Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
geworden ist. Dagnarus will ein Paladin werden.«
    »Unmöglich«, erklärte Helmos barsch.
    »Da bin ich nicht so sicher«, gab Tamaros nachdenklich zurück.
    »Vater! Das kann nicht dein Ernst sein! Ich bitte um Verzeihung, Vater. Ich wollte dich nicht beleidigen, aber Dagnarus ist ein vollkommen unangemessener Kandidat für…«
    »Dieses Wort«, unterbrach ihn Tamaros. »›Unangemessen‹. Wir sind der Ansicht, dass er unseren Maßstäben für einen Paladin nicht entspricht. Aber ich frage mich – wer sind wir, diese Maßstäbe aufzustellen? Sind es nicht die Götter, die die Wahl treffen? Vielleicht haben sie ihn auserwählt.«
    »Wie das, Vater?«, fragte Helmos.
    »Indem sie ihm das Bedürfnis danach ins Herz gesenkt haben«, erwiderte Tamaros.
    »Demnach verfügt mein Bruder über eine ganze Reihe gottgegebener Bedürfnisse«, entgegnete Helmos erbittert. Er und die Frau, die er über alles liebte, wünschten sich unbedingt Kinder, und die Götter verweigerten sie ihnen, während Dagnarus mit der Lässigkeit eines streunenden Katers Bastarde zeugte. »Und er befriedigt sie alle.«
    »Was sagst du da?«, fragte Tamaros verärgert.
    Helmos seufzte tief und setzte sich seinem Vater gegenüber. »Ich sagte, was ich nicht habe sagen wollen, was ich hoffte, dir nie sagen zu müssen, Vater. Mein Bruder darf kein Paladin werden. Wenn ich sagte, dass er nicht geeignet ist, dann plappere ich das nicht nur so dahin. Er ist lüstern, er ist ein Verschwender. Er verbringt die Abende damit, sich zu betrinken und sich mit Männern und Frauen von zweifelhaftem Charakter herumzutreiben. Mit seinen Bastarden, die er diesen unglücklichen Frauen anhängt, könnte man schon ein ganzes Dorf bevölkern.«
    »Gerüchte«, entgegnete Tamaros mit finsterer Miene. »Neidischer Klatsch. Vielleicht neigt Dagnarus ein wenig zu sehr zum Glücksspiel und zum Wein, aber ich hatte selbst nichts gegen ein Würfelspiel, als ich noch jung war.«
    Helmos schüttelte den Kopf. »Er ist beinahe Analphabet, Vater. Er kann kaum seinen Namen schreiben.«
    »Er nimmt an den Levees teil«, entgegnete Tamaros. »Wenn ich ihn um ein Urteil bat, hat er sich als weise und gerecht erwiesen. Sein Ruf als Soldat und als Befehlshaber ist über jeden Zweifel erhaben.«
    »Er ist tatsächlich intelligent«, gab Helmos zu. »Er verfügt über angeborene Klugheit und gesunden Menschenverstand. Das will ich nicht abstreiten. Ich will auch nicht abstreiten, dass er mutig und ein guter Anführer ist. Lassen wir es also dabei, Vater. Soll mein Bruder sich damit zufrieden geben, unsere Armeen zu führen. Gewähre ihm nicht, gewähre ihm
keinesfalls
die Macht eines Paladins! Ich hätte ohnehin nicht angenommen, dass er sie sich wirklich wünscht. Es ist die heilige Pflicht eines Paladins, dem Frieden zu dienen.«
    »Das ist wahr«, meinte Tamaros. »So war es ursprünglich beabsichtigt. Zumindest dachte ich das. Vielleicht… vielleicht habe ich mich geirrt.«
    Tamaros erhob sich und ging zur Ostseite des Zimmers und stellte sich mit dem Rücken zu dem Fenster, von dem aus man die Berge sehen konnte. Es war inzwischen später Nachmittag, die Sonne stand im Westen. Ihre rotorangen Strahlen beschienen Tamaros' Gesicht und beleuchteten ihn, als wäre er in Gold getaucht, ein Abbild der Weisheit und des Pflichtbewusstseins, ein König, dessen Erbe die Zeiten überdauern würde, ein gottähnlicher König, der in die Legenden eingehen würde.
    Helmos dachte bei sich: Ich werde ein guter König sein. Aber kein wirklich großer. Das erkennt auch mein Vater. Und obwohl er mich liebt, bin ich eine Enttäuschung für ihn. Nein, ich bin, was ich bin. Die Götter haben mich so gemacht. Ich kann daran nichts ändern.
    Tamaros wandte sich, die Hände auf dem Rücken verschränkt, wieder seinem Sohn zu.
    »Als ich den Völkern den Stein der Könige gab, hatte ich gehofft, er würde uns zusammenführen, könnte uns helfen, zusammen in Frieden zu leben. Meine Hoffnungen haben sich als fruchtlos erwiesen. Die Elfen versuchen weiterhin, sich unseres Grenzlands zu bemächtigen, und die Zwerge haben mehrere Menschensiedlungen erobert, von denen sie behaupten, sie lägen auf ihrem Land.«
    »Die Zwerge glauben, dass ganz Vinnengael auf ihrem Land erbaut wurde«, meinte Helmos trocken.
    »Das stimmt, aber ich hatte gehofft, diese Haltung würde sich ändern. Es scheint, der Stein der Könige hat die anderen Völker mutiger gemacht und uns schwächer. Sie glauben, da sie nun den Stein der

Weitere Kostenlose Bücher