Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
nur zu gerne zugestimmt.«
»Ich verstehe. Warum habe ich sie nie bei Hof gesehen, als ich noch ein Kind war? Nicht, dass ich dann sonderlich auf sie geachtet hätte«, meinte Dagnarus grinsend, während er sich einen edelsteinbesetzten Gürtel umschnallte. »Ich hielt von meinem Hund mehr als von Frauen. Dennoch, selbst einem kleinen Jungen wäre ein so schönes Geschöpf aufgefallen.«
»Ich bin sicher, dass Euer Hoheit sie bemerkt hätten«, meinte Silwyth, und in seiner Stimme schwang eine Spur von Sehnsucht mit. »Unsere Frauen sind berühmt für ihre Schönheit, aber die ihre ist unvergleichlich. Sie ist damals allerdings nicht an den Hof gekommen. Sie lebte in einem Haus, das der erste Lord Mabreton am Ufer des Hammerklauenflusses für sie hat bauen lassen. Als sie von dem tragischen und unerwarteten Tod ihres Gemahls erfuhr, kehrte sie unter dem Schutz des Schilds zu ihrer eigenen Familie zurück.«
Dagnarus' Miene verfinsterte sich. »Steht sie immer noch unter dem Schutz des Schilds?«
Silwyth zögerte, dann sagte er: »Nein, Herr. Das tut sie nicht. Ihre Familie und die Familie der Gemahlin des Schilds hatten schon lange Probleme miteinander, und das ist in der letzten Zeit schlimmer geworden. Der Schild würde sie nicht schützen. Das ist vielleicht ein weiterer Grund, warum sie es für ratsam hielt, nach Vinnengael zu reisen.«
»Hervorragend, Silwyth, du hast wirklich diesem ganzen Tag etwas Sonniges verliehen. Und selbstverständlich hast du das Neueste schon gehört.« Dagnarus steckte die Arme in die Ärmel eines üppig bestickten pelzbesetzten Mantels, den er über dem kurzen Überrock tragen würde.
»Von Lord Donnengals Dahinscheiden? Ja, Euer Hoheit. Mein Beileid. Ich glaube, Ihr kanntet ihn gut.«
»Um ehrlich zu sein, er war mir egal. Wichtig ist nur, dass sein Tod einen Platz in den Reihen der menschlichen Paladine schafft.«
»Ja, Euer Hoheit, das ist mir bewusst.«
Dagnarus drehte sich um, die Hände auf den Hüften, und sah Silwyth an. »Du weißt, dass ich diesen Platz will. Du weißt, dass es sein muss, wenn ich je König werden will. Wie stehen meine Chancen? Was hast du gehört?«
»Euer Hoheit könnten nominiert werden«, sagte Silwyth, wenn auch mit zweifelnder Miene. »Aber der Rat der Paladine wird nicht zustimmen.«
»Sie müssen nicht einstimmig entscheiden.«
»Das ist wahr, Herr, aber Euer Bruder Helmos ist der Vorsitzende des Rates, und es ist nicht anzunehmen, dass die anderen Menschen sich ihm offen widersetzen werden, obwohl einige durchaus zu Eurer Seite neigen würden.«
»Der Fluch soll Helmos treffen!«, rief der Prinz zornig. »Möge die Leere ihn verschlingen!«
»Seid vorsichtig, Euer Hoheit. Jemand könnte Euch hören.«
»Niemand ist in der Nähe«, wandte Dagnarus ungeduldig ein, aber er senkte dennoch die Stimme. »Was würdest du mir raten?«
»Ihr müsst den König für Eure Sache gewinnen, Herr. Die anderen Paladine würden Helmos vielleicht überstimmen, wenn sie wüssten, dass sie damit dem Wunsch Seiner Majestät folgen.«
»Genau das dachte ich auch«, erklärte Dagnarus. »Und nun möchte ich Lady Mabreton ein kleines Geschenk machen. Du kennst dich am besten aus. Was sollte es sein, und wie sollte ich es ihr überreichen? Schmuck? Edelsteine? Mögen Elfenfrauen Edelsteine?«
Wieder zögerte Silwyth, und diesmal war es so deutlich, dass Dagnarus es bemerkte.
»Was ist los, Silwyth? Du siehst aus, als hättest du Essig getrunken. Bist du selbst in diese Frau verliebt?«
»Nein, Herr, ganz gewiss nicht«, meinte Silwyth kühl. »Elfen verlieben sich nicht, und wenn wir es dennoch tun, dann auf eigene Gefahr. Meine Heirat ist bereits arrangiert, und wenn die junge Frau im Lauf der nächsten fünfzig Jahre mündig wird, werden wir heiraten. Aber Lady Mabreton ist sehr schön, und das eine Mal, als wir uns begegneten, war sie sehr freundlich zu mir. Ich möchte nicht, dass sie verletzt wird.«
»Ich werde ihr nicht weh tun, Silwyth«, erklärte Dagnarus ernst. Er legte dem Kämmerer die Hand auf die Schulter. »Sie hat sich sogar geweigert, mich anzusehen, als ich ihr bei meiner Mutter begegnete. Ich möchte ihr nur ein Lächeln abringen. Das ist alles. Wenn sie Menschen so sehr hasst, kann ich vielleicht dazu beitragen, dass sie ihre Meinung ändert. Und damit beiden Völkern einen Dienst erweisen.«
»Mag sein, Euer Hoheit.« Obwohl der Prinz seine gesamte Überredungskunst eingesetzt hatte, schien er Silwyth nicht vollkommen überzeugt
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