Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Frau, die er bewunderte, sofort des Hofes verwiesen. Obwohl sie wünschte, dass er heiratete, hatte sie beschlossen, dass es nur eine Frau ihrer Wahl sein dürfte. Alle, die sie ihm bisher vorgestellt hatte, waren grottenhässlich gewesen. »Ich glaube nicht, dass ich sie vorher schon einmal gesehen habe.«
»Das hättest du, wenn du dir die Mühe gemacht hättest, mir früher aufzuwarten«, erklärte seine Mutter, ganz versunken in ihre eigenen Kümmernisse. »Sie ist gerade erst vor vierzehn Tagen bei Hofe eingetroffen. Ihr Gatte, Lord Mabreton, ist der neue elfische Botschafter. Es wird heute Abend ein Essen zu seinen Ehren stattfinden. Ich nehme an, du wirst daran teilnehmen?«
»Wenn du das wünschst, Mutter«, meinte der Prinz ungewöhnlich pflichtbewusst.
»Ich wünsche es, ja«, erwiderte die Königin. »Auch Helmos wird anwesend sein und sich über uns alle erhaben fühlen. Du solltest dafür sorgen, dass er einmal von seinem hohen Ross herunterfällt.«
So wenig Dagnarus seinen älteren Bruder mochte, konnte nicht einmal er sich vorstellen, dass der gelehrte und ernste Helmos »sich über alle erhaben« fühlte. Normalerweise mied Dagnarus die offiziellen Festivitäten am Hof und zog es vor, die Abende mit seinen Freunden in den Tavernen der Stadt mit Saufen und Glücksspiel zu verbringen. Aber nun änderte er sofort seine Pläne. Er hatte nichts dagegen, seine besten Sachen anzuziehen und neben seinem Vater zu sitzen – direkt gegenüber der entzückenden Lady Mabreton.
Mabreton. Der Name klang irgendwie vertraut. Dagnarus konnte sich nicht daran erinnern, wo er ihn zuvor gehört hatte. Er nahm sich vor, Silwyth zu fragen, der ohnehin alles wissen würde, was man über die Dame wissen musste. Und selbstverständlich über ihren Mann.
»Worüber wolltest du mit mir sprechen?«, fragte die Königin. Sie kniff die Lider ein wenig zusammen und betrachtete ihren Sohn misstrauisch. »Doch nicht nur über diese Elfenfrau?«
»Ganz sicher nicht, Mutter«, erwiderte Dagnarus lächelnd.
»Ich habe nur gefragt, weil es doch wohl angemessen ist, dass ich die Mitglieder des Hofs meines Vaters kenne. Bist du etwa nicht dieser Meinung?«
Die Königin glaubte ihm. Sein Tonfall war lässig, sein Interesse an der Frau schien nur eine beiläufige Angelegenheit zu sein, die er schnell vergessen würde. Dagnarus war sehr geschickt, wenn es darum ging, seine wahren Gefühle zu verbergen und sein geistiges Kartenspiel so zu mischen, dass das Blatt, das er brauchte, stets oben lag. Er ließ sich nie beim Betrügen erwischen.
Er sah sich um, um sich zu vergewissern, dass die Hofdamen nicht in Hörweite waren. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Königin zu.
»Mutter, ich habe Neuigkeiten«, sagte er und ließ sich auf dem Sessel nieder, der dem seiner Mutter gegenüberstand, einem Sessel, den die reizende Lady Mabreton gerade erst verlassen hatte und an dem noch ihre Wärme und ihr Duft hingen. Einen Augenblick lang hatte der Prinz Schwierigkeiten, ihr Bild zu verbannen, aber nach einem kurzen Kampf war er erfolgreich. »Lord Donnengal ist tot.«
Die Königin warf ihm einen dümmlichen Blick zu und fächelte sich. »Und, was soll das bedeuten? Ich mochte ihn nie, ganz gleich, wie viel dein Vater von ihm hielt.«
»Mutter«, sagte Dagnarus ungeduldig, »wen interessiert denn schon, ob du ihn mochtest oder nicht? Er ist tot. Verstehst du denn nicht, was das bedeutet?«
Die Königin sah ihren Sohn zweifelnd an, bemüht, es ihm unbedingt recht zu machen, aber nicht sicher, worüber er überhaupt sprach.
»Es bedeutet«, erklärte Dagnarus geduldig, »dass es nun wieder einen Platz in den Reihen der Paladine gibt.«
Emillia riss die Augen auf. Sie streckte die Hand aus und umklammerte den Unterarm ihres Sohnes mit solcher Heftigkeit, dass ihm ihre langen Nägel beinahe die Haut aufritzten. »Das wird dein Platz sein! Aber selbstverständlich! Wie wunderbar die Zeremonie sein wird. Ich werde selbstverständlich ein neues Kleid brauchen. Und es wird ein fantastisches Festessen geben. Wir werden … «
»Mutter«, unterbrach Dagnarus sie kalt. Er entzog sich ihrer Berührung. »Lass die Gänse für das Festessen lieber noch nicht rupfen. Du weißt genau, dass man mich nicht einmal nominieren wird.«
»Aber selbstverständlich wird man das tun!«, erklärte die Königin zornig. »Dein Vater kann dir das nicht verweigern! Es ist dein Recht!«
»Er kann es mir verweigern, und genau das wird er auch tun«, sagte
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