Der Sportwettkampf von Schreckenstein
eigene Sprache, in der sie miteinander herumalbert und zwischendurch die andern frotzelt.
Beim Eintreffen der Gäste waren die Castellaner schon nahezu vollständig im Eßsaal versammelt.
„Ihr seid also die Ritter!“ flachste ein Mädchen, als die Schreckensteiner vor den Rosenfelserinnen hereinkamen. „Ihr klappert ja gar nicht. Wo habt ihr denn eure Rüstungen gelassen?“
„Die tragen wir nur zu Turnieren!“ antwortete Mücke mit hämischem Unterton. „Nicht zur Leichtathletik.“
Einer der Großen vom Castellum nahm sich die zierliche Ingrid vor. „Darfst du denn so spät noch auf sein, Kleine?“
Mückes Schwester sah an ihm hinauf, als schaue sie auf ihn herunter. „Ich hab schon größere Zwerge gesehen, die intelligenter dumm schwätzten.“
Möglichst lässig strebten die beiden Mannschaften durch das Spalier der Castellaner zu ihren Tischen. Dampfwalze bewegte sich vorwärts, als könne er vor Kraft kaum gehen; Witzbold Klaus grinste rundum jeden an und murmelte dabei immer wieder: „Lauter unbekannte Gesichter. Lauter unbekannte Gesichter.“
Andi pfiff leise vor sich hin. Martina tänzelte, als wären aller Augen nur auf sie gerichtet, und sie flüsterte Günter ein leises „Hallo“ zu. Strehlau schaute, scheinbar in Gedanken, über alle hinweg. Ottokar und Stephan geleiteten Sophie und Beatrix, bei deren Anblick Sandro mit der Zunge schnalzte. Anke lächelte dem Schulkapitän zu.
Pummel, Eugen, Walter und Werner suchten offenbar etwas sehr Wichtiges auf dem Boden; Bettina, Marie-Luise und Renate taten so, als hörten sie die Bemerkungen der Castellaner nicht.
„Da kommt mein Typ!“ sagte Robby zu Constanze.
Dieter, Emil, Esther und Doris lächelten überlegen, wie Leute, die von anderen etwas wissen, das sie belustigt. Für Amanda aber, die mit Sonja den Schluß bildete, war’s ein wahrer Spießrutenlauf.
„Aaaaah!“ tönten die Großen. „Wer kommt denn da? Das Beste am Schluß! Komm nachher auf einen Drink in mein Zimmer!“
Helmut wollte nach ihrer Hand greifen, doch Sonja trat dazwischen.
„Gott sei Dank!“ seufzte die arme Amanda, als sie endlich am Tisch angelangt waren. Alle setzten sich, die Flachserei ging weiter. Viele Bemerkungen wurden laut gemacht, damit es die andern hörten.
„Wieso ist es bloß heut’ abend so voll?“ fragte ein Castellaner. „Ist doch gar nichts Besonderes los.“
„Ich hab’ ein prima Mittel gegen Wespenstiche!“ tönte Klaus. „Da merkst du überhaupt nichts davon!“
Am fernen Lehrertisch entgingen Fräulein Doktor Horn alle Flachsereien. Der Rex allerdings schmunzelte. Er dachte sich seinen Teil.
Glockenreiner Glasklang. Hummel war aufgestanden. „Wir wollen unsere Gäste von Burg Schreckenstein und Schloß Rosenfels begrüßen!“
Nach unverständlichem Gemurmel brachen die Castellaner in eine Art Schlachtruf aus, der sich sehr lateinisch anhörte. Dann fuhr Hummel fort: „Anschließend treffen wir uns in der Bibliothek. Damit ihr euch besser kennenlernt vor dem Wettkampf morgen. Das ist wichtig. Und jetzt: Laßt es euch schmecken!“
Das Essen stand schon auf den Tischen.
„Was für eine Riesenüberraschung!“ alberte Doris, denn es gab dasselbe wie bei der Ankunft: Aufschnitt und Käse. Dazu einen kräftigen italienischen Salat.
Es wurde still. Das Castellum trat in den Hintergrund. „Nicht zuviel!“ sagte Rolle. „Denkt an morgen!“
Seine Warnung wurde von der nicht vorhandenen Menge unterstützt. Es gab längst nicht so viel wie auf der Burg. Dabei schmeckte der Salat nach mehr, nach sehr viel mehr.
„Das Rezept war absolut rekordverdächtig!“ lobte Dieter.
Die Flachserei nahm ab, weil man mit vollem Mund schlechter reden kann. Um so mehr schweiften dafür die Blicke. Nur einige Mädchen tuschelten und kicherten noch.
Martina sah zu Günter hinüber, der langsam kaute, wie ein müder Ochse, ohne dabei Sophie aus den Augen zu lassen. Stephan peilte zwischen Pummel und Eugen hindurch Anke an, die ihrerseits Ottokars Kieferbewegungen ebenso zu interessieren schienen wie Sandro die von Beatrix oder Helmut die von Amanda.
Die stummen Kontakte entgingen Sonja in ihrer Eigenschaft als Betreuerin nicht. Schließlich sagte sie vorbeugend: „Wir bleiben bitte nachher zusammen, treten nur als Mannschaft auf.“
Ähnliche Gedanken beschäftigten den Schulkapitän. „Nachher nicht ausfragen lassen!“ empfahl er zum Weitersagen. „Wir schauen uns unsere Gegner mal genauer an und verabschieden uns pünktlich
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