Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Könige haben, können sie uns besser angreifen. Vielleicht brauchen wir wirklich einen Paladin des Krieges, einen Paladin, dessen Schwur nicht nur der Erhaltung des Friedens gilt, sondern der auch bereit ist, dies mit Hilfe eines Schwerts zu tun, wenn es notwendig sein sollte.«
»Und wenn wir einen Paladin des Krieges schaffen, was sollte die Elfen, die Zwerge und die Orks davon abhalten, ihre eigenen Paladine des Krieges aufzustellen?«, widersprach Helmos mit ungewöhnlicher Heftigkeit, und auch er erhob sich nun und stellte sich seinem Vater gegenüber. »Nein, Vater. Sei nicht so enttäuscht vom Stein der Könige. Glaube an ihn und an die Götter. Du erwartest zu viel zu schnell, das ist alles. Dein Traum vom Frieden wird in Erfüllung gehen, aber es wird Zeit brauchen. Wir arbeiten mit den anderen Paladinen zusammen, um einander verstehen zu lernen, um zu lernen, das zu achten, woran die anderen glauben. Erst dann, wenn wir einander verstehen, können wir damit beginnen, daran zu arbeiten, das zu verändern, was dem wahren Frieden im Weg steht.«
»Es liegt Weisheit in dem, was du sagst, mein Sohn, aber du bist noch nicht König. Ich bin es, und ich muss tun, was ich für das Beste halte, sowohl lang- als auch kurzfristig.«
Die Sonne sank hinter den Horizont, und Schatten überzogen das Zimmer. Das Bild, das sich Helmos bot, war nun das eines alten Mannes, gebeugt von vielen Sorgen, krumm und müde.
»Sag mir, dass du es Dagnarus noch nicht versprochen hast, Vater«, bat Helmos leise.
Tamaros antwortete nicht, sondern wandte dem Sohn den Rücken zu und starrte aus dem Fenster.
Helmos schwieg lange Zeit. Die Schatten wurden länger. Ein Diener kam herein, um die Kerzen anzuzünden. Helmos machte eine Geste, und der Diener zog sich schweigend zurück.
»Ich habe mich nie gegen deine Wünsche gewandt, Vater«, sagte Helmos schließlich. »Aber in dieser Sache werde ich nicht auf deiner Seite stehen. Ich werde mich gegen die Nominierung meines Bruders stellen, und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um sie aufzuhalten.«
Noch immer schwieg Tamaros, noch immer sah er aus dem Fenster.
»Dagnarus wird keinen Grund haben, dir die Schuld daran zu geben, Vater«, fügte Helmos hinzu. »Ich werde alle Schuld auf mich nehmen. Du wirst öffentlich bekannt machen, dass du ihn unterstützt. Er wird dich dafür nicht weniger lieben.«
»Tu, was du für richtig hältst, wie ich es dich gelehrt habe«, sagte Tamaros, aber seine Stimme war kalt. »Aber es tut mir weh, meine Söhne im Streit miteinander zu sehen.«
Helmos stand schweigend da, rang mit sich selbst, hätte seinem Vater gern etwas Erfreulicheres gesagt, aber das hätte bedeutet, dass er sich gegen sich selbst wendete. Er wusste, was er zu sagen hatte, um seine Argumente zu unterstützen, wusste, was seinen Bruder vollkommen in Misskredit bringen, was Dagnarus in den Augen des Vaters für immer vernichten würde. Aber diese Worte waren so finster, so hässlich, so entsetzlich, dass Helmos sich nicht dazu durchringen konnte, sie laut auszusprechen. Er fürchtete, sie könnten seinen Vater im wahrsten Sinn des Wortes zu Tode erschrecken. Außerdem hatte Helmos keine Beweise. Seine Quelle war nicht vertrauenswürdig: eine Frau, die etwas von Beschwörungen der Magie der Leere berichtet hatte, die im Schlaf gemurmelt worden waren, eine Frau, die zu Helmos gekommen war, um sich für ihr Schweigen bezahlen zu lassen. Sein Vater würde sich weigern, diese Geschichte zu glauben, und das konnte Helmos ihm kaum verübeln.
Er würde diese Bürde alleine tragen müssen.
»Es tut mir Leid, Vater«, sagte er und verließ das Zimmer.
Tamaros stand noch lange im Dunkeln, denn der Diener, dessen Aufgabe es war, die Kerzen anzuzünden, hatte den Streit zwischen König und Kronprinz belauscht und war zu entsetzt und zu verängstigt, um hereinzukommen.
Der erwachsene Prügelknabe
Gareth war müde bis auf die Knochen. Er hatte den ganzen Tag, vom frühen Morgen bis nach Einbruch der Dunkelheit, über seinen Studien – denen, die offiziell für ihn vorgesehen waren – gesessen. Zusätzlich hatte er sich die Hälfte der vergangenen Nacht mit Forschungen um die Ohren geschlagen, von denen seine Lehrer nichts ahnten – mit seinen geheimen Studien. Er hatte nicht vorgehabt, so lange aufzubleiben, aber er war einer Entdeckung auf der Spur, die ihn sowohl entsetzt als auch fasziniert hatte, und er konnte nicht davon ablassen, mehr herauszufinden, bis seine Augen
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