nicht. Anscheinend bin ich der einzige, der diese Frau nicht erkennt. Gehen wir, Doktor.«
    Sie erreichten das Haus in kurzer Zeit, merkten aber schon gleich beim Eintreten, daß sie zu spät gekommen waren. Die Räume lagen still und dunkel da, ein Halstuch auf dem Boden des Flurs sah aus wie eine einsame blaue Woge.
    Nach einer hastigen Inspektion fanden sie sich geschlagen im Wohnzimmer wieder.
    »Sie ist weg«, murmelte Ogden sichtlich besorgt.
    »Das habe ich auch gemerkt«, sagte Guthrie und sah sich um. »Es wirkt hier alles völlig unbewohnt. Was ist dies für ein merkwürdiges Haus?«
    »Ein Haus, das dem Dienst gehört. Wir haben so ziemlich überall welche.«
    Ogden setzte sich in den Sessel und stützte den Kopf in seine

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