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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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haben? Was hat er darin investiert, den Exarch ausreichend zu beeindrucken, um diese Ernennung zu bekommen? Wie tief reicht dieser Plan?«
    Das waren dieselben Fragen, die sich Jonah die letzten Tage über gestellt hatte. Er antwortete aus dem Bauch heraus. »Ich glaube nicht, dass er seine Ernennung zum Paladin vorhergesehen hat. Ich glaube auch nicht, dass er irgendetwas davon so geplant hat, wie es gekommen ist. Ich will nicht einmal glauben, dass er wirklich in diese Sache verwickelt ist, aber alle Beweise deuten in seine Richtung. Ich hoffe, er hat sich da in irgendetwas verstrickt, dessen er nicht mehr Herr wird, und schafft es einfach nicht, sich zu befreien. Das hoffe ich.«
    »Ich auch. Also, was tun wir jetzt? Eine offizielle Anklage?«
    »Nein«, lehnte Jonah ab. Jetzt wusste er es. Er hatte sich den ganzen Tag darüber Sorgen gemacht, wie es weitergehen sollte, und plötzlich wusste er genau, wie es ablaufen musste, wo seine Stellung war. »Nein, wir holen ihn her, wir beide. Wir sorgen dafür, dass er weiß, wie ernst es aussieht. Wir holen ihn her und fordern ihn auf, uns zu helfen, seinen Namen reinzuwaschen. Uns eine Erklärung für das alles zu liefern.«
    »Können wir immer noch davon ausgehen, dass er unschuldig ist? Nach all dem?«
    »Ja.« Wenn Jonah an Gareth Sinclair dachte, sah er ein Bild aus ihrer Zeit auf Ryde vor sich. Der Meteoreinschlag hatte die gesamte Umwelt des Planeten zerschlagen, hatte die planetare Kruste aufgerissen und erloschene Vulkane wieder ausbrechen lassen. Aus einem solchen Vulkan war ein breiter Lavastrom auf ein Flüchtlingslager zugeflossen, voller Menschen, die schon aus drei anderen Lagern hatten flie-hen müssen. Gareth war dort gewesen, in seinem Schwarzfalke, hatte Felsen zertrümmert, um die Lava umzuleiten, Gräben ausgehoben, um sie lange genug aufzuhalten, sodass die Menschen entkommen konnten, und war geblieben, bis auch der letzte Flüchtling fort gewesen war. Schließlich hatte er mitten in einem Lavasee festgesessen. Er hatte versucht, in Sicherheit zu springen, und es fast geschafft. Die Füße des Mechs waren im flüssigen Stein gelandet, Sinclair aber war weitergewatet, während die Metallbeine unter ihm wegschmolzen. Mindestens dreimal hatte Jonah erwartet, dass der Mech nach hinten kippte und Sinclair in der roten Flut unterginge. Jedes Mal war es ihm gelungen, die Maschine gerade zu halten. Endlich, als sich die Knie auflösten, war der Schwarzfalke gestolpert, wieder nach hinten gekippt, und hatte sich dann nach vorne geworfen. Er hatte keinen Halt mehr gehabt, und so war das Cockpit weitergeflogen, bis es auf dem Boden aufschlug, dem festen, sicheren Felsboden. Der Rumpf des Mechs hatte es bis in die Sicherheit geschafft.
    An diesem Tag hatte Sinclair hunderten Menschen das Leben gerettet und das eigene dabei fast verloren. Am nächsten Tag hatte er in einem Graben gestanden, ein Auge bandagiert, und versucht, die Lava von einem Chemiewerk fortzuleiten. Als der Legat Rydes erschienen war, um ihm zu danken, war Sinclair ehrlich überrascht gewesen, dass jemand seine Tat für etwas Besonderes hielt.
    Jonah konnte sich einfach nicht vorstellen, dass derselbe Mann Meuchelmord und Umsturz plante. Diese Chance schuldete er ihm.
    »Wir legen die Karten auf den Tisch«, sagte er. »Vielleicht kann er uns sagen, wo unser Fehler liegt.«
    »Und falls nicht?«
    Auf diese Frage gab es nur eine Antwort. »Dann nehmen wir ihn fest.«
    Hotel >Duquesne<, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    18. Dezember 3134
    Das besiegelt es, dachte Jonah säuerlich. Jetzt bin ich wirklich ein Politiker geworden.
    Ein Punkt, den er an der Politik immer gehasst hatte, war die Art, wie sorgfältig gewählte Worte, kleine Gesten und alltägliche Handlungen eine besondere Bedeutung erhielten. In diesem Spiel konnte ein Paladin durch das leichte Neigen seines Kopfes während einer wichtigen Rede des Exarchen Zustimmung oder Missfallen ausdrücken und ganz Genf in einen Tumult der Gerüchte und wechselnden Allianzen schleudern. Jedes Wort, jede Bewegung, jeder Schritt hatte das Potenzial, zu einer politischen Aussage zu werden.
    Jonah hasste es, wenn man versuchte, ihn auf diese Weise zu entschlüsseln. Seine Gesten waren niemals effekthascherisch. Wenn er sich an der Nase kratzte, dann nur, weil sie juckte. Er zog es vor, dass man fragte, wenn man wissen wollte, was er dachte, und die Antwort, die er gab, akzeptierte. Und ebenso behandelte er andere, denn er vertrat die

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