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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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schloss er die Augen und rief sie zu sich.
    Und da war sie auch schon. Leibhaftig erschien sie vor ihm. Wirklicher als wirklich, noch echter als im wahren Leben. Seine Finger bewegten sich langsam auf und ab. Er spürte den Stoff an seiner Haut, flüsterte ihren Namen.
    »Rani …« Seufzte. Lächelte. Sein Herz pumpte, und allein beim Klang ihres Namens flatterten Schmetterlinge in seinem Bauch auf. »Rani …«
    Sie antwortete ihm, wie sie es immer tat.
    Ich bin hier – für dich …
    Rani war ihr echter Name. Ihr geheimer Name. Ihm war es egal, wie sie sich im Alltag nannte. Er wusste, wie sie in Wahrheit aussah, wer sie in Wirklichkeit war. Sie hatte es ihm gesagt. Sich ihm offenbart.
    Seine Finger bewegten sich schneller, sein Herz schlug heftiger.
    »Rani …«
    Ja, mein Liebster?
    »Ich war den ganzen Tag bei dir. Hast du mich gesehen?«
    Aber natürlich.
    »Ich war heute Morgen bei dir, als du die Augen aufgemacht hast.« Er hielt inne und lachte leise. »Du hast so komisch ausgesehen. Als du aufgestanden bist, konntest du kaum laufen.«
    Sie lachte ebenfalls. Schön, dass ich dich zum Lachen bringen kann.
    Ein Kitzel jagte durch seinen Körper. Seine Hand rieb noch schneller. »Gestern Nacht … da war ich dir so nahe …«
    Und ich dir.
    »Hat dir mein Geschenk gefallen?«
    Es ist wunderschön.
    Sein kleiner Liebesgruß. Seine Liebeserklärung.
    ICH WACHE ÜBER DICH
    Er hatte lange überlegt, was er schreiben sollte. Hatte versucht, Worte zu finden, die nicht nur seine Liebe zu ihr ausdrückten, sondern gleichzeitig auch seine vollkommene Hingabe. Er war ihr Beschützer. Er fand, dass er es ganz gut getroffen hatte. Ja, er war stolz auf das Ergebnis.
    »Du hast geweint, als du es gefunden hast …«
    Ja.
    Seine Finger bewegten sich immer schneller bei dem Gedanken daran. Die Schmetterlinge waren aus seinem Bauch verschwunden, jetzt schwirrten darin wilde Vögel.
    Aber dann …
    Da war es wieder. Dieser eine quälende Gedanke, der an ihm fraß wie ein Wurm im Innern eines Apfels.
    »Oh Rani …«
    Eine Traurigkeit überwältigte ihn, wie er sie seit Ewigkeiten nicht empfunden hatte. Nicht seit … damals. Er versuchte, nicht daran zu denken. Versuchte mit aller Kraft, seinen Geist daran zu hindern, dorthin zurückzukehren. Versuchte, sich ganz auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Auf Rani. Auf seine Liebe. Aber es war so schwer.
    Andere Erinnerungen, andere Stimmen erfüllten seinen Kopf. Die wilden Vögel stoben auf und flohen, und etwas anderes, etwas Gefährliches nahm ihren Platz ein. Eine Schlange, glatt und geschmeidig, lag zusammengerollt tief in seinem Innern. Ihr Zischen war wie Säure, vergiftete ihn mit Angst und Hass.
    Und die Stimme … ihre Wut, ihr Hass … alle Frauen sind Huren … jede einzelne von ihnen … behandle sie wie Huren … zu mehr sind sie nicht gut …
    »Nein. Nein!«
    Schneid sie in Stücke, schlitz sie auf …
    Das war nicht er. Jetzt nicht mehr. Er musste etwas tun, die Stimme vertreiben, seine Beschwörungsformel aufsagen, die Schlange besiegen. »Aus dem läuternden Feuer ward ich geboren, und er war verloren …« Weiter … »Aus dem läuternden Feuer ward ihre Seele befreit, als ihr Körper verloren war …« Weiter … »Aus dem läuternden Feuer ward geboren meine Suche und meine Liebe, die ich vollenden werde …«
    Die Schlange glitt zurück in ihre Dunkelheit. Jetzt hörte er wieder Ranis Stimme.
    Ich bin noch da …
    Glück erfüllte sein Herz. Im Nu war er wieder hart. Seine Hand bewegte sich schneller, auf seinen Zügen breitete sich ein Lächeln aus.
    Schneller und schneller wurde seine Hand, sein Atem ging immer schwerer. Die Stimme seiner Liebsten füllte seinen Geist, ihr Gesicht schwebte vor seinen Augen.
    Dann, mit einem Stöhnen und dem Flüstern ihres Namens, war es vorbei.
    »Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich …« Wieder und wieder sagte er es, keuchte und flüsterte, seufzte und lächelte.
    »Rani … Rani …«
    Ich liebe dich auch … In solchen Momenten verlor sich ihre Stimme dann jedes Mal. Aber sie würde wiederkommen, das wusste er genau.
    Er schlug die Augen auf. Wischte sich mit dem Höschen sauber und steckte es ein. Er hatte schon eine Idee, was er damit machen würde.
    Rani sollte ein neues Geschenk bekommen, einen neuen Beweis seiner Liebe …
    Verträumt sah er sich im Zimmer um. Er hätte den ganzen Tag hier liegen können. Aber er hatte zu tun. Schweren Herzens stand er auf.
    Er ging in

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