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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Dagnarus voraus. »Er hält mich nicht für einen angemessenen Kandidaten. Nur weil ich kein kurzsichtiger Bücherwurm bin. Nur weil ich einschlafe, wenn die Minnesänger von Liebe singen, und lieber mit meinen Freunden würfle, als einen alten Philosophen anzustarren, der etwas über die tiefere Bedeutung des Schneidens von Nasenhaaren stammelt. Du kannst sicher sein, Mutter, dass er nicht einmal daran denken wird, mich als Kandidaten aufzustellen.«
    »Doch. Ich werde mit dem König sprechen«, entgegnete Emillia und erhob sich unter gewaltigem Rascheln von Seidenbrokat. Sie wollte sofort zu König Tamaros gehen.
    »Nein, Mutter, das wirst du nicht tun«, sagte Dagnarus entschieden. Er wusste genau, wie wenig König Tamaros für seine zweite Frau übrig hatte. »Deshalb bin ich gekommen, um mit dir zu sprechen, bevor … « Tief in seinem Herzen sagte er:
bevor du mir unwiderruflichen Schaden zufügst,
aber er schloss laut mit den Worten: »bevor du dich um meinetwillen bemühst.«
    Seine Mutter war nicht zufrieden. »Begreifst du denn überhaupt, wie wichtig das ist?«, fragte sie zornig. »Du wirst nie eine Chance haben, König zu werden, wenn du kein Paladin wirst wie dein Bruder.«
    »Ich weiß, um was es geht, Mutter, das kannst du mir glauben«, erwiderte Dagnarus trocken.
Und deshalb möchte ich mich lieber selbst um diese Angelegenheit kümmern,
dachte er, sprach es aber nicht laut aus. »Und was das Königwerden angeht, Paladin oder nicht, das wird nicht geschehen. Zumindest nicht, wenn es von meinem Vater abhängt. Der König wird Helmos nie zu meinen Gunsten enterben.«
    »Unsinn. Der König liebt dich abgöttisch…«, setzte die Königin an.
    »Ja«, unterbrach Dagnarus sie mit verbittertem Lächeln, »aber er mag mich nicht sonderlich.«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst!«, rief die Königin und tastete wieder nach ihrem Taschentuch. »Ich bin sicher, du willst mir die Schuld daran geben. Du verhältst dich, als würde ich dir alles verderben, wo ich dich doch mehr liebe als das Leben selbst! Ich weiß wirklich nicht, wie du so grausam sein kannst…«
    »Hör auf, dich so anzustellen, Mutter, und hör mir zu.« Nun verlor Dagnarus die Geduld. »Du wirst mit meinem Vater kein Wort über dieses Thema wechseln. Du wirst nicht winseln, drängen, nörgeln oder intrigieren. Sollte er oder ein anderer das Thema anschneiden, dass ich Paladin werden könnte, dann wirst du ganz ruhig reagieren, als sei dies eine allgemein anerkannte Tatsache. Sicher wird mein Sohn nominiert werden‹, wirst du sagen und erstaunt dreinschauen, wenn irgendjemand auch nur den geringsten Zweifel äußert. Und ansonsten wirst du den Mund halten. Hast du mich verstanden? Und du wirst meinen Großvater Olgaf anweisen, sich vollkommen aus dieser Angelegenheit herauszuhalten.«
    Emillia war eine alberne, streitsüchtige, eitle Person, die schon lange jede Autorität und jeden Einfluss bei Hof verloren hatte. Das war nicht ausschließlich ihr eigener Fehler. Ihr Vater, König Olgaf von Dunkarga, fuhr fort, das Feuer unter dem königlichen Intrigenkessel am Brennen zu halten, und er hielt die Suppe des Königs am Brodeln in der Hoffnung, dass Seine Majestät eines Tages den Löffel heben und sich den Mund verbrennen würde. Hilfe von dieser Seite brauchte Dagnarus etwa so dringend, wie er Skorpione zwischen seinen Bettlaken gebraucht hätte.
    Emillia gab nicht ohne weiteren Protest nach – und nicht ohne ein paar Tränen hervorzuquetschen – ; sie verkündete empört, ihr Sohn liebte sie nicht, niemand liebte sie, ihre Opfer würden nicht hoch genug geschätzt, sie sei sicher, Tamaros zur Vernunft bringen zu können, und ihr armer, lieber Papa wäre nur zu glücklich, an den Hof zu kommen und darauf zu bestehen, dass man Dagnarus Gerechtigkeit widerfahren ließe.
    Dagnarus lauschte ihr so geduldig, wie er konnte, und erinnerte sich daran, dass er als Soldat lernen musste, Folter und Qualen zu ertragen. Er wusste allerdings, wie er mit Emillia umzugehen hatte; immerhin hatte er sich ihr gegenüber stets durchgesetzt, seit er zwei Jahre alt gewesen war. Er bezauberte sie mit einem Satz und bedrohte sie mit dem nächsten, bis sie nicht mehr sicher war, wie ihr überhaupt geschah. Schließlich überzeugte er sie von seinen Ansichten.
    Als die Königin endlich glaubte, dass der Plan ursprünglich von ihr stammte, wusste Dagnarus, dass er gewonnen hatte. Er war sicher vor ihren Machenschaften. Dann verließ er sie, so schnell er konnte,

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