Der Splitter Im Auge Gottes
Lenin in die Umlaufbahn geht, werden wir bereits eine Reihe von Problemen gelöst haben müssen. Sie müssen sich die politische Situation hier draußen klarmachen. Es hängt alles zusammen. Die ITA will Handelsbeziehungen, am liebsten vorgestern. Die Humanitätsliga will Kulturaustausch. Armstrong möchte seine Flotte einsetzen, um die Rebellen im Zaum zu halten, aber gleichzeitig hat er Angst vor den Splits. Diese Frage — ob die Splits eine Gefahr sind — muss geklärt werden, bevor Merrill mit der Einigung des Sektors weitermachen kann. Die Börsen von hier bis Sparta geben sich nervös — welche Auswirkung wird die Split-Technologie auf unsere Wirtschaft haben? Welche florierenden Industriezweige werden dem Ruin ausgeliefert?
Wer wird reich? Und das alles liegt mehr oder weniger in unserer Hand, mein Junge. Wir müssen die Entscheidungen treffen.«
»Puh!« Die volle Bedeutung seiner neuen Aufgabe wurde ihm erst jetzt bewusst. »Was ist mit Sally? Und den übrigen Kommissionsmitgliedern?« »Blödsinn. Sie und ich, wir sind die Kommission. Sally wird tun, was nötig ist.«
»Sie meinen, was Sie von ihr verlangen. Ich würde nicht zu sehr damitrechnen — sie ist eine ziemlich eigenwillige Person.«
»Glauben Sie, ich weiß das nicht? Ich habe schließlich lange genug mit ihr zusammengelebt. Na, und Sie sind genauso eigenwillig, würde ich meinen. Ich erwarte nicht, Sie herumschieben zu können.«
Also bis jetzt hast du das ganz gut geschafft, dachte Rod.
»Sie werden sich ja denken können, wie's zu der Kommission kam, nicht?« fragte Ben etwas sarkastisch. »Das Parlament ist ein bisschen eifersüchtig auf die kaiserlichen Vorrechte. Eins davon ist unbezweifelbar die Verteidigung des Imperiums. Vor allem gegen fremde Intelligenzen. Wenn diese Wesen jedoch friedlich sind, will das Parlament zumindest bei den Handelsabkommen mitreden. Der Kaiser wird aber kaum die Split-Frage der Regierung überlassen, bevor wir wissen, woran wir mit ihnen sind. Von Sparta aus kann er sich natürlich nicht darum kümmern. Und selbst herkommen — Junge, das würde Probleme in der Hauptstadt geben! Das Parlament könnte ihn nicht hindern, die Angelegenheit Kronprinz Lysander zu übergeben, aber der ist noch ein Kind. Damit haben wir ein Patt. Die Macht, die Seine Majestät ausübt, ist eine Sache — eine ganz andere dagegen, irgendeinen Vertreter mit solchen Machtbefugnissen auszustatten.
Verdammt, nicht einmal ich würde es gerne sehen, wenn ein anderer als ein Angehöriger des kaiserlichen Hauses so viel Autorität bekäme. Ein Mann, eine Familie kann persönlich gar nicht zu viel Macht ausüben, auch wenn sie theoretisch sehr groß ist. Sobald aber zugelassen wird, daß er Macht an Vertreter delegiert, sieht die Sache ganz anders aus.«
»Was ist mit Merrill? Das ist sein Sektor.«
»Na und? Für ihn gelten die gleichen Einwände wie für alle anderen. Vielleicht noch mehr. Die Aufgaben eines Vizekönigs sind ziemlich klar umrissen. Sich um fremde Intelligenzen zu kümmern, gehört nicht dazu. Nicht, daß Merrill übermütig werden und sein privates Imperium hier draußen einrichten würde, aber die Geschichte zeigt, daß man jedenfallsvor so etwas verdammt auf der Hut sein muss. Deshalb musste es eine Kommission sein. Das Parlament wollte nicht einem einzelnen Mann soviel Macht zubilligen, nicht einmal mir. Man macht mich zum Vorsitzenden, weil ich die Wählerstimmen habe. Meine Nichte kam auf ähnliche Weise hinein — mein Bruder war populärer als ich's bin, wir brauchten auf jeden Fall eine Frau, na, und Sally war gerade im Splitter-System gewesen. Alles in Butter. Aber ich kann nicht allzu lange hier draußen bleiben, Rod. Das muss jemand anderer. Sie nämlich.«
»Das habe ich kommen sehen. Warum ich?«
»Sie sind ideal. Wir brauchten ohnehin die Unterstützung Ihres alten Herrn, um die Kommission in dieser Form durchzudrücken. Der Marquis ist zur Zeit ziemlich beliebt.
Hat gute Arbeit bei der Befriedung seines Sektors geleistet. Hat sich im Krieg gut gehalten. Außerdem gehören Sie beinahe zum Kaiserhaus. Sie sind ein möglicher Thronfolger ...«
»Ja, ungefähr an achtundzwanzigster Stelle oder so. Der Sohn meiner Schwester hat mehr Anspruch als ich.«
»Schon, aber damit würden diese Machtbefugnisse wenigstens nicht in völlig fremde Hände geraten. Ihre Standesgenossen vertrauen Ihnen. Adel wie Bürgertum mag Ihren Vater. Und niemand wird annehmen, daß Sie hier draußen König werden wollten —
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