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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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Kittery-
    Renaissance und Cullen Rois Aktionen keine Möglichkeit hatte, auf dessen Wahl einzuwirken.
    Diese kleine Aktion allein würde sicher nicht ausreichen, die notwendigen Veränderungen zu bewirken, aber sie war immerhin ein Anfang. Ein Versprechen der Kittery-Renaissance, ein kleiner Vorgeschmack auf das, was sie erwartete, wenn die Zeit kam.
    Sie hatte sich Cullen Rois Anweisungen zu Herzen genommen und diesen Ort sorgfältig ausgewählt. Sie hatte die Innenstadt Genfs gemieden, wo sich die Regierungsgebäude der Republik befanden, und die exklusiven Hotels und Appartements der Mächtigen. Diesen Schauplatz sparte sie sich für später auf.
    Aber sie war auch nicht in die ärmsten und gefährlichsten Nachbarschaften der Stadt gegangen. Wenn es dort zu Schwierigkeiten kam, wurde das andernorts kaum zur Kenntnis genommen, solange keine Gefahr bestand, dass die Unruhen auf den Rest der Stadt übergriffen. Nein, was sie suchte und auch gefunden hatte, war eine Mittelschicht-Nachbarschaft, nicht zu arm, nicht zu reich, eine Gegend, in der gewaltsame Konflikte selten genug waren, um selbst bei geringem Ausmaß nachrichtenträchtig zu sein.
    Ärger in dieser Umgebung wurde mit Sicherheit ernst genommen. Die Banque du Nord hatte hier eine große Zweigstelle, und an der schräg gegenüber liegenden Ecke befand sich die Genfer Niederlassung der Unity Mercantile Corporation. Die beiden anderen Ecken der Kreuzung wurden von einem Büro-gebäude beherrscht, dessen Erdgeschoss fast vollständig von einer Anwaltskanzlei belegt war, und von einem städtischen Parkhaus. Das für diesen Teil der Stadt zuständige Polizeirevier lag einige betriebsame Querstraßen entfernt. Weit genug, dass die Beamten erst nach den Reportern des städtischen Nachrichtensenders eintreffen würden, der nur einen Block weiter ein Studio unterhielt.
    Norah bereitete es ein gewisses Vergnügen, dass der für ihre Zwecke am besten geeignete Ort in Genf am Rand des größten Capellanerviertels der Stadt lag. Soweit es sie betraf, war es ohne Bedeutung, dass die meisten in Genf lebenden Capellaner aus Familien stammten, die schon Generationen vor Devlin Stones Gründung der Republik hier gelebt hatten. In ihren Augen hätte die Republik sie schon vor Jahren enteignen und dorthin zurück jagen sollen, woher sie gekommen waren. Zehn zu eins, dass sie nur auf die Chance warten, uns zu verraten, genau wie diese Bastarde auf Liao. Sie hatte den Ca-pellanern einmal vertraut, in der Vergangenheit, über die sie nicht redete - und das hatte sie alles gekostet, was ihr etwas bedeutete. Damals hatte sie sich geschworen, niemals wieder den Fehler zu begehen, einem Capellaner zu vertrauen. Und wenn sie jetzt die Chance hatte, ein paar von ihnen das Chaos vor die Hausschwelle zu tragen... umso besser.
    Um zwölf Uhr dreißig war Norah an Ort und Stelle, zusammen mit gewissen Mitgliedern der Genfer Kit-tery-Renaissance-Zelle, die weniger für subtile Gedankengänge bekannt waren als für harte Fäuste und trittbereite Stiefel. Sie hatten vielleicht Probleme, einer Grundsatzdiskussion zu folgen, aber sie konnten Befehle befolgen, und zumindest bei Angelegenheiten wie dieser waren sie in der Lage zu improvisieren.
    Zu diesem Anlass hatte Norah capellanische Kleidung angelegt. Ihr Äußeres wirkte zwar nicht entfernt asiatisch, aber kulturelle Identität hatte in der Inneren Sphäre schon seit Langem nichts mehr mit der Hautfarbe zu tun. Worauf es ankam, war, dass jeder, der sie sah, sie auf Grund der Kleidung als Ca-pellanerin identifizieren würde.
    So verkleidet wartete sie.
    Ein gut gekleideter junger Mann betrat die Schalterhalle der Banque du Nord, tippte etwas in einen der Automaten, kratzte sich an der Schläfe, dann ging er wieder. Auf einen Außenstehenden musste er wie ein x-beliebiger Mann aus der Nachbarschaft wirken. Angesichts dessen, was in Kürze bevorstand, würde sich niemand an ihn erinnern.
    Henrik Morten hatte seinen Weg und sämtliche Aktivitäten sorgfältig geplant, bis hin zur beiläufigen Langeweile in der Schalterhalle. Es half, dass er hier tatsächlich etwas zu erledigen hatte. Er war kürzlich in den Besitz von Geldern gelangt, die an einem anderen Ort als auf seiner normalen Bank besser aufgehoben waren. Morgen würde er sie erneut überweisen, eine weitere Etappe auf einem komplizierten Weg an ihr endgültiges Ziel.
    Falls er den Zeitplan korrekt einhielt, würde er nichts weiter als ein unschuldiger Beobachter der Ereignisse sein, die

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