Der Stalker
könnte?«
Suzanne schüttelte den Kopf.
»Hat außer Ihnen noch jemand einen Schlüssel?«
Etwas huschte über Suzannes Gesicht, düster und flink wie ein böser Geist aus einem Märchen. »Nein.«
Anni, der Suzannes seltsame Reaktion nicht entgangen war, hakte nach. »Sind Sie sicher?«
»Na ja, bloß …« Suzanne sah Anni nicht an. »Zoe. Meine Freundin Zoe.«
Ihr Blick von eben hatte nichts mit ihrer Freundin Zoe zu tun gehabt, da war sich Anni ganz sicher. »Sonst niemand?«
Suzanne wandte sich ab und schüttelte den Kopf.
»Suzanne, ich will Ihnen helfen. Wenn es jemanden gibt, der noch einen Schlüssel haben könnte, dann sagen Sie es mir bitte. Es könnte wichtig sein.«
Ein erneuter Seufzer von Suzanne. »Mark hat vielleicht noch einen.«
»Wer ist Mark?«
»Mark Turner. Mein Exfreund. Aber er ist … ach, ist ja auch egal. Wir sind nicht mehr zusammen.«
»Könnte er es gewesen sein?«
»Ich glaube kaum.«
»Wieso?«
»Weil … weil wir nicht … Er steht einfach nicht mehr auf mich.« Das Filmtitel-Zitat war der matte Versuch eines Scherzes, aber die Bitterkeit, die hinter den Worten zu hören war, machte ihn zunichte.
»Ah«, sagte Anni. »Verstehe.«
Suzanne sah sie an. »So was passiert halt.« Ihre Stimme war kraftlos und ohne jede Überzeugung.
»Aber er hat noch einen Schlüssel.«
»Ja.« Suzanne runzelte die Stirn, als sei ihr ein Gedanke gekommen. »Aber nicht weil er noch was von mir will. Nur weil …« Sie zuckte die Achseln. »Weil …«
»Er vergessen hat, ihn zurückzugeben.« Anni notierte sich seinen Namen. »Und haben Sie jetzt einen neuen Freund?«
Suzanne schüttelte den Kopf. Nahm ihren Kaffeebecher vom Regal und spielte damit herum. Erneut ließ sie den Kaffeerest kreisen und starrte wie gebannt darauf.
Anni spürte, dass da noch mehr war. »Hatten Sie schon mal ähnliche Probleme, Suzanne? Mit Männern?«
Sie antwortete, ohne den Blick von der Tasse zu nehmen. »Nein. Solche noch nicht.«
»Gar nichts? Kein unerlaubtes Eindringen? Stalker?«
Das letzte Wort schien einen Nerv getroffen zu haben. Suzanne gab keinen Ton von sich.
»Suzanne?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf mit einer Endgültigkeit, die Anni deutlich signalisierte, dass sie mit ihren Fragen nicht weiterkommen würde.
»Dieses Foto …« Anni zeigte auf die neben ihr liegende durchsichtige Beweismitteltüte.
Suzanne zog die Schultern hoch, als müsse sie sich vor dem Anblick schützen.
»Wissen Sie mit Sicherheit, dass es gestern Nacht aufgenommen wurde?«
»Ja.«
»Es wäre nicht möglich, dass es vielleicht schon älter ist?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Sind Sie sicher?«
»Ganz sicher.«
»Wieso?«
»Weil …« Wieder ließ Suzanne den Kaffeerest im Becher kreisen, bis die braune Flüssigkeit schließlich überschwappte und auf den Boden spritzte. Suzanne merkte es gar nicht.
»Suzanne?« Anni fasste beruhigend nach Suzannes Hand, worauf sie stillhielt und Anni ansah. »Wieso sind Sie sich so sicher, dass es letzte Nacht aufgenommen wurde?«, wollte Anni wissen.
»Ich … ich hab mir gestern die Bikinizone rasiert.« Die Erklärung schien ihr peinlich zu sein. »Mit einem Nassrasierer, und ich hab mich geschnitten. Es ist auf dem Foto. Man kann den Schnitt auf dem Foto sehen …«
Anni betrachtete das Bild. Es zeigte eindeutig Suzanne, mit einem bis zu den Brüsten hochgeschobenen T-Shirt, das ihren Unterkörper vollständig entblößte. Ihre Beine waren gespreizt. Anni sah noch genauer hin. Tatsächlich. Die kleine Schnittwunde war deutlich zu sehen.
Ihr Blick ging wieder zu Suzanne, gerade als der Becher auf den Boden fiel und die restliche Flüssigkeit verspritzte. Einen Moment lang starrte Suzanne auf den Becher, als wüsste sie gar nicht, was es war. Dann ließ sie den Kopf in die Hände sinken, und ihre Schultern begannen zu zucken.
Anni blieb nichts anderes übrig, als sie weinen zu lassen.
Irgendwann fand Suzanne ihre Stimme wieder. »Ich sage die Wahrheit.«
»Ich habe nichts anderes …«
»Ich denke mir das nicht aus!«
»Das habe ich nie behauptet.«
Suzanne sah auf, und ein zorniges Feuer loderte durch ihre Tränen. »Ich hab damals nicht gelogen, und jetzt lüge ich auch nicht, kapiert?«
»Wann damals?«
Suzanne drehte den Kopf weg, gewann ihre Fassung wieder. »Nichts.«
»Was meinen Sie mit damals, Suzanne? Hat es was mit Ihrem Exfreund zu tun, Mark Turner?«
Suzanne wischte sich das Gesicht am Ärmel ihres Bademantels ab und ließ
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