Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf. »Nur einen Kaffee.«
    Der Espresso kam, dunkel und aromatisch, in einer kleinen Porzellantasse. Er trank ihn nachdenklich. Inzwischen hatte er genug Selbsterkenntnis gesammelt, um zu wissen, dass es meistens eine Idee signalisierte, die sich aus den Tiefen des Unterbewusstseins nach oben arbeitete, wenn sich die düsteren Stimmungen seiner Jugend bemerkbar machten. Es war die Folge unangenehmer Erinnerungen, die auf diesem Weg geweckt wurden. Falls er nicht für mehrere Tage in tiefste Depression verfallen wollte - und so weit entfernt von Anna wäre das keine gute Idee gewesen -, musste er die Idee ans Tageslicht zerren und sich ihr frontal stellen.
    Na gut, dachte er. Sehen wir mal, was diesmal der Auslöser war.
    Er ging die Überlegungen der letzten Minuten noch einmal durch, betrachtete die Bilder und Erinnerungen, die sie wach gerufen hatten, und testete sie eine nach der anderen.
    Gewalt... nein.
    Unterdrückter Drang zu unbedachtem Aktionismus... schon eher, aber nicht wirklich.
    Die Notwendigkeit zu handeln und der Einsatz anderer dafür... Ja, das war der Gedanke, der schmerzte, wie ein Druck auf eine frische Verletzung.
    Jonah seufzte. »Na schön«, murmelte er leise und sah auf die Uhr. »Ich erledige es selbst.«
    »He, he... he! Das ist mein Rückgrat! Was glauben Sie eigentlich, wer...«
    Jonah verlagerte den linken Arm und drehte den rechten etwas.
    »AHHHHH! Aufhören! Ich weiß nicht mal, was das ist, aber es tut weh!«
    Wie Jonah erwartet hatte, beachtete der Barmann die Auseinandersetzung gar nicht. Er lehnte auf einem unlackierten Holzschemel an der Wand und wartete, bis ihn Jonahs Körpereinsatz durstig machte.
    Der einzige andere Kunde, der an eine Maus in einem Trenchcoat erinnerte, war davon gerannt, als Jonah von seinem Barhocker aufgesprungen war und sich den Informanten gegriffen hatte. Sie hatten die Bar ganz für sich - dreißig Quadratmeter fleckiges, abgewetztes Linoleum, das sich jetzt in Jonahs privates Verhörzimmer verwandelt hatte.
    Er verringerte den Druck etwas. »Bereit, noch einmal über das Geschäft zu reden?«
    »Ja, ja«, keuchte der Mann. »Ich habe es mir überlegt, äh, der Preis stimmt so.«
    »Gut.«
    »Hier ist ein Vorschlag: Sie hören auf mir wehzutun, und ich rede.«
    Jonah nickte. »Klingt gut.« Er ließ den Mann los, hob seinen Barhocker auf und signalisierte dem Barmann eine neue Runde. Der Hocker, auf dem der Informant gesessen hatte, war zu Bruch gegangen, als sich Jonah auf ihn stürzte, also holte sich der Mann einen anderen.
    Er wischte sich den Schweiß von der Oberlippe, fischte einen Eiswürfel aus seinem Glas und rieb sich die geschwollene Nase.
    »Sie ist nicht gebrochen«, stellte Jonah fest.
    »Ja, ja, aber sie tut weh, okay?« Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich muss raus aus dieser Stadt. Die Dinge sind hier ein wenig außer Kontrolle geraten. Und das gefallt mir gar nicht.«
    »Henrik Morten«, sagte Jonah.
    »Ich kenne den Namen. Er ist eine Art Feuerwehr.«
    »Welche Art Feuer?«
    Der Mann kniff die Augen zusammen, aber da sie ohnehin kaum mehr als Schlitze waren, war der Effekt minimal. »Dieselbe Art, die Ihnen auf den Nägeln zu brennen scheint. Die Art Feuer, bei der die Bullen und die Politiker und all die sauberen Kanäle nicht wirklich was bringen. Die Art, die irgendwann verschwunden ist, und niemand erfährt jemals, auf welche Weise.«
    »Erledigt Morten das selbst?«
    »Nah. Er ist so eine Art Layson.«
    »Layson?« Jonah überlegte. »Liaison?«
    »Genau. Wenn Sie ein Problem haben, findet er die Leute für Sie, die es aus der Welt schaffen. Er ist so eine Art, na, sag schon, Isolierung. Ein Puffer.«
    Und er stand in Verbindung mit Victor SteinerDavion, dachte Jonah. Morten schien von Minute zu Minute ein einladenderes Ziel zu werden. Die Frage war nur: Wen isolierte er?
    Elena Ruiz' Wohnung, Santa Fe, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    4. Dezember 3134
    Burton Horn wandte sich zu Elena Ruiz um, die noch immer halb unter dem Kaffeetisch lag. Sie hatte sich eingerollt, das Gesicht von der Gewaltszene abgewendet, die Horn erzeugt hatte.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte er. »Er kann ihnen nichts mehr tun.«
    Langsam streckte sich Ruiz wieder und sah sich um. Ihr Atem ging schnell und stoßweise, die Pupillen ihrer Augen waren ängstlich geweitet.
    Ihre Stimme zitterte, als sie fragte: »Sind Sie sicher?«
    Horn beugte sich über Delgados reglose Gestalt. Der Mann lag noch immer auf dem Boden vor

Weitere Kostenlose Bücher