Der Splitter Im Auge Gottes
keine Gerade im üblichen Sinn ist), und da die Endpunkte der Routen weit abseits von den Raumverzerrungen liegen, die Sterne und große Planetenmassen verursachen, wird es klar, daß ein Schiff die meiste Zeit damit verbringt, von einem Sprungpunkt zum nächsten zu kriechen.
Weitaus ärgerlicher ist jedoch die Tatsache, daß bei weitem nicht alle Sterne durch Hyperrouten erreichbar sind. Sprunglinien entstehen entlang der Äquipotentiallinien des thermonuklearen Flusses, so daß das Vorhandensein weiterer Sterne in einem geometrischen Muster bewirken kann, daß überhaupt keine Hyperroute auftritt. Von den vorhandenen Sprunglinien sind längst noch nicht alle kartiert, denn es ist ziemlich schwierig, sie aufzuspüren.
Die Passagiere der MacArthur mussten feststellen, daß eine Reise an Bord eines kaiserlichen Kriegsschiffes einem Gefängnisaufenthalt gleichkam. Die Mannschaft hatte ihren Pflichten nachzugehen, und auch während der Freiwachen mussten noch Reparaturen durchgeführt werden. Die Passagiere blieben ihrer eigenen Gesellschaft überlassen, wenn man von den wenigen gesellschaftlichen Kontakten absah, die die Schiffsroutine zuließ. Für Unterhaltung, wie sie auf Luxuskreuzern geboten wurde, war weder Zeit noch Platz.
Es war recht langweilig. Als die MacArthur sich auf ihren letzten Sprung vorbereitete, freuten sich die Passagiere auf die Landung in Neukaledonia wie auf eine Entlassung aus dem Gefängnis.
NEUKALEDONIA: Sternsystem jenseits des Kohlensacks, mit Zentralgestirn Typ F8, Katalogbezeichnung Murcheson A. Der entferntere Zwillingsstern Murcheson B gehört nicht zum System Neukaledonia. Murcheson A besitzt sechs Planeten in fünf Bahnen, und zwar vier innere Planeten, auf die ein relativ breiter Zwischenraum folgt, in dem die Brocken eines nichtkonsolidierten Planeten zu finden sind, und zwei äußere Planeten auf gemeinsamer Bahn in trojanischer Position. Die vier inneren Planeten tragen die Bezeichnungen Conchobar, Neuirland, Neuschottland und Fomor in der Reihenfolge ihres Sonnenabstands, die lokal als Cal, Old Cal oder einfach Sonne bezeichnet wird.
Die beiden mittleren Planeten sind besiedelt; beide wurden von Wissenschaftlern des Ersten Imperiums terrageformt, nachdem Jasper Murcheson, der mit Alexander IV. verwandt war, den Kronrat überzeugt hatte, daß das System Neukaledonia am besten geeignet wäre, eine neue kaiserliche Universität zu gründen. Man weiß heute, daß Murcheson vor allem daran lag, einen bewohnten Planeten in der Nähe des roten Superriesen zu wissen, der als Murchesons Auge bekannt ist. Da ihm das Klima von Neuirland nicht zusagte, verlangte er die Terraformung auch von Neuschottland.
Fomor ist ein relativ kleiner Planet mit einer kaum feststellbaren Atmosphäre und wenigen interessanten Eigenschaften. Es gibt jedoch mehrere Fungoide dort, die biologisch mit anderen Fungi verwandt sind, die im Sektor Trans-Kohlensack gefunden werden. Wie sie nach Fomor gekommen sind, hat eine endlose Kontroverse im Journal der Kaiserlichen Gesellschaft für Xenobiologie ausgelöst, da das System Neukaledonia sonst keine einheimischen Lebensformen aufzuweisen hat.
Die beiden äußeren Planeten haben eine gemeinsame Umlaufbahn und werden Dagda und Mider genannt, im Einklang mit der keltischen Nomenklatur des Systems. Dagda ist ein Gasriese, und das Imperium unterhält Auftankstationen auf den zwei Monden der Planeten, Angus und Brigit. Handelsschiffe werden informiert, daß Brigit ein Flottenstützpunkt ist und ohne Genehmigung nicht angelaufen werden darf.
Mider ist ein kalter Metallklumpen, mit intensiver Erzgewinnung, undfür Kosmologen ein Zankapfel, da seine Entstehungsgeschichte anscheinend in keine der beiden konkurrierenden Theorien der Planetenbildung passt.
Neuschottland und Neuirland, die beiden einzigen besiedelten Planeten des Systems, besaßen eine reiche Wasserdampf- und Methanatmosphäre, jedoch keinen freien Sauerstoff. Massive Bioimpfungen machten unter erheblichem Kostenaufwand bewohnbare Welten aus ihnen. Gegen Ende des Projekts verlor Murcheson seinen Einfluss im Rat, doch hatte man bereits so viel investiert, daß das Vorhaben doch abgeschlossen wurde. Nach weniger als hundert Jahren intensiver Arbeit wurden die Kuppelkolonien zu offenen Kolonien — eine der glorreichsten Leistungen des Ersten Imperiums.
Beide Welten erlitten während der Sezessionskriege erhebliche Bevölkerungsverluste; Neuirland hatte sich den Rebellenkräften angeschlossen, während
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