Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
Vom Netzwerk:
fähiger Mann mit der richtigen Unterstützung in der Republik der Sphäre weit bringen.
    Diese Unterstützung besaß Henrik Morten - und dafür war er dankbar. Mehr noch, er hatte einen sehr ausgeprägten Sinn dafür, was er seinem Gönner schuldete. Er betrachtete es als Teil seiner Aufgaben
    - und eine Frage puren Selbstinteresses -, die Ohren für alles offen zu halten, was ihn interessieren könnte. Richtig organisiert konnten sich Informationsfetzen aus den verschiedensten Quellen als äußerst wertvoll erweisen. Sie mussten nur zur richtigen Zeit die richtige Person erreichen.
    Heute Abend speiste er im >Restarante Del Sol< in Santa Fe mit seiner hiesigen Freundin, Elena Ruiz. Das Restaurant war im Stil des alten amerikanischen Südwestens dekoriert, mit reichlich Stuck, dunklem Holz und handbemalten Kacheln. Die begeisterte Reaktion seiner Begleiterin zeigte ihm, dass sie zum ersten Mal jemand in ein so elegantes und dezent kostspieliges Lokal ausführte.
    Elena arbeitete als Krankenschwester im Wohn-flügel des Ritterhauptquartiers in Santa Fe, auch wenn sie sich häufig beschwerte, dass sie kaum mehr war als eine Haushälterin. Darin steckte ein Kern von Wahrheit, aber Henrik war nicht so dumm, ihr das zu sagen. In seinen Augen war sie ein überqualifiziertes Dienstmädchen, und ganz sicher nicht von Adel. Sie konnte so lange sie wollte nach einem Heiratsantrag und einer Chance angeln, eines Tages Frau Botschafter und später Frau Senator zu werden, doch sie hatte nicht den Hauch einer Chance.
    Henrik unternahm jedoch keinen Versuch, ihre Illusionen zu zerschlagen. Zumindest noch nicht. Sie war zu gut im Bett, um sie grundlos zu verscheuchen. Außerdem hörte sie sich gerne reden, hier am Tisch ebenso wie zwischen den Laken. Und Henrik, der ständig an Informationen interessiert war, die es nicht bis in die Öffentlichkeit geschafft hatten, konnte gut zuhören.
    »... einfach nicht genug Schlaf bekommen in den letzten paar Tagen. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten, und das ist alles Paladin SteinerDavions Schuld.«
    Er sah Elena über die Bienenwachskerzen, das Blumengesteck und den Korb mit Brot an, das in Servietten eingeschlagen war. »Ich kann gut verstehen, dass du mit deinem Anblick einen Mann wach zu halten vermagst, aber Victor ist doch sicher zu alt, um in dieser Richtung tatsächlich noch etwas zu tun.«
    »Das weiß ich nicht.« Sie kicherte. »Aber davon rede ich auch nicht. Er arbeitet jeden Abend bis spät in die Nacht, und dann schläft er an seinem Schreibtisch ein.«
    »Das muss hart für dich sein«, stellte Henrik mitfühlend fest.
    Sie seufzte. »Ja, das ist es. Ich kann selbst erst ins Bett gehen, wenn ich sicher bin, dass er schläft. Ich muss seine Lebenszeichen auf den Überwachungsschirmen kontrollieren und mindestens einmal persönlich nachsehen, nachdem er eingeschlafen ist.«
    »Das ist nicht sehr höflich von ihm, dich so wach zu halten.«
    »Keiner der älteren Langzeitgäste ahnt, wie genau wir auf ihre Gesundheit achten.«
    »Jemand muss es tun«, bestätigte Henrik. »Ein Mann von Victor Steiner-Davions Alter sollte sich nicht derart überanstrengen und wer weiß wie lange arbeiten. Was macht er denn so lange?«
    Sie stieß einen leisen, verärgerten Grunzlaut aus. »Als ob er mir das sagen würde. Ich bin nur die Frau, die ihn ärgert, indem sie kommt und aufräumt, auch wenn er das für unnötig hält. Man sollte meinen, in seinem Alter wüsste er, wie gefährlich und unhygienisch Unordnung ist.«
    Henrik konnte nachvollziehen, dass ein Mech-Krieger-Veteran und Politiker, der so viele Kriegsjahre und Intrigen überlebt hatte wie Victor SteinerDavion, sich von den Gefahren eines unaufgeräumten Zimmers nicht sonderlich beeindrucken ließ. Doch er sagte: »Sollte man meinen.«
    »Aber er hat es sich in seinen alten Kopf gesetzt, dass er es - woran immer er auch arbeitet - den Paladinen präsentieren muss, wenn sie sich zur Wahl versammeln. Und bis er seine Rede gehalten hat, wird er keine Ruhe geben.«
    Henrik fühlte das Kribbeln im Nacken, das er immer in der Nähe potenziell wertvoller Informationen verspürte. Seine nächsten Worte wählte er also sehr sorgfältig. Falls Elena das Gefühl bekam, er wollte sie ausfragen, würde sie verstummen, und dann bekam er zu diesem Thema nichts mehr aus ihr heraus.
    »Hat er gesagt, dass es unbedingt die Paladine sein müssen? Würde der Senat nicht genügen? Der tagt ständig in Genf. Dann brauchte er sich nicht so

Weitere Kostenlose Bücher