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Der Spitzenkandidat - Roman

Der Spitzenkandidat - Roman

Titel: Der Spitzenkandidat - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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attraktive Mann hätte bei ihr eine Chance gehabt, Uwe nahm sie im Sturm. Mit ihm kam Tempo und Würze in ihr Leben. Wenigstens für eine kurze Zeit hatte sie das Leben in hellen Farben gesehen. Und dafür war sie ihm dankbar, trotz allem, was er ihr angetan hatte. Uwe zum alleinigen Sündenbock zu machen, war nicht richtig. Auch ihre eigene Rolle in dem Geschehen war alles andere als rühmlich. Sie hatte alles mit sich machen lassen: erst als Ehefrau, später als Geliebte. Sie hatte nicht einmal den Versuch unternommen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Und niemand hatte sie gezwungen, das Saufen anzufangen.
    Auch andere Frauen wurden sitzen gelassen und bekamen das irgendwie auf die Reihe. Sie nicht. Sie hätte kämpfen können, in eine Suchtklinik gehen und sich den Mühen eines Entzuges unterziehen können. Aber ihr fehlte die Kraft dazu. Sie war keine Kämpferin. Nicht einmal um ihre Tochter hatte sie gekämpft. Sie hatte selbst Anna kampflos aufgegeben. Und jetzt war es zu spät. Ihre Mutter hatte von Anfang an recht gehabt. Das Leben hatte für sie nur Kummer parat. Glück, Liebe, Freundschaft waren für andere reserviert, um sie machten sie einen großen Bogen.
    Vor ihrem Ende, das unausweichlich war, hätte Sonja gerne erfahren, wer die Person war, die Uwe erschlagen hatte. Mit einem Golfschläger! Uwe hatte Feinde gehabt, mächtige Feinde. Sie hatte einen Verdacht, doch den würde sie mit ins Grab nehmen. Ihr Plan hätte anders ausgesehen. Rufmord und das Ende der politischen Karriere wären für Uwe genauso schlimm gewesen wie der Tod. Nicht einmal zur Rache hatte sie sich aufraffen können. Sogar da hatte sie versagt.
    Ihre Augen wurden schwer. Die Wirkung der Schlaftabletten setzte ein. Bevor sie sich aufs Bett legte, nahm sie das Foto vom Nachttisch und streichelte das Kindergesicht. „Mach’s gut, Anna. Irgendwann sehen wir uns wieder, dann werde ich dir alles erklären.“

50
Russischer Geschäftsmann überfallen
    In der Nacht auf Montag wurde in der Nähe der Berliner Oper der russische Geschäftsmann Oleg S. brutal zusammengeschlagen. Die Täter konnten entkommen
.
    Das Opfer wurde gegen ein Uhr nachts von einem Jugendlichen, der sich auf dem Nachhauseweg befand, in der Behrenstraße in einer Toreinfahrt schwer verletzt aufgefunden. Der sofort herbei gerufene Notarzt konnte nur noch den Tod des Schweizer Staatsbürgers russischer Herkunft feststellen. Da Brieftasche und Handy des Getöteten gestohlen wurden, geht die Polizei von einem Raubmord aus. Nach einer Umfrage in Berliner Hotels konnte die Identität des Opfers ermittelt werden. Oleg S. war regelmäßiger Gast im Hotel Adlon und hatte an diesem Abend die Oper besucht. Der Hotelmanager erklärte, Oleg S. sei beim Personal wegen seines freundlichen und großzügigen Wesens sehr beliebt gewesen. Der innenpolitische Sprecher der Oppositionspartei im Berliner Senat warf der Regierung die Verharmlosung der wachsenden Kriminalität in der Bundeshauptstadt vor
.
    Der Innensenator wies die Vorwürfe als haltlose Unterstellung zurück. Die Polizeipräsenz sei in seiner Amtszeit erhöht worden, die Zahl der Gewaltdelikte in letzter Zeit sogar gesunken. Demgegenüber erklärte der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, dass Berlin sich in den letzten Jahren zu einem Dreh- und Angelpunkt der organisierten Kriminalität in Europa entwickelt habe. Insbesondere hochrangige Vertreter der Russenmafia, zunehmend aber auch der Albanermafia und kriminelle Clans aus dem Libanon nutzten die deutsche Bundeshauptstadt als Ausgangsbasis für ihre kriminellen Geschäfte in der Europäischen Union. Der Berliner Innensenator sprach in diesem Zusammenhang von „populistischer Schwarzmalerei, die die Bevölkerung unnötig verunsichere“
.
    Berliner Allgemeine, 10. September 2011
    Den größten Teil der Nacht hatte Isabel schlaflos verbracht. Seit halb acht saß sie neben dem Telefon und wartete auf den Anruf. Im Verlauf des gestrigen Abends musste Marion aus Liechtenstein zurückgekehrt sein. Vielleicht war es spät geworden, sehr spät, und sie musste sich die Anstrengungen der langen Autofahrt aus dem Körper schlafen.
    Katharina tappte auf nackten Füßen in die Küche. Die Haare zerzaust, noch nicht ganz wach, quengelte sie herum, weil sie nicht verstand, warum sie nicht in die Schule durfte. Dabei war sie gar nicht krank. Sie verstand auch nicht, dass sie sich trotz des schönen Wetters nur noch im Haus aufhalten durfte, weil Isabel kein Risiko eingehen

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