Der Stachel des Skorpions
gelinge es ihnen nie. Sie sind zu so ziemlich allem bereit, um die Regierung zu bekommen, die sie wollen. Wie groß sind ihre Pläne?« Er machte eine Pause. »Wir müssen auf alles bis hin zur völligen Vernichtung Genfs gefasst sein.«
Heather schreckte auf. »Du glaubst doch nicht...?«
»Nein, nicht wirklich. Aber ich kann es nicht mit Sicherheit ausschließen.«
»Ja, Sir.«
»Da ist noch etwas.« Redburn atmete tief durch. »Es ist uns nie gelungen, irgendjemanden in dieser Gruppe einwandfrei zu identifizieren. Wir haben keine Ahnung, wer sie sind, oder wer sie unterstützt.«
Heather nickte. Die Nebelhaftigkeit der Renaissance gehörte zu den ständigen Irritationen ihrer Arbeit.
»Aber die Informationen, die ich über eine Verbindung Kitterys zu diesem Aufruhr erhalten habe, enthielten auch einen äußerst beunruhigenden Hinweis. Ihre Unterstützer könnten sehr hoch platziert sein.«
»Wie hoch?«
»Ich habe dir eine Datei geschickt. Lies sie sorgfältig durch.«
»Ja, Sir.« Heather stand auf. Sie brauchte keine Fragen mehr zu stellen. Was jetzt von ihr erwartet wurde, war allzu deutlich.
Sie verließ das Büro und schaltete den Compblock ein. Er fiepte viermal. Eine der eingetroffenen Nachrichten hatte den Titel: F rühere und derzeitige politische V erbindungen der P aladine und S enatoren .
Ihr Blut gefror. Redburn wollte, dass sie ihre MitPaladine überprüfte. War es denkbar, dass einer von ihnen die Kittery-Renaissance unterstützte? War es so weit schon gekommen?
Ein wild gestikulierend auf sie zustürmendes Büschel roten Haares unterbrach ihre Gedanken.
»Da sind Sie, Paladinin!«, rief Duncan und wedelte mit einem Blatt Papier. »Ich habe eine dringende Nachricht über Haus Liao...«
Pension Flambard, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
1. Dezember 3134
In Genf regnete es, ein steter tagelanger Nieselregen. Grauer Dunst lag über der Straße vor der Pension Flambard. Jonah Levin hatte dank der ausgezeichneten Verbindung zum Datenkommnetz der Stadt den ganzen Tag in seinem Zi mm er gearbeitet und die Nachforschungen, die seine persönliche Anwesenheit erforderten, auf den kommenden Tag verschoben.
Gegen Mittag verließ er die Pension, um in der Bäckerei an der Ecke ein frisches Brot zu kaufen, dann aß er am Schreibtisch Marmeladenbrote, während er einen verschlüsselten Bericht von Burton Horn aus Santa Fe studierte, den dieser an eine Adresse Jonahs außerhalb des Regierungsnetzes geschickt hatte.
Es behagte Jonah gar nicht, außerhalb des Netzes arbeiten zu müssen, denn damit gab er sich selbst gegenüber zu, dass er ernsthaft Korruption und sogar Mord in den höchsten Ebenen der Republik für möglich hielt. Doch in seinem Alter hatte sich Victor Steiner-Davion wohl kaum neue Feinde außerhalb seines normalen Bekanntenkreises gemacht, und der umfasste Personen in einigen der wichtigsten Positionen der Republik der Sphäre. So schmerzhaft die Vorstellung auch war, es schien besser, hoffentlich unnötige Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, als Opfer eines Vertrauensbruches zu werden.
Jonah schenkte sich noch eine Tasse schwarzen Kaffee aus der in Silber gefassten Glaskanne des Z imm ers ein und widmete sich wieder dem Bericht. Bisher hatte eine Inspektion der Wohnung SteinerDavions den Agenten zur selben Schlussfolgerung kommen lassen wie die örtliche Polizei: Der Paladin war an einem Herzschlag in Folge von Überanstrengung gestorben, nämlich dem Versuch, einen Mordanschlag abzuwehren. Horn schrieb weiter:
Die Täter haben in der entscheidenden Zeit alle relevanten Sicherheitssysteme auf professionelle Weise außer Betrieb gesetzt. Die Sabotage war für den Fachmann im Nachhinein erkennbar, aber in der Nacht selbst schwerlich zu bemerken. Die hiesige Polizei ist sicher, die Mörder anhand der DNS-Signatur der Blutspuren am Tatort aufspüren zu können. Ich habe beantragt, dass man mich benachrichtigt, sobald jemand festgenommen wurde. Die elektronischen Daten in Victors Büro wurden problemlos mit einem elektromagnetischen Energiestoß gelöscht. Wer auch immer eingedrungen ist, brauchte seine Maschine nicht einmal zu berühren.
Ich habe mich entschlossen, noch einmal mit Elena Ruiz zu sprechen, Victor Steiner-Davions Haushälterin/Krankenschwester. Allen Berichten zu Folge war der Paladin Freunden und Kollegen gegenüber sehr verschlossen, was sein letztes Projekt betraf. Selbst das Thema seiner geplanten Ansprache vor dem Wahlkonklave ist unbekannt.
Ich halte
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