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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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jeden Moment losbrechen mussten. Er durchquerte die Sicherheitsschranke am Eingang des Gebäudes und hielt auf der Treppe hinab zum Bürgersteig kurz an, damit sich seine Augen an das Licht gewöhnten.
    Einen Moment später blendete ihn die Sonne nicht mehr, und er sah eine capellanische Frau stolpern und auf die Straße stürzen, genau vor einen heranrollenden Bus. Er beobachtete sie aus dem Augenwinkel.
    Die Frau hatte Glück. Es gelang ihr, sich den Bruchteil einer Sekunde, bevor der Bus sie erfasst hätte, aus dem Weg zu wälzen, und kam keuchend und mit rotem Gesicht wieder auf die Beine. Mit zitternder Hand deutete sie auf den Mann - kein Capel-laner, das sah Henrik -, der in der Menge neben ihr gestanden hatte, und brüllte eine Anschuldigung, die Henrik nicht genau verstand.
    Der Streit eskalierte schneller, als er ihm folgen konnte, und schnell formte sich ein Pulk mitfühlender Zuschauer. Er zögerte, benahm sich, als wäre er hin und her gerissen zwischen dem Impuls zu verfolgen, wie sich der Konflikt weiter entwickelte, und dem Wunsch, schnell das Weite zu suchen. Während er auf der Treppe stand und wartete, wurde die Menge der lauten, gestikulierenden Passanten größer und nahm mehr und mehr Platz in Beschlag.
    Jemand brüllte einen politischen Slogan. Es klang wie »Kraft und Würde!«, wobei sich Henrik nicht ganz darüber im Klaren war, was diese Begriffe damit zu tun hatten, dass in der Genfer Innenstadt eine Frau fast von einem Bus überrollt wurde. Jemand anders brüllte eine Beleidigung. Ein Mann stieß einen anderen auf die Straße und wurde selbst von einem dritten zu Boden geschlagen. Die Frau, deren Sturz das ganze Geschehen ausgelöst hatte, war nirgendwo mehr zu sehen.
    Henrik drehte sich um und ging wieder die Stufen der Bank hinauf. Er sprang hastig zur Seite, als ihm zwei Bankwachen entgegenkamen. Sobald sie vorbei waren, setzte er seinen Weg fort.
    Zumindest für den Augenblick in Sicherheit, beobachtete Henrik das Resultat der Arbeit einer Frau, von der er bis zu diesem Tag nur gehört hatte.

Regierungspalast, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    1. Dezember 3134
    Heather GioAvanti schwor sich, beim nächsten Signalton ihres Compblocks nicht zu reagieren. Falls sie noch irgendetwas erreichen wollte, brauchte sie mindestens zwei Minuten ungestörte Konzentration.
    Er fiepte. Sie ignorierte das. Er fiepte noch einmal, dann zweimal kurz hintereinander.
    Mit einem leisen Fluchen sah sie nach.
    K erenskys B astarde schwören R ache . G erüchte über »N eo -B lakisten « erweisen sich als H irngespinste .
    Z wei weitere G ruppierungen übernehmen die V erantwortung für S teiner -D avion -T od .
    Zwei weitere Gruppen. Damit waren es acht. Falls man diesen Bekennerschreiben glaubte, musste sich in der Nacht von Victor Steiner-Davions Tod eine kleine Armee von Attentätern den Weg in seine Wohnung gebahnt haben.
    Schnell überflog sie den Text der Meldung unter der Schlagzeile. Von keiner dieser beiden Gruppen hatte sie je etwas gehört. Andererseits hatte sie bis gestern auch Kerenskys Bastarde nicht gekannt, und heute wusste sie, dass mindestens ein Ritter davon überzeugt war, dass sie planten, in der kommenden Woche das Genfer Büro der Präfektur XI in die Luft zu jagen.
    Sie sah sich die in dem Brief aufgeführten Beweise an. Nichts als Gerüchte, Zufälle und Andeutungen, aber in der Häufung formten sie sich zu einem tatsächlich beachtlichen Bild. Der Ritter forderte einen Miliztrupp an, um die Gefahr zu beseitigen, und Heather entschied, dass er sich das auch verdient hatte.
    »Paladinin GioAvanti!« Duncan, ein Praktikant, stand vor der offenen Bürotüre, als würde ihm ein Kraftfeld den Weg versperren. Heather winkte ihn herein. Er näherte sich ihr em Schreibtisch wie ein Messdiener dem Altar.
    »Stones Schnitter halten heute Nachmittag eine Kundgebung auf dem Gründerplatz ab«, verkündete er mit besorgter Stimme.
    »Ich dachte Stones Erben?«
    »Ja, Paladinin. Aber Stones Schnitter haben sich ihnen angeschlossen.«
    Das war keine gute Nachricht. Stones Erben genügte es in der Regel zu demonstrieren, aber die Schnitter waren eine gewalttätige Gruppierung. Wenigstens waren sie nicht sehr zahlreich. »Alarmieren Sie die Polizei. Sie sollte in der Lage sein, das allein zu regeln. Behalten Sie die Situation aber im Auge.«
    »Ja, Paladinin.« Er hastete davon, dann blieb er in der Tür stehen. »Oh, da war noch etwas. Ein Bote ist mit einer Nachricht von Exarch

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