Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
zu haben.
»Komm schon, Silwyth«, meinte Dagnarus. »Du kennst mich doch. Du weißt, dass mein Herz gegen alle Ränke der Frauen gefeit ist. Nach allem, was du mir von dieser Dame erzählt hast, wird ihr Herz wohl kaum von einem Menschen berührt werden können. Sie ist unglücklich, und wer sollte ihr das verübeln? Immerhin hat man sie dazu gezwungen, ihre Zeit in Gesellschaft meiner Mutter zu verbringen! Welcher Schaden kann schon dadurch entstehen, wenn man ihr das Leben ein wenig angenehmer macht?«
»Keiner, Herr.« Falls Silwyth seufzte, tat er es innerlich, sodass der Prinz es nicht hören könnte. Silwyth wusste genau, wem seine wahre Treue galt. Er würde seine Stellung für niemanden in Gefahr bringen, nicht einmal für eine Frau, deren liebliche Blüte im Garten seines Geistes blühte. Wie er Dagnarus bereits mitgeteilt hatte – der Schild würde keinerlei Anstrengungen unternehmen, um Lady Mabreton zu beschützen. Silwyth pflückte ihre Blüte und reichte sie, wenn auch nicht ohne Seufzen, dem Prinzen.
»Was das Geschenk angeht, so halten Elfenfrauen Edelsteine für aufdringlich und zu auffällig. Einige sind allerdings akzeptabel, darunter Diamanten, wegen ihrer Reinheit, und blaue Topase und Saphire, die Lieblingssteine der Götter der Luft. Wenn Euer Lordschaft allerdings die Kosten nicht scheuen…«
»Nein«, erwiderte Dagnarus. »Ich hatte in der letzten Zeit Glück im Spiel.«
»Dann würde ich eine kleine Brosche aus jenem seltenen Türkis vorschlagen, der dafür bekannt ist, den Träger mit seiner magischen Kraft zu schützen. Ein solches Geschenk würde Eurer Bewunderung ebenso Ausdruck verleihen wie Eurer Rücksichtnahme. Es wird ein Geschenk sein, das die Dame öffentlich und ehrenhaft tragen kann. Eines, für dessen Annahme sie ihr Gemahl nicht tadeln könnte.«
»Hervorragend. Wo finde ich ein solches Stück?«
»Türkise findet man nur bei den Pecwae, Euer Hoheit. Sie sind die Einzigen, die wissen, wo sie diese Steine gewinnen können. Ihre Schmuckstücke sind von zierlicher Arbeit, die elfischen Frauen sehr gefällt, und bei unserem Volk hoch geschätzt. Wenn Euer Hoheit wollen, werde ich selbst auf den Markt gehen und ein entsprechendes Stück erwerben.«
»Ja, tu das, Silwyth. Und dann bring mir den Schmuck, und ich werde ihn ihr überreichen.«
»Sehr wohl, Euer Hoheit.«
»Und auf dem Weg dorthin kannst du beim Tempel vorbeigehen und dort eine Botschaft für Fleck hinterlassen. Tatsächlich«, fügte der Prinz hinzu, dem plötzlich etwas eingefallen war, »möchte ich, dass er bei dem Bankett anwesend ist. Ich werde ihm eine Einladung verschaffen; mein Vater mag ihn, und er hat erst gestern davon gesprochen, dass er ihn gern einmal Wiedersehen möchte. Es wird spät werden, also solltest du Flecks altes Zimmer für ihn vorbereiten. Ich nehme an, er wird sich aus den Klauen dieser Magier-Glucken befreien und seiner muffigen Zelle einen Abend lang entweichen können?«
»Wenn Euer Hoheit eine schriftliche Anweisung schicken, die erklärt, dass Meister Gareths Anwesenheit bei einem Staatsbankett erwünscht ist, wird der Rektor sich fügen müssen. Ansonsten könnte es vielleicht schwierig werden. Man erwartet, dass sich Novizen strikt ihren Studien widmen und sich von nichts ablenken lassen.«
»Muss es denn schriftlich sein? Nun gut, wenn es nicht anders geht.« Dagnarus zog ungeduldig an einem großen Siegelring, den er am Zeigefinger der rechten Hand trug. »Hier. Entwirf den Brief, unterschreibe ihn für mich und versieh ihn mit meinem Siegel. Weise Fleck an, mich hier zu treffen, wenn die Kerzen entzündet werden. Und sorge dafür, dass er etwas Anständiges anzuziehen hat. Mit seinem rasierten Kopf über dem breiten Kragen dieser Gelehrtenrobe sieht er immer aus wie eine Schildkröte.«
»Jawohl, Euer Hoheit.« Silwyth nahm den Ring entgegen.
Er hatte sich nun schon seit Jahren um die Korrespondenz des Prinzen gekümmert; der letzte tintenfleckige und falsch buchstabierte Satz war dem Prinzen von seinem alten Lehrer Evaristo abgerungen worden. Man hatte den Lehrer entlassen, als der Prinz zwölf geworden war und Gareth, der eigentliche Schüler Evaristos, in den Tempel der Magier eintrat. Tamaros hatte widerstrebend begriffen, dass sein jüngerer Sohn nie ein Gelehrter sein würde, obwohl er immer noch hoffte, dass der Junge irgendwann seine wilderen Neigungen so weit befriedigt haben würde, dass er lernen könnte, die Freuden ruhiger Studien zu schätzen.
Man
Weitere Kostenlose Bücher