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Der Spitzenkandidat - Roman

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Titel: Der Spitzenkandidat - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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den besser nicht, der weckt Tote auf.“
    „Was hatte Stein bloß am einsamen Wolfsgraben zu tun und dann nach 22 Uhr?“, rätselte er. „Vielleicht wollte er lediglich frische Luft schnappen“, mutmaßte Verena. „Der Mann kam doch bestimmt kaum noch raus. Ständig Veranstaltungen. Oder Treffen in geschlossenen Räumen oder Lokalen.“
    „Eher nicht“, widersprach Hackmann. „Uwe Stein war kein Frischluftfanatiker. Solange ich mit ihm zu tun hatte, zog es ihn nie nach draußen. Er nahm immer das Auto, selbst für die kurzen Strecken zum Gericht. Mit dem musstest du erst diskutieren, bevor ein Fenster geöffnet werden durfte. Und wenn er am Sonntag mit seiner Tochter spazieren ging, war das jedes Mal bei der Montagsrunde Thema, so als ob er den Mount Everest bestiegen hätte.“
    „Wir halten es für möglich, dass der Mörder aus seinem früheren Mandantenkreis kommt. Bei Ihren Verfahren geht es doch um viel Geld, oder?“
    „Ach Gott, was heißt viel?“
    „Fünfstellig, sechsstellig. Oder mehr.“
    „Dann ging es um viel, ja. Aber ich traue natürlich keinem unserer Mandanten einen Mord zu. Zugegeben, nicht jeder ist eine Zierde des Menschengeschlechtes. Aber dieser Menschenschlag sucht sein Recht vor Gericht und besitzt auch das nötige Kleingeld für den Marsch durch alle Instanzen. Außerdem hat Stein fast alle Gerichtsverfahren gewonnen. Unser Oberfinanzgericht besitzt sehr kompetente Richter, die sich vom Finanzministerium nicht beeinflussen lassen. Sie entscheiden in der Mehrzahl der Fälle zugunsten der Steuerzahler. Die meisten unserer Mandanten sind dankbar, wenn sie unsere Kanzlei verlassen. Die Blumen hier sind vorhin vom Fahrer eines Mandanten abgegeben worden. Eine unangenehme Steuergeschichte. Es hätte schlimmer für meinen Mandanten ausgehen können.“
    „Der Mandant heißt nicht zufällig Baumgart?“
    Der Anwalt ignorierte Verenas Frage. „Also nach Mord ist denen ganz bestimmt nicht zumute, eher nach Sekt, selten nach Selters.“
    „Vielleicht können Sie uns trotzdem eine Aufstellung der Mandanten geben, die Stein in den letzten Jahren betreut hat. Sagen wir in den letzten drei Jahren.“
    Hackmann seufzte: „Äußerst ungern. Ich muss Ihnen nichts zum Thema Datenschutz sagen.“
    „Sie können sich darauf verlassen, dass wir die Liste mit der gebotenen Diskretion behandeln. Und bei aller Liebe, Herr Anwalt, Datenschutz und Mord, Ihnen muss ich nicht erklären, was Vorrang hat.“
    Sie lächelte den Anwalt an und sagte: „Wir möchten außerdem gerne wissen, wer von Steins Mandanten Golfspieler ist.“
    Hackmann lächelte zurück. „Die meisten unserer Mandanten sind Führungskräfte. Sie stehen unter hohem Erfolgsdruck und brauchen einen Ausgleich. Den holen sie sich auf der Jagd, beim Segeln oder eben auf dem Golfplatz. Aber das herauszufinden, ist allein Ihre Sache. Wir werden ganz bestimmt nicht unsere Mandanten anrufen und sie nach ihren privaten Neigungen fragen.“
    Er seufzte: „Sei’s drum. Ich habe Sie noch in guter Erinnerung, Frau Hauser. Leider, muss ich hinzufügen. Sie werden ohnehin keine Ruhe geben, bis sie die Mandantenliste haben. Mein Sekretariat wird Ihrem Sekretariat die Liste zufaxen. Wir haben Ihre Faxnummer?“
    „Ich gebe sie Ihrer Sekretärin beim Rausgehen. Und sonst? Hatte Stein Ärger mit Kollegen? Oder mit Ihnen vielleicht?“
    „Ich habe mich wohl verhört. – Aber Sie werden lachen, es gibt einen banalen Grund, weshalb Ihre Frage so absurd ist. Wir hatten nämlich keinen engen Kontakt, obwohl wir jahrelang Tür an Tür gearbeitet haben. Stein war ein sehr zurückhaltender Mensch. Er hat Kontakte vermieden, die das rein Berufliche überstiegen. Die einzige Person aus seinem privaten Umfeld, die er gelegentlich bei unseren Montagsrunden erwähnt hat, war seine Tochter. Auf die war er mächtig stolz.“
    „Lief was mit Frauen? Ich meine: Kolleginnen?“
    Hackmann litt sichtlich unter Verenas Frage und verneinte. „Er hat seine Frau geliebt, da bin ich ziemlich sicher, auch wenn er sie vor uns versteckt hat.“
    „Was Sie über Stein berichten, hört sich für mich so an, als seien seine sozialen Fähigkeiten eher unterentwickelt gewesen. Eigentlich ungewöhnlich für einen Politiker.“
    „So hart würde ich das nicht ausdrücken. Möglicherweise war er privat ja ein ganz anderer Mensch. Private Kontakte bestanden zwischen uns nicht. Dazu wird seine Frau Auskunft geben können. Eine ganz reizende Person übrigens. Leider hat Uwe sie

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