Der Splitter Im Auge Gottes
sich, Wachen bekommen zu haben«, sagte Sally. »Ich glaube, er fürchtet sich ein wenig vor uns.«
Rod zuckte die Achseln. »Sie sehen sich ziemlich viel 3-D an. Weiß Gott, was sie jetzt von der menschlichen Rasse halten.« Sie traten ein und gerieten in eine angeregte Unterhaltung.
»Natürlich habe ich keine direkten Beweise erwartet«, betonte Kaplan Hardy. »Aber obwohl ich keine erwartete, wäre es doch eine angenehme Überraschung gewesen, irgend etwas Konkretes zu finden: heilige Schriften, eine Religion ähnlich wie die unsere, derartige Dinge. Aber erwartet — nein, erwartet habe ich es nicht.«
»Ich frage mich immer noch, was du eigentlich zu finden hofftest«, sagte Charlie. »Ware es meine Aufgabe zu beweisen, daß die Menschen Seelen haben, so wüsste ich nicht, wo beginnen.«
Hardy zuckte die Achseln. »Ich weiß es auch nicht. Aber beginnen wir mit euren religiösen Anschauungen — ihr glaubt, ihr besitzt etwas wie eine unsterbliche Seele.«
»Manche glauben es, manche nicht«, sagte Charlie. »Der Großteil der Meister glaubt es. Wie die Menschen mochten auch die Splits nicht glauben müssen, ihr Leben sei sinnlos. Oder daß sie für alle Ewigkeit ausgelöscht werden könnten. Hallo, Sally, Rod.
Bitte setzt euch doch.«
»Danke.« Rod nickte Jock und Ivan grüßend zu. Der Botschafter erinnerte an eine surrealistische Darstellung einer großen, weißen Angorakatze, wie er da ausgestreckt auf einer Couch ruhte. Der Meister winkte mit der unteren rechten Hand, eine Geste, die, wie Rod gelernt hatte, etwas wie >ich sehe dich< bedeutete. Es gab offensichtlich noch andere Grußformen, aber die waren für Meister, für Ebenbürtige reserviert, nicht für Wesen, die mit Vermittlern Besprechungen abhielten.
Rod schaltete seinen Taschencomputer ein, um die Notizen für die heutige Besprechung abzurufen. Die Information war so codiert, daß er an die offiziellen Punkte der Tagesordnung ebenso erinnert würde wie an die Fragen, die Senator Fowler beantwortet haben wollte, ohne daß die Splits merkten, daß sie überhaupt gestellt worden waren; Fragen wie zum Beispiel die, warum sich die Splits nie nach dem Schicksal der Narren-Sonde erkundigt hatten. Daran brauchte Rod nicht erinnert zu werden; es war ihm genauso rätselhaft wie dem Senator. Andererseits hätte er das Thema nur ungern zur Sprache gebracht, da er dann wohl berichtenmusste, was er der Sonde angetan hatte.
»Bevor wir beginnen«, sagte Rod. »Das Außenamt ersucht euch, heute abend an einem Empfang teilzunehmen. Für den Provinzadel und einige Parlamentsabgeordnete.«
Die Splits begannen zu zwitschern. Ivan antwortete. »Es wird uns eine Ehre sein«, sagte Jock förmlich. Ihre Stimme war völlig ausdruckslos.
»Gut. Nun stehen wir wieder vor denselben Problemen, über die wir schon gesprochen haben. Ob ihr eine Gefahr für das Imperium darstellt und welche Auswirkungen eure Technologie auf unsere Wirtschaft haben würde.«
»Sonderbarerweise«, sagte Jock, »beschäftigen uns dieselben Probleme. In umgekehrter Richtung natürlich.«
»Aber wir kommen nie zu etwas«, beklagte sich Sally.
»Wie sollten wir?« fragte Hardy ruhig. »Lassen wir einmal zunächst das mit der Gefahr außer acht. Bis wir erfahren, was unsere Freunde verkaufen wollen, können die Ökonomen nicht vorhersagen, welche Auswirkungen es haben wird — und die Splits stehen vor der gleichen Schwierigkeit.«
»Sie machen sich deshalb aber nicht soviel Gedanken wie wir«, sagte Renner ungeduldig. »Ich bin Sallys Ansicht. Wir reden viel, erreichen jedoch nichts.«
»Wir werden überhaupt nichts erreichen, wenn wir nicht endlich anfangen.« Rod blickte auf die Daten auf seinem Computer. »Der erste Punkt wären die Supraleiter. Die Physiker sind begeistert, aber die Wirtschaftsabteilung hätte gerne eine bessere Kostenabschätzung. Ich soll euch folgendes fragen...« Er berührte eine Taste, um die Fragen über den winzigen Schirm ablaufen zu lassen.
»Seid ihr unfruchtbar?« platzte Sally heraus.
Schweigen. Hardys Augen verengten sich ein wenig, ansonsten zeigte erkeine Reaktion. Renner hob die linke Augenbraue. Alle starrten erst Sally, dann die Splits an.
»Du meinst, die Vermittler«, sagte Jock zögernd. »Ja. Natürlich.«
Wieder herrschte einige Augenblicke lang Stille. »Alle von euch?« fragte Renner.
»Gewiss. Wir sind eine Kreuzung. Die Antwort scheint euch zu missfallen. Sally, was hast du? Die Vermittler sind erst ziemlich spät in der Evolution
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