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Der Splitter Im Auge Gottes

Titel: Der Splitter Im Auge Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven , Jerry Pournelle
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keiner der Menschen erkennen konnte, weshalb nicht. Die Wesen schienen sich auch nicht irgendwie eingesperrt zu fühlen.
    Einer der Bäume schaute aus wie ein riesiger Ochsenziemer, der mit dem Griff in der Erde steckte. Der eine, armdicke, lianenartige Trieb wickelte sich um den Stamm.
    Büschel von runden Blättern sprossen aus dem dünneren Teil. Ein Tier, das wie ein großes, plattfüßiges Split aussah, stand daneben und glotzte Whitbread an. Es hatte scharfe, gekrümmte Klauen an den beiden rechten Händen, und kräftige Hauer ragten aus dem Maul. »Das war eine Abart des Träger-Typus«, erklärte Horvaths Split, »aber diese Tiere konnten nie richtig gezähmt werden. Die Gründe sind wohl offensichtlich.«
    »Diese künstlichen Lebensräume sind fantastisch!« begeisterte sich Horvath. »Ich habe nie etwas Perfekteres gesehen. Ich verstehe nur nicht, warum nicht ein Teil des Zoos einfach im Freien errichtet wurde. Wozu ein künstliches Habitat schaffen, wenn die passende Umwelt von Natur aus vorhanden ist?«
    »Ich weiß auch nicht genau, warum man dazu übergegangen ist. Es hat sich jedenfalls als recht praktisch erwiesen.«
    Im zweiten Stock war eine trockene Sandwüste geschaffen worden. Die Luft war angenehm warm, der künstliche Himmel blassblau, und gegen den perfekt vorgetäuschten Horizont ging er in ein gelbliches Braun über. Fleischige, dornenlose Pflanzen wuchsen im Sand. Manche hatten die Form dicker Seerosenblätter. Viele wiesen Fraßspuren auf. Nach einer Weile stießen die Besucher auf das Wesen, von dem die Spuren stammten. Es schaute aus wie ein nackter, weißer Biber mit breiten, vorstehenden Zähnen und musterte sie friedfertig, als sie vorübergingen.
    Im dritten Stockwerk regnete es anscheinend unablässig. Scheinbar Meilen entfernt zuckten Blitze über den Himmel. Die Menschen lehnten es ab, diese Halle zu besichtigen, weil sie keinerlei Regenschutz mitgenommen hatten. Die Splits nahmen es halb entschuldigend, halb verstimmt auf. Es war ihnen gar nicht eingefallen, daß der Regen die Menschen stören könnte; sie selber mochten Regen gern.
    »Das wird uns immer wieder passieren«, meinte Whitbreads Split. »Wir studieren euch, aber wir lernen euch nie ganz kennen. Schade, hier entgehen euch einige sehr interessante Pflanzenformen, abgesehen von den Tieren. Vielleicht an einem anderen Tag, wenn sie den Regen abgestellt haben ...« Das vierte Stockwerk enthielt im Gegensatz zu den anderen keine Wildnis. Auf den vorgetäuschten Hügeln in der Ferne gab es sogar kleine, runde Häuser. Auf den niedrigen, schirmförmigen Bäumen wuchsen rote und lila Früchte unter dem flachen, grünen Blätterdach. Unter einem der Bäume standen ein paar Proto-Splits. Sie waren klein, rundlich, fast untersetzt, und ihre rechten Arme schienen verkümmert zu sein. Sie musterten die Besuchergruppe mit traurigen, glänzenden Augen, dann langte das eine nach einer lila Frucht. Sein linker Arm war gerade lang genug.
    »Noch ein unbrauchbares Mitglied unserer Spezies«, sagte Horvaths Split. »Jetzt längst ausgestorben, außer in den Lebensformreservaten.« Das Split schien sie weiterdrängen zu wollen. Schließlich fanden sie in einem Melonenbeet ein zweites Paar von den Wesen — es waren die gleichen Früchte, wie es sie zum letzten Abendessen gegeben hatte, stellte Hardy fest.
    Auf einer größeren Wiese weidete friedlich eine Familie von zottigen Wesen mit Hufen; eines allerdings hielt Wache und ließ die Besucher nicht aus den Augen.
    Eine Stimme hinter Whitbread bemerkte: »Du bist enttäuscht. Weshalb?«
    Whitbread drehte sich überrascht um. »Enttäuscht? Nein! Ich finde es sehr interessant.«
    »Mein Fehler«, sagte Whitbreads Fjunch(klick). »Vielleicht sollte ich mich mal mit Mr.
    Renner unterhalten. Kommst du mit?«
    Die Gruppe hatte sich etwas zerstreut. Hier konnte man sich unmöglich verirren, und alle genossen es, nach langer Zeit wieder einmal Gras unter den Füßen zu haben: lange, eingeringelte, blaugrüne Halme, ein ungewöhnlich federnder Rasen, der den lebenden Teppichen in den Häusern der Aristokraten und wohlhabenderen Handelsleute glich. Renner blickte sich neugierig um, als er merkte, daß man etwas von ihm wollte.
    »Mr. Renner, mir kommt es vor, als ob Sie irgendwie enttäuscht über unseren Zoo wären.«
    Whitbread erwartete mit Unbehagen die Antwort des Navigators. Renner zog die Brauen zusammen. »Hmja, und ich hab' mir schon überlegt, weshalb. Ich sollte gar nicht so fühlen.

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