Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
Vom Netzwerk:
Stansills Geschichte auch war, sie half ihm nicht wirklich. Da war nur eine Kleinigkeit, die ihm zu schaffen machte.
    »Der Ritter, der Morten geholt hat, um diesen Streit zu schlichten - wissen Sie noch seinen Namen? Die Geschichte würde ich mir gerne noch einmal von ihm anhören.«
    »Aber sicher erinnere ich mich. Er ist gerade erst ins Konklave befördert worden!«
    Jonah wurde ein wenig flau, als Stansill den Namen aussprach. »Es handelte sich um Gareth Sinclair.«
    >Cloverleaf<, Santa Fe, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    6. Dezember 3134
    Wie so oft war die Nacht in Santa Fe kalt und trocken, die fernen Sterne eisig bläulich weiße Lichtpunkte, wie Diamantsplitter am schwarzen Himmel. Burton Horn war, wo er um diese Nachtzeit immer zu sein versuchte: in einer Kneipe. Unglücklicherweise war er diesmal im Dienst.
    Die letzten Tage wären für jeden anstrengend gewesen, aber es hatte sich zum Schluss doch noch alles ganz ordentlich entwickelt. Elena Ruiz war beruhigt und zur Erholung zu ihrer verwitweten Mutter nach Albuquerque gefahren. Die Polizei war mit ihrer Geschichte über einen Einbrecher, vor dem sie Horns glückliche Ankunft gerettet hatte, zufrieden gewesen.
    Ganz gleich, was die Beamten vermuteten, denn Horn hatte große Zweifel, dass ihnen entgangen war, wie professionell Ruiz' Angreifer ausgeschaltet worden war. Es würde kaum Fragen geben. Die Justiz von Santa Fe wusste bereits, dass Burton Horn für einen Paladin arbeitete. Außerdem war Horn bereit zu wetten, dass der verstorbene Delgado in ihren Akten bereits mehrfach als Unruhestifter, Ganove und generell unerwünschtes Subjekt verzeichnet war. Leute, die sich von Fremden anheuern ließen, um junge Frauen einzuschüchtern, zählten kaum zu den aufrechten Bürgern.
    Die >Cloverleaf<-Bar, die Horn kurz vor Mittemacht betrat, war genau die Art Spelunke, die Burschen wie Delgado anzog, mit lauter Musik und jeder Menge Leuten, die einem nie in die Augen blickten. Die Luft war verqualmt und in den Tabaksgestank mischte sich das Aroma von Bier und Bourbon.
    Horn hatte sich für diesen Barbesuch umgezogen. Er unternahm keinen Versuch, als E inh e im ischer durchzugehen. Er war mit dem in der Unterwelt Santa Fes üblichen Stil nicht vertraut und wusste, dass es sinnlos gewesen wäre, es auch nur zu versuchen. Andererseits war er mit der interstellaren Raumhafenversion dieses Stils recht bekannt. Es war nicht seine übliche Kleidung - er bevorzugte eine unauffällige Aufmachung, an die sich niemand genau erinnerte -, aber in schwarzer Hose, einem eng anliegenden schwarzen Hemd und einem losen schwarzen Mantel, dessen Schnitt offensichtlich dazu gedacht war, eine Waffe zu verbergen, ging er mühelos als ernsthafter Spieler von außerhalb durch.
    Horn ließ die innere Tür des >Cloverleaf< hinter sich zugleiten und schritt durch die Menge an die Theke. Er setzte sich auf einen Hocker in der Nähe eines der Enden, außerhalb des hellen Lichts, und wartete, bis der Barmann damit fertig war, vier vereiste Bierkrüge zu füllen und auf ein Tablett zu stellen. Die Kellnerin verschwand mit kräftigem Hüftschwung auf die andere Seite des Schankraums, und Horn nutzte die Gelegenheit, die Aufmerksamkeit des Barkeepers zu erregen.
    Der Mann kam herüber. »Was soll's sein?«
    Horn legte einen 50-Stone-Schein auf die Theke. »Bourbon, pur.«
    »Geht klar.« Der Barmann schenkte ein Glas Whiskey ein und stellte es vor Horn ab. Dann nahm er den Geldschein und betrachtete ihn. »Nachschenken, bis er aufgebraucht ist?«
    Horn rührte das Glas nicht an. »Nein.«
    »Das zu wechseln könnte schwierig werden.«
    »Nicht unbedingt.«
    »Ah ja.« Dann folgte eine lange Pause. Der Keeper musterte Horn. »Sind Sie mit dieser Kohle auf Suche nach einem... Spezialservice?«
    Horn grinste und stellte sich dumm. »Spezialservice?«
    »Hören Sie, ich hab keine Lust auf Spielchen. Sie wissen, was Sie wollen. Spucken Sie's aus, und wenn ich kann, helfe ich Ihnen weiter.«
    Horn tat so, als überlege er sich das Angebot. »Was, wenn ich was Stärkeres als Bourbon will?«
    »Ich hab hier, was Sie da hinter mir sehen«, erklärte der Bartender und deutete auf zwei Reihen staubiger Flaschen.
    »O bitte«, spottete Horn.
    »Ich kenne Sie nicht. Für Fremde gibt es nur das, was da steht.«
    Horn schälte noch einen Schein von einem dicken Bündel. »Wie viel ist nötig, bis wir keine Fremden mehr füreinander sind?«
    Die Augen des Barmanns klebten förmlich an dem Geld.

Weitere Kostenlose Bücher