Der Stalker
sich erschöpft in die Polster zurückfallen. »Ich kann jetzt nicht mehr weiterreden …«
Anni wusste, dass sie nichts mehr aus ihr herausbekommen würde. Fürs Erste jedenfalls. Sie lehnte sich noch einmal vor. »Suzanne, ich möchte, dass Sie mitkommen.«
Augenblicklich wurde Suzannes Miene ängstlich. Misstrauisch. »Wohin? Wieso?«
»Aufs Revier.« Anni bemühte sich um einen beruhigenden, sachlichen Ton. »Ich möchte, dass Sie sich von einem Arzt untersuchen lassen. Keine Angst, es wird alles ganz diskret ablaufen. Es wird auch nicht weh tun, das verspreche ich. Außerdem möchte ich, dass Sie die Einwilligung zu einem Bluttest geben.«
»Wieso?«
»Um nachzuprüfen, ob Sie irgendetwas in Ihrem Organismus haben, das Ihr Unwohlsein heute Morgen erklären könnte. Außer dem Glas Wein und der Schokolade.« Sie lächelte.
Suzanne erwiderte das Lächeln nicht.
»Einverstanden?«
Suzanne nickte. Ihr Gesicht war schlaff und leer, als träume sie. Als sie aufstand, bewegte sich ihr Körper wie der eines Schlafwandlers.
Anni bat sie, so, wie sie war, mitzukommen und sich für den Heimweg etwas anderes zum Anziehen mitzunehmen. Wie betäubt ging Suzanne ins Schlafzimmer. Anni sah ihr nach. Als Suzanne am Türrahmen angelangt war, drehte sie sich um.
»Wollen Sie … die Tür – ich lasse sie offen, ja?«
»Ich bin hier.«
Suzanne holte eine kleine Reisetasche aus dem Schrank und warf ein paar Kleidungsstücke hinein. Sie war ganz eindeutig traumatisiert, aber trotzdem stimmte etwas an ihrer Geschichte nicht. Suzanne Perry verschwieg ihr etwas.
Egal. Während Suzanne bei der Untersuchung war, würde Anni am Computer ein paar Hintergrundchecks machen.
Welches Geheimnis Suzanne auch immer hütete, es würde nicht lange geheim bleiben.
9 Der Creeper vermisste Rani.
Sie war ausgegangen. Hatte die Wohnung zusammen mit der schwarzen Frau verlassen. Dieser Polizistin. Jetzt war er allein. Das machte ihm nichts aus, solange sie nur bald wiederkam. Denn wenn sie zu lange wegblieb, würde er sich irgendwann einsam fühlen. Das war nicht gut. Wenn er einsam war, wurde er wütend.
Und das konnte sie auf keinen Fall wollen.
Aber er wusste, wie er sich die Zeit bis zu ihrer Rückkehr vertreiben konnte. Was er tun musste, damit er das Gefühl hatte, sie wäre bei ihm.
Die Wohnungstür war ins Schloss gefallen. Er zählte bis tausend, dann wagte er sich aus seinem Versteck. Er sah sich um. Spürte Zorn in sich aufwallen. Die Polizei hatte die ganze Wohnung in Unordnung gebracht. Das war nicht richtig. Ganz und gar nicht. Vielleicht sollte er aufräumen. Eine Überraschung für Rani, wenn sie nach Hause kam. Oder vielleicht lieber nicht. Vielleicht würde sie dann nur wieder weinen.
Er lächelte. Eigentlich mochte er es, wenn sie weinte. Das gab ihm das Gefühl, dass seine Liebe sie erreichte. Dass sie ihn auch wollte.
Er ging in die Küche. Überlegte, ob er sich einen Tee machen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Ihm war nicht nach Tee zumute. Sein Blick wanderte durch den Flur ins Schlafzimmer. Er lächelte.
Er wusste, wonach ihm zumute war.
Er ging ins Schlafzimmer. Es war erst wenige Stunden her, dass er hier gewesen war, bei seiner wunderschönen Rani. Aber es kam ihm viel länger vor. Unendlich lange. Er schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. Hielt die Luft an, solange er konnte. Stieß sie wieder aus. Lächelte. Er konnte sie riechen. Ihr Parfüm, ihre Haut, ihre Kleider … alles. Er öffnete die Tür zum Kleiderschrank und betrachtete die Sachen, die dort hingen. Strich mit den Fingern über ihre Röcke, ihre Jeans, ihre Kleider. Streichelte zärtlich die Stoffe. Stellte sich vor, wie sie über ihre Haut glitten …
Dann schloss er die Tür wieder. Er wusste bereits, was er als Nächstes tun würde. Konnte es spüren. Er ging zum Sideboard und zog die untere rechte Schublade auf. Ranis Unterwäscheschublade. Er lächelte. Griff hinein.
Die Alltagswäsche beachtete er nicht weiter. Baumwollhöschen. Langweilig. Stattdessen grub er nach der seidigen, hauchzarten Wäsche. Ließ die durchsichtigen Stoffe durch seine Finger gleiten. Stellte sie sich an ihrem Körper vor …
Der Creeper spürte, wie er hart wurde. Was jetzt passieren musste, war klar.
Er suchte sich ein Höschen aus. Schwarz und altrosa, aus Spitze mit kleinen Schleifchen. Dann legte er sich rücklings aufs Bett und öffnete den Reißverschluss seiner Hose. Machte es sich bequem. Ihr Höschen fest in der Hand,
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