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Der Spitzenkandidat - Roman

Der Spitzenkandidat - Roman

Titel: Der Spitzenkandidat - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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wollte. Das Foto aus dem Zoo ließ Isabel nicht los. Die Bedrohung konnte vor dem Haus lauern. Sie waren nirgendwo mehr sicher. Katharina hatte versucht, von der Mama eine halbe Stunde im Garten zu erbetteln, aber die ließ nicht mit sich handeln. Fernsehen war erlaubt, sogar am Computer durfte sie sitzen. Und das stundenlang, was sonst verboten war. Das war besser als nichts, doch weniger als frische Luft.
    Isabel war gern mit dem Mädchen zusammen, aber über ihnen schwebte die Bedrohung. Und da sie unsichtbar war, waren die Gedanken frei, sich das Schlimmste vorzustellen. Katharina begann plötzlich zu weinen. „Wo ist Papi? Ich will zu Papi. Er soll Zeit für mich haben.“
    Isabel bot alle Leckereien auf, die sich im Haus befanden, auch die, die praktisch nur aus Zucker bestanden. Wenn das alles vorbei war, würde sie Katharina aus der Schule abmelden und mit ihr in die Sonne fahren. An die Algarve oder nach Madeira, baden, am Strand liegen, auf andere Gedanken kommen. Hoffentlich hatte diese Frau Hauser endlich Erfolg und schnappte Uwes Mörder. Dann konnte sie unbelastet in die Sonne fliegen.
    Katharina durfte sich allein anziehen und konnte es gar nicht glauben. Ja, auch den Rock mit den Spitzen. Ja, auch die weißen Schuhe. Ja, auch die Tasche mit den Strasssteinen. Sogar Mamas Lippenstift durfte sie benutzen. Eitel und glücklich bewunderte sich die kleine Prinzessin im Spiegel.
    Um neun der ersehnte Anruf, endlich. Alles habe geklappt, das Geld befinde sich in einem Schließfach. Wenn Subkow sich melde, könne sie sofort losfahren und das Geld holen, bot Marion ihr an.
    Isabel wollte mehr wissen, aber sie spürte an Marions Reaktion, dass sie am Telefon nicht mehr sagen würde. Sie verabredeten, dass sich Isabel über die Handynummer, die Marion ihr genannt hatte, melden würde. Jetzt begann für Isabel das Warten auf Subkow.
    Katharina stolzierte ins Wohnzimmer, ganz in Weiß und Pink, mit viel Lippenstift. Aber wo hatte sie den Lidschatten aufgetrieben? Woher wusste sie, wo Isabels Schminkkoffer versteckt war? Warum waren kleine Mädchen schon kleine Frauen? Sie nahm das Kind in die Arme und las aus Katharinas entsetztem Gesicht, dass der Lippenstift nun auch auf ihrer Bluse klebte.
    Als es kurz darauf an der Haustür klingelte, hoffte Isabel auf Marion Klaßen. Stattdessen stand die Kriminalbeamtin vor ihr. Sie kam ungelegen, aber sie würde sich nicht abspeisen lassen. Also ließ Isabel sie notgedrungen herein.
    „Ich würde gerne noch einmal mit Ihnen über Ihren Mann sprechen, leider haben wir noch immer keine konkrete Spur, wir ermitteln deshalb in verschiedenen Richtungen.“
    Isabel führte sie ins Wohnzimmer. Katharina war über den Besuch erfreut. Verena lobte ihre Schminkkünste. „Ich darf nicht mehr nach draußen, Mama hat es mir verboten“, platzte es aus der Kleinen heraus.
    „Katharina, sei so lieb und geh auf dein Zimmer, ich komme bald nach.“
    Die Kleine verzog ihr Gesicht, fügte sich aber.
    „Muss Ihre Tochter nicht in die Schule?“
    „Es geht ihr nicht gut, deshalb habe ich ihr verboten, nach draußen zu gehen.“
    Verena wunderte sich, die Kleine hatte einen putzmunteren Eindruck auf sie gemacht.
    „Hat Ihr Mann jemals einen Klienten aus den ehemaligen GUS-Staaten erwähnt?“
    Für einen kurzen Moment machte sich ein entsetzter Gesichtsausdruck auf Isabels Gesicht breit. Dann fing sie sich.
    „Er hat mit mir nicht über seine Klienten gesprochen. Da müssen Sie schon Rechtsanwalt Hackmann fragen.“
    „Das habe ich, deshalb bin ich hier. Denken Sie bitte nach.“
    Isabel reagierte gereizt. „Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Ich weiß nichts über seine Geschäftskontakte, warum glauben Sie mir nicht.“
    Weil du lügst, dachte Verena.
    „Ich frage mich, ob es zwischen dem Brief, den Ihr Mann bei seinem Anwalt für sie hinterlegt hat und dem Mord einen Zusammenhang gibt. Eine berechtigte Frage, finden Sie nicht. Wenn Sie mich den Brief lesen lassen, könnten wir sie aufklären.“
    Das abweisende Gesicht der Angesprochenen war Antwort genug.
    „Herr Hackmann hat mir erzählt, dass vor einigen Jahren ein Mann aus den ehemaligen GUS-Staaten Kontakt zur Kanzlei gesucht hat. Offenbar wollte er Geld in Deutschland waschen. Hackmann hat den Mann abgewiesen. Es könnte doch sein, dass Ihr Mann sich darüber hinweggesetzt hat. Wenn es so wäre und er in illegale Finanztransaktionen verwickelt war, dann …“
    „Was erlauben Sie sich“, fiel Isabel der

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