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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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Zeitpunkt ist ein Albtraum. Armer Victor. -GioAvanti
    Ich hatte mich darauf verlassen, dass er uns unter die Arme greift. - Avellar
    In Jonahs Gedanken klickte etwas. Der Zeitpunkt dieses Todes war in der Tat unglaublich ungünstig. Verdächtig ungünstig sogar. Redburn hatte einen Herzschlag erwähnt, aber der Zeitpunkt von Victors Tod musste Verdacht erregen. Seine Worte hätten den Ausschlag für die Wahl bedeuten können. Jetzt waren sie verloren. Das konnte sich für jemanden als höchst erfreulich erweisen.
    Er warf einen Blick auf seinen Schirm. Kessel ließ
    diese Neuigkeit sicher nicht unberührt, blieb aber noch stumm. Ebenso Sorenson, weithin bekannt als Victor nicht gerade freundschaftlich verbunden. Ganz sicher hatten diese beiden etwas zu sagen, und es sah ganz danach aus, dass sie es nur einander mitteilten. Besonders Kessel musste augenblicklich erkannt haben, dass Victors Tod die Wahl völlig offen gestaltete, und musste auf der Stelle aktiv geworden sein, um davon zu profitieren. Wenn überhaupt jemand daraus einen Vorteil ziehen konnte...
    Jonah erstickte diesen Gedanken, noch bevor er sich ganz geformt hatte. Die politische Debatte versprach schon schlimm genug zu werden, und Verdächtigungen in Richtung der anderen Paladine würden nicht helfen.
    »... eine vor allem in dieser Wahlzeit besonders bedeutsame Entscheidung«, sagte Redburn. »Ich kann und werde nicht versprechen, dass der neue Paladin den Platz Victor Steiner-Davions einnehmen wird. Das kann niemand. Der neue Paladin wird seinen eigenen Platz finden, wie es alle Paladine getan haben. Paladine der Republik, Offiziere der Sphäre, Damen und Herren von den Medien, ich präsentiere Ihnen Ritter Gareth Sinclair.«
    Sinclair wirkte überwältigt, als er von den Rittern herab zu Steiner-Davions leerem Platz trat. Diesmal war der Beifall zögernder und gedämpft, aber Jonah wusste: Dies drückte keine Ablehnung Sinclairs aus. Vielmehr hatten die Leute die Nachricht vom Tod seines Vorgängers noch nicht verarbeitet.
    Jonah applaudierte leise mit den anderen Paladinen, während Gareth Sinclair seinen Platz einnahm. Erst als der Beifall verklang, fiel Jonahs Blick wieder auf seinen Schirm. Dort war eine neue Nachricht zu lesen:
    Levin: Erste Untersuchungsberichte deuten daraufhin, dass Victor Steiner-Davions Tod keine natürliche Ursache hatte. Ich möchte, dass Sie die Nachforschungen übernehmen. - Redburn
    Halle der Paladine, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    27. November 3134
    »Bei allem, was heilig ist, Damien - warum ich?«
    Kaum war die kurze Eröffnungssitzung des Konklaves beendet, da hatte Jonah Damien Redburn in dem kleinen Büro neben der Halle zur Rede gestellt.
    Genau genommen war das Zimmer wenig mehr als eine Nische für Privatgespräche. Zwischen Eingangs- und Ausgangstür stand ein Schreibtisch mit zwei Stühlen, genau wie in den Paladinkabinen der Halle. Der Hauptzweck dieses Raumes bestand darin, den Seiteneingang des Regierungspalastes für den Exarchen mit dem Rest der Halle der Paladine zu verbinden. Ohne das einzelne, schmale Fenster hinaus zur Straße wäre es eine gut beleuchtete Besenkammer mit Teppichboden gewesen.
    Momentan saßen weder Jonah noch der Exarch. Redburn stand am Fenster und wirkte abwehrend. Jonah stand ihm gegenüber, unmittelbar hinter der geschlossenen Türe.
    »Es muss sein«, erklärte Redburn.
    Wieder fragte Jonah: »Warum ich?«
    »Ich muss die Nachforschungen einem Paladin anvertrauen, und das sofort.« Redburns Gesichtsausdruck war ernst und ehrlich. »Nur so glaubt man uns, dass die Republik Victors Tod ernst nimmt.«
    »Ich muss deine Urteilsfähigkeit ernsthaft anzweifeln. Ich bin kein Politiker, und Victors Tod, ganz gleich ob natürlich oder nicht, ist hochpolitisch.«
    »Genau deshalb sollst du es machen.«
    »Offenbar werde ich mit zunehmendem Alter dümmer, Damien. Erklär es mir.«
    Der Exarch seufzte. »Gerade weil du kein Politiker bist, oder zumindest so wenig ein Politiker, wie das für jemanden in deiner Position möglich ist. Und viel sagt das nicht, also hör auf mit der >Ich-bin-nicht-würdig<-Nummer. Darauf falle ich nicht herein.«
    Jonah ignorierte die letzte Bemerkung. In der Anschuldigung steckte genug Wahrheit, dass es vermutlich besser so war. Stattdessen fragte er: »Welchen Vorteil bringt meine vorgebliche Politikferne dieser Untersuchung?«
    »Zum einen«, erläuterte Redburn, »hast du über das absolute Minimum hinaus keine Beziehung oder Verbindung

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