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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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reagieren. Gareth versuchte zu verhindern, dass sich der Mann langweilte, und einen Wunsch zu finden, der ihn beschäftigte. Beiläufige Aufgaben fürs Personal zu finden, gehörte aber nicht zu seinen Stärken.
    Der Mann hinter Senator Mallowes hingegen hatte in den letzten zehn Minuten den Salat des Senators gepfeffert, eine frische Serviette geholt, weil Mallowes einen schwachen Fleck in einer Ecke der Serviette entdeckt hatte, die er zuerst erhalten hatte, und ihm einen weiteren Eiswürfel für seinen Scotch geholt. Mallowes verstand es, dafür zu sorgen, dass die Leute, die für ihn arbeiteten, beschäftigt waren.
    Abgesehen von einem kurzen Glückwunsch zu Gareths Ernennung am Beginn des Abends hatte sich der Senator in ihrem Tischgespräch auf gemeinsame Bekannte konzentriert und Gareth nach sämtlichen Mitgliedern der Familie gefragt. Seine Züge hatten sich unter dem wallenden grauen Haar, die im Trivid so streng wirkten, großväterlich entspannt. Auch wenn es die eines Großvaters blieben, der keine Probleme damit hatte, einem aufmüpfigen Enkel den Hosenboden stramm zu ziehen.
    Vom Consomme über den Lammbraten bis zum Schaumgebäck hatte Mallowes kerzengerade am Tisch gesessen, mit scharfem Blick und messerschar-fer Bügelfalte in der Nadelstreifenhose. Als er noch jünger gewesen war, hatte der Senator Gareth eingeschüchtert, auch wenn er ihn nie anders als freundlich behandelt hatte. Trotzdem nahm er beim Anblick des dunklen Anzugs, der Seidenkrawatte und der wappenverzierten Manschettenknöpfe immer noch ebenso Haltung an wie angesichts der Ausgehuniform eines Paladins.
    Mallowes tat sein Bestes, um eine familiäre Atmosphäre zu schaffen, und unterhielt Gareth mit Anekdoten aus der Vergangenheit der Sinclairs, die er mit trockenem Humor erzählte. Gareth wusste sehr genau, dass dem Senator etwas anderes am Herzen lag als die Familiengeschichte, aber die wichtigen Themen würden später kommen. Mallowes ließ sich von der Politik ungern eine gute Mahlzeit verderben.
    Sobald die Dessertteller entfernt waren und die Drinks vor ihnen standen, wechselte das Gespräch wie ein in den Wind drehendes Segelboot zum Geschäftlichen.
    »Gareth, ich hoffe, du nimmst mir diese Offenheit nicht übel, aber ich muss dir eine Frage stellen, und ich halte es für das Beste, geradewegs zum Punkt zu kommen.«
    Gareth nickte nur.
    »Guter Junge. Meine Frage ist, wie schätzt du selbst deine Fähigkeit ein, diese neue Position auszufüllen?«
    »Ich muss zugeben«, antwortete er, »dass ich mich erst noch an den Gedanken gewöhnen muss.«
    »Möglicherweise wirst du länger dafür benötigen als irgendjemand sonst in deiner Familie.« Mallowes nippte an seinem Glas. »Sie werden zwar über den Zeitpunkt der Ernennung überrascht sein, aber nicht von der Tatsache. Du verdienst es.«
    Gareth zuckte die Achseln. »Ich könnte für die Ernennung eines halben Dutzends anderer Ritter argumentieren, die ebenso bereit dafür waren wie ich. Vielleicht mehr als ich.«
    »Ich kenne die Listen. Die anderen mögen tapfer und gut ausgebildet sein, aber ihnen fehlt dein Hintergrund.« Der Senator runzelte die Stirn und alles Großväterliche an ihm verschwand. »Devlin Stone war nicht immer so vorsichtig bei der Auswahl seiner Paladine, wie es gut gewesen wäre. Du siehst ja, wohin uns das geführt hat: Ezekiel Crow! Ich bin froh, dass Redburn diese Dinge vernünftiger betrachtet.«
    Gareth lächelte. »Was für ein Pech, dass er seine Amtszeit beendet, gerade jetzt, wo er vernünftig wird.«
    Glücklicherweise nahm Mallowes die Bemerkung so auf, wie sie gedacht war. »Das sollte natürlich keine Kritik an einem unserer beiden Exarchen sein. Falls ich über einige von Stones späteren Handlungen besorgt bin, dann nur, weil sie seine eigenen Ziele konterkarierten. Stone folgte bei der Gründung der Republik einer klaren Vision, und zwar einer Vision, der wir weiter folgen müssen.«
    Vision. Gründung. Gareth erkannte diese Worte. Es waren politische Codebegriffe, die häufig von
    Gruppierungen benutzt wurden, die überall auf Terra Unruhe stifteten. Ihm wurde unangenehm bewusst, dass er sich nicht sicher sein konnte, wo Mallowes im Hinblick auf eine Reihe von Fragen stand, die der Republik Probleme bereiteten, und er wusste: bis er klarer sah, musste er sich vorsehen, was er sagte.
    »Und nun brauchen wir einen dritten Exarchen«, erklärte Mallowes. »Eine Entscheidung, bei der du plötzlich eine entscheidende Rolle spielst. Natürlich

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