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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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laut. Es klang in seinen Ohren seltsam, und sicher würde es seiner Frau, die er auf Kervil zurücklassen musste, nicht anders gehen. »Nach Terra, um an der Wahl des nächsten Exarchen teilzunehmen.«
    Der Wind drehte und trug den beißenden Geruch von Feuer und Tod über den Sand. Plötzlich erkannte Jonah, dass dieser Morgen der einfache Teil gewesen war. Was ihn auf Terra erwartete - das war die wirkliche Herausforderung.
    Büro des Exarchen, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    24. Oktober 3734
    Exarch Damien Redburn zog es vor, Besprechungen in seinem Privatbüro abzuhalten statt in dem zeremoniellen Büro, das formellen Treffen und Fototerminen diente. Das offizielle Büro belegte fast eine komplette Etage des Regierungspalastes. Es bot reichlich Prunk und Eleganz, aber wenig Sicherheit oder Bequemlichkeit.
    Sein Privatbüro hingegen war in einer Mischung aus konservativem Dekor und simplem Arbeitsmobiliar ausgestattet, wie es jedem Manager in hundert terranischen Konzernen hätte gehören können. Und der Gebäudeplan in der Eingangshalle erwähnte den Exarchen nicht einmal. Offiziell residierte hier der Stellvertretende Untersekretär der Republik für Wirtschaftlichen Wiederaufbau.
    Nicht mehr lange, dann würde er beide Büros hinter sich lassen. Er hatte bereits ein Landgut im pazifischen Nordwesten des amerikanischen Kontinents gekauft und freute sich darauf, lange Zeit nichts weiter zu tun als zu fischen. Die unangenehmeren Seiten der Politik würde er mit Freuden hinter sich lassen: endlose Sitzungen, geisttötende Zeremonien, Bürokratie.
    Aber da war natürlich auch der Rest seiner Arbeit, der Teil, der ihn überhaupt hierhergeführt hatte... die Pläne, die Ziele, die ständige Hoffnung, etwas Bleibendes zu erschaffen, etwas Besseres, als er vorgefunden hatte. Redburn hatte noch niemanden getroffen, der mit diesem Teil der Politik wirklich abgeschlossen hatte. Außer Devlin Stone, und selbst der hatte versprochen wiederzukommen. Es blieb noch viel zu tun, viele Möglichkeiten im Kleinen wie im Großen, seinen Einfluss auch aus der Ferne der Pazifikküste einzusetzen. Er hatte eine Vorstellung davon, was bevorstand, und er wusste, er würde es nicht schaffen, dabei nur ein unbeteiligter Zuschauer zu bleiben. Manchmal gab er das vor, aber das war nichts als Fassade, damit die, die sich einbildeten, er würde sich völlig zurückziehen, diese Illusion noch etwas länger hegten.
    Momentan allerdings war er ganz darauf konzentriert, die Treffen abzuwickeln, die ihn von seiner Angel fernhielten. Und ehrlich gesagt war der momentane Termin sogar einer der angenehmeren in seinem Kalender.
    Der Paladin, der an einer Seite des Bürosofas saß, war offiziell gar nicht hier, ebenso wenig wie dieses Büro offiziell existierte. Bis Redburn sein Amt antrat, hatte er sogar gelegentlich geglaubt, dieser Paladin - der Phantompaladin, der achtzehnte der siebzehn Paladine der Sphäre, der Paladin, dessen Identität allein der amtierende Exarch erfuhr - sei eine Legende, ein Märchen, erdacht um diejenigen einzuschüchtern, die versucht waren, das eigene Wohl über das der Republik zu stellen.
    Die bloße Existenz des Phantompaladins war der Stoff von Gerüchten und Spekulationen in der Bevölkerung. Inzwischen aber hatte Damien Redburn einen Punkt in seiner Amtszeit erreicht, an dem er den Phantompaladin sehr gut kannte. Gut genug, um ihre Treffen in weiten Teilen zu einem Plausch unter Freunden zu machen. Konnte es einen besseren Freund für einen Herrscher geben, der es sich nicht erlauben durfte, irgendjemanden zu bevorzugen, als einen Paladin, dessen Identität niemand kannte?
    Redburn holte eine Karaffe und zwei Cognacschwenker aus der Vitrine in der Ecke. Er schenkte zwei Fingerbreit bernsteingelber Flüssigkeit in jedes Glas.
    »Ich bin der Glücklichere von uns beiden«, stellte er fest, als er seinem Gast eines davon reichte.
    Der Phantompaladin nahm einen genüsslichen Schluck. »Wie das?«
    »Ich kann meine Arbeit bald beenden. Soweit ich sehe, musst du weitermachen, bis du eines Tages tot umfällst.«
    »Stimmt.« Der Phantompaladin nahm noch einen Schluck und ließ sich das Aroma sichtlich auf der Zunge zergehen. »Andererseits brauche ich mich nicht mit Politik abzugeben. Das macht nur alt.«
    »Wenn du erwartest, dass ich dir da widerspreche, muss ich dich enttäuschen.« Redburn legte den Kopf in den Nacken und schaute zur Decke. »Letztens habe ich mich kaum noch im Spiegel erkannt. Und ich

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