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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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die beiden widersprüchliche Antworten gaben, neigte er weit eher dazu, dem Ersteren zu glauben. Es gab keinen Grund für ihn anzunehmen, dass Morten die Wahrheit sagte und Sinclair log.
    Leider stimmte das nicht. Es gab zweiundfünfzig Millionen Gründe.
    Er wollte das nicht. Aber auf Kurragin hatte er auch nicht das Munitionsdepot stürmen wollen. Er musste die Stellung halten.
    Er erledigte ein paar Anrufe. In einer Stunde würde Gareth Sinclair unter Beobachtung stehen und keinen Finger mehr rühren können, ohne dass es notiert wurde. Man würde seine komplette Kommunikation über Regierungskanäle überwachen und Jonah würde einen Bericht über seine Verwendung von Regierungsgeldern erhalten.
    Er brauchte nicht viel Zeit für die Anweisungen. Es war noch nicht offiziell - solange es möglich war, würde Jonah sich im Hintergrund bewegen -, aber soweit es seine Untersuchung betraf, war Gareth Sinclair zum Hauptverdächtigen für den Mord an Victor Steiner-Davion avanciert.
    Jetzt blieb noch ein Anruf. Heather GioAvanti musste davon erfahren.
    Banque du Nord, Hauptstelle, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
    18. Dezember 3134
    Heather war der festen Überzeugung, dass einer der Hauptvorteile einer leitenden Position die Möglichkeit war, Beinarbeit zu delegieren. Das ganze langweilige Zuarbeiten, das Auskundschaften von Gebäuden, das Durchsuchen von Aktenbergen, das stundenlange Starren auf Berge von Papier oder endlose Dateien, alles das ließ sich auf andere abschieben. Für so etwas gab es Untergebene, die für Stunden, Tage oder Wochen verschwanden, und wenn sie zurückkehrten, stand man nicht vor riesigen Informationsbergen, sondern erhielt eine kompakte Zusammenfassung der wichtigen Punkte, die gesamte tatsächlich relevante Information in einer kleinen Datei zusammengefasst. Das war ein Segen.
    Unglücklicherweise gab es ab und zu jedoch auch Kleinarbeit, die man nicht delegieren konnte. Es gab Informationsströme, die nur die richtige Person anzapfen konnte, und im Allgemeinen war das kein unbedeutender Büroangestellter. Häufig genug reichte nicht einmal ein Ritter der Sphäre. Es gab Datenströme, an die nur ein Paladin gelangte, der dann gezwungen war, die allein ihm zugänglichen Daten selbst zu durchforsten.
    Dies war eine dieser Gelegenheiten.
    »Wie ich Ihrem Assistenten bereits erklärt habe, Paladinin GioAvanti, das Hauptproblem besteht darin, dass mit Ihrer Anfrage keine eindeutigen Beweise für eine kr im inelle Tätigkeit verbunden sind. Ohne derartige Beweise können wir die Vertraulichkeit unserer Kundenkonten nicht kompromittieren.«
    Die Geheimhaltung der Genfer Banken stützte sich auf eine weit über tausendjährige Tradition und wurde heute noch ebenso nachdrücklich verteidigt wie eh und je. Solange sie Regierungsdaten untersucht hatte - Wahlkampffinanzen, Dienstkonten und Ähnliches -, hatte man ihr freien Zugang gewährt. Jetzt jedoch versuchte sie Zugriff auf Privatkonten zu erhalten, und das war ein ganz anderes Schlachtfeld.
    Heather war dem schlanken Brillenträger, der ihr gegenüberstand, zehn Zentimeter an Körpergröße und lockere zehn Kilo an Gewicht überlegen. Seine Position war jedoch so unverrückbar wie eine Tresortür.
    »Ja, das verstehe ich«, erwiderte Heather. »Hat man Ihnen die außergewöhnliche Natur dieser Bitte erklärt?«
    Drei dünne Haarsträhnen lagen quer über die Glatze des Bankers drapiert. Er strich sie sorgfältig glatt. »Man hat es versucht. Damit will ich sagen, Ihr Assistent war in seinen Feststellungen recht wortgewaltig, dass es sich hier um eine außergewöhnliche Angelegenheit handele, er war jedoch nicht bereit, mir zu erklären, inwiefern.«
    »Monsieur Confrere, falls Sie bereits von mir gehört haben, wissen Sie, dass ich nicht zur Übertreibung neige. Aber diese Angelegenheit könnte über die Zukunft der ganzen Republik entscheiden.«
    »Ja, Paladinin. Aber Sie müssen mir schon erklären, wie.«
    »Ich befürchte, zurzeit bin ich nicht befugt, darüber Auskunft zu geben.«
    »Dann haben wir ein Problem.«
    Heather betrachtete ihren Gegenspieler noch einmal und schätzte die genaue Natur des Hindernisses ein, das ihr den Weg versperrte. Hier würden ihr weder Einschüchterung noch Charme weiterhelfen. Dieser Mann war höchstwahrscheinlich gerade durch seine außergewöhnliche Widerstandskraft gegen beides auf diesen Posten gelangt. Dennoch erweckte er trotz seines förmlichen Auftretens bei ihr den Eindruck, ihr durchaus

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