Der Stachel des Skorpions
zuzuhören.
Wie stehen die Wetten für die Länge der Eröffnungsrede? - Jorgensson
Ich habe auf fünf Minuten gesetzt. - GioAvanti Falls unser Exarch es schafft, nur fünf Minuten zu reden, ist er des Politikerlebens wirklich überdrüssig.
- Mandela
RESPEKTLOSIGKEIT. - Drummond
Die meisten Beiträge Drummonds zu ihren Nebengesprächen waren von dieser Art. Jonah fand, es wäre besser gewesen, sie gar nicht erst am Nachrichtenaustausch zu beteiligen, wenn es nicht unbedingt nötig war. Aber ein paar andere hatten Spaß daran, sie zu provozieren.
Je schneller er aufhört, desto eher kommen wir zum Geschäft: dem Nachfolger für Crow. Irgendwelche Ideen? - Kessel
Es dauerte etwas, bis Heather schließlich antwortete.
Wir sind noch gar nicht dazu gekommen, darauf zu wetten. - GioAvanti
Natürlich hatten sie alle eine Vorstellung - oder Hoffnung -, wer an Crows Stelle ernannt werden würde. Aber niemand war bereit, sich zu äußern, schon gar nicht Kessel gegenüber. Je eher Kessel einen Namen wusste, desto mehr Zeit hatte er, um zu planen, wie er den Neuzugang auf seine Seite ziehen konnte.
»... erfüllt die hohen Anforderungen für Paladine, die Devlin Stone gesetzt hat. Es ist mir eine Ehre, Ihnen Lady Janella Lakewood, Ritterin der Sphäre, als nächste Paladinin der Republik zu präsentieren.«
Applaus schlug durch den Saal, und alle fünfzehn Paladine erhoben sich von ihren Plätzen, um ihre neue Kollegin willko mm en zu heißen. Lakewood war kompetent und beliebt, und als sie von ihrem Platz bei den Rittern aufstand und nach vorne trat, um ihre neue Position einzunehmen, wurde noch immer geklatscht und gepfiffen, unter anderem von ein paar Paladinen. Lakewood selbst wirkte nervös, aber entschlossen, und zugleich freudig erregt - eine keineswegs unerwartete Mischung von Emotionen, dachte Jonah.
Sobald sich die Paladine wieder gesetzt hatten, streckten die meisten die Hand nach der Tastatur aus, um Lakewood zu gratulieren und ihre Reaktionen auszutauschen. Doch ein ernster Unterton in Redburns Stimme ließ sie innehalten.
»Ich hatte geplant, die Beratungen über die Wahl meines Nachfolgers an dieser Stelle offiziell zu eröffnen, und ich würde alles darum geben, könnte ich dieser Planung folgen. Unglücklicherweise bin ich gezwungen, stattdessen eine unerwartete Bekanntmachung zu verlesen. Heute Morgen...«
Zum Erstaunen des ganzen Saales versagte Redburn die Stimme. Er senkte den Blick, nahm ein Blatt Papier auf und las ab.
»Um sieben Uhr fünfzehn Ortszeit heute Morgen wurde Paladin Victor Steiner-Davion in seinem Büro in Santa Fe tot aufgefunden, offenbar in Folge eines Herzschlages.«
Ein Stöhnen ging durch den Saal. Mindestens einem Reporter fiel der Compblock aus der Hand, während andere aus der Halle stürmten, um die
Nachricht so schnell wie möglich weiterzugeben. Andere blieben und warteten auf eventuelle weitere Informationen von Redburn.
»Die Republik der Sphäre hatte keinen größeren Freund oder Diener als Victor Steiner-Davion. Im Laufe seines langen Lebens...«
Lang lebe Victor Steiner-Davion! - Owens
Die Worte standen lange einsam auf den Schirmen vor den Paladinen, bis der Erste antwortete.
Dann ließen mehrere einen eigenen Tribut folgen. Es dauerte allerdings nicht allzu lange, bis die Politik ihr Haupt erhob.
Was passiert nun? Noch eine Ernennung, oder beraten wir zu fünfzehnt? - Avellar
Jonahs erster Impuls war Wut. Er wollte erwidern, dass es zu früh war, um über Victors Nachfolger zu reden. Legenden konnte man nicht so einfach ersetzen.
Aber er wusste natürlich, dass es keineswegs zu früh war. In der ganzen Republik breiteten sich Unruhen aus, und Redburn hatte die Paladine zusammengerufen, damit sie einen Exarchen wählten. Sie konnten sich keine Trauerzeit leisten.
Jemand muss ihn ersetzen. In Unterzahl können wir die Wahl nicht durchführen. - Drummond
Sollte Victor nicht heute eine Rede halten? - Jorgensson
Stimmt. Weiß irgendjemand, worüber? - Mandela Soweit ich weiß, nicht. Er hielt sich sehr bedeckt, was das betraf. - GioAvanti
Die Rede. Daran hatte Jonah gar nicht gedacht. Er war sehr gespannt darauf gewesen, was Victor zu sagen hatte, hatte gehofft, etwas in der Ansprache könnte ihm dabei helfen, seine Gedanken über die Wahl des neuen Exarchen zu ordnen. Er folgte Victor nicht blindlings, ganz und gar nicht, doch Jonah war sich durchaus bewusst, wie dumm es gewesen wäre, den Beitrag des ältesten Paladins unbeachtet zu lassen.
Der
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