Der Stachel des Skorpions
St. Georges die Frau namens Norah erkannt hatte, war Rick Santangelo auf der Suche nach ihr. Er hatte einen Zeugen gefunden, der schwor, dass eine Frau, auf die Norahs Beschreibung passte, den Laden betreten und nicht wieder verlassen hatte.
Santangelo hatte sich die nötigen Vollmachten besorgt und das Geschäft auseinander genommen. Er hatte eine Reihe von Tunneln unter dem Laden gefunden, die alle in andere leer stehende Geschäfte führten. Und ein Teil von ihnen schien vor noch nicht allzu langer Zeit ausgeräumt worden zu sein.
Heather war sich so gut wie sicher, dass Tres Vite eine Deckadresse der Kittery-Renaissance war. Jetzt war diese Adresse aufgeflogen und die Renaissance war an eine andere Adresse mit anderen Scheinkonten umgezogen. Doch während sie Tres Vite benutzte, hatte sie Gelder erhalten, die durch die Hände eines Ritters der Sphäre gegangen waren.
Gareth Sinclair.
Staatsschutz, Zeitweiliges Hauptquartier, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
18. Dezember 3134
Jonah hatte Heather an diesem Abend angerufen und um ein Gespräch gebeten, etwa drei Minuten, bevor sie ihn anrufen konnte. Da er davon ausging, dass in ihrem Kellerbüro die besseren Informationen verfügbar waren, hatte er sich dorthin aufgemacht.
Das leise Summen der Leuchtstoffröhren mischte sich mit fernem Staubsaugerklang in den breiten Korridoren des Regierungspalastes. Davon abgesehen herrschte Ruhe. Es blieben nur noch zwei Tage bis zur Wahl, und offenbar war die Hälfte der Einwohner Genfs auf einer politischen Versammlung, während sich die andere Hälfte in ihre Wohnungen zurückgezogen hatte, um endlich ihre Ruhe zu haben. Im Regierungsgebäude waren politische Aktionen untersagt, und so war der Arbeitsplatz der Paladine möglicherweise der friedlichste Ort der Stadt.
Die Hälfte der Lichter im Flur zu Heathers Büro war ausgeschaltet, was ihre Räume erst erstrahlen ließ. Das Licht am Ende des Tunnels, dachte Jonah und wünschte sich, es wäre wahr.
Heather saß steif hinter ihrem Schreibtisch und blickte ins Leere. Jonah hatte sich gerade entschlossen, mit der Hand vor ihren Augen zu wedeln, als sie blinzelte.
»Hallo, Jonah«, sagte sie mit der tonlosesten Stimme, die er je bei ihr gehört hatte. »Wieso habe ich das Gefühl, dass keiner von uns beiden gute Nachrichten überbringt?«
»Weil es stimmt. Willst du zuerst?«
»Nicht besonders. Aber das hilft ja nichts.«
Sie erzählte von ihrem Tag in der Bank. Jonah wusste, dass er hätte betroffen sein müssen, aber er hatte sein Tageslimit an schlechten Neuigkeiten bereits überschritten. Ihre Worte versanken in einem tauben Fleck in seinem Geist.
»Ich weiß nicht, ob Morten mehr als ein Handlanger ist«, stellte Heather fest. »Vermutlich hängt er keiner besonderen Ideologie an. Falls er der Kittery-Renaissance geholfen hat, dann, weil ihm jemand den Auftrag dazu gegeben hat. Und momentan sieht es so aus, als könne ein solcher Jemand Gareth Sinclair sein.«
Jonah nickte bedauernd. Doch bevor er das Feuer unter Sinclair mit seinen Beweisen noch weiter anheizte, wollte er zumindest einen Blick in eine andere Richtung werfen.
»Was ist mit Senatorin Derius? Sie besaß eine Kontaktadresse für Morten, und über die verfügen nur sehr wenige Leute. Er ist praktisch auf der Flucht. Woher hat sie diese Information?«
Heather schlug sofort zu und schien froh, in eine andere Richtung denken zu können. »Die Frage ist eine Antwort wert«, bestätigte sie. »Als ich mit ihr sprach, hat sie mich knallhart abgeblockt, dabei wollte ich zumindest bei dieser Gelegenheit nur wissen, wie weit ihre Verbindung zu Morten geht. Das ist eine Richtung, die weitere Nachforschungen verdient.«
Sie machte eine Pause. »Aber ich glaube nicht, dass sie irgendetwas mit der Kittery-Renaissance zu tun hat. Wir haben keine direkte Verbindung gefunden. Morten war beim Abschluss einer Geldwäsche in der Nähe des Aufruhrs, die mit Sinclair in Verbindung stand, nicht mit Derius. Und so ungern ich das sage, aber sie hat nicht versucht, ihre Verbindung zu Morten zu leugnen, im Gegensatz zu Gareth.«
»Ich weiß. Mortens Verhör unterstützt diese Verbindung.« Er reichte ihr die Ausdrucke.
Sie las, dann schloss sie die Augen. »Wir müssen ihn vorladen.«
»Ich weiß.«
»Glaubst du, er wusste davon? War das die ganze Zeit sein Plan, Victor aus dem Weg zu schaffen und seinen Platz einzunehmen? Falls ja... mein Gott, wie lange muss er schon um diese Position gekämpft
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