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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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von selbst aufgegeben und sich gegen seinen Willen geschlossen hatten.
    Als die Weckglocke läutete, hatte er noch über seinem Buch zusammengesackt dagesessen, mit steifen Schultern und schmerzhaft verrenktem Genick. Er war den ganzen Tag während des Unterrichts träge und dumm gewesen und hatte sich den Zorn seines Lehrers zugezogen. Dann hatte er sich auf sein Bett gefreut, hatte früh schlafen gehen wollen, und es hatte ihn alles andere als gefreut, vom Prinzen angewiesen zu werden, an einem Bankett teilzunehmen und die Nacht im Palast zu verbringen.
    Sehnsuchtsvoll überlegte er, ob er sich vielleicht krank stellen sollte, aber der Rektor, der Gareth die Erlaubnis erteilt hatte, an dem Bankett im Palast teilzunehmen, und der den jungen Mann nun mit mühsam verhohlenem Neid ansah, würde eine solche Weigerung ausgesprochen seltsam finden und unangenehme Fragen stellen. Und außerdem würde es Dagnarus wütend machen. Der Prinz war immer wütend, wenn er nicht das bekam, was er wollte.
    Also zog Gareth die Hofkleidung an, die Silwyth in seiner Zelle für ihn bereitgelegt hatte, das Novizengewand, das langärmelige Hemd, das als Houppelande bekannt und zu diesen Zeitpunkt sehr in Mode war, die wollene Strumpfhose, den Umhang, den edelsteinbesetzten Gürtel und die Lederschuhe. Während er das tat, fiel ihm auf, wie unbequem und einengend diese Art von Kleidung war, nachdem er sich an die Freiheit der Priestergewänder gewöhnt hatte, die für Novizen aus einer schlichten braunen Kutte über Unterwäsche, Schuhen und Strümpfen bestand.
    Gareth besaß keinen Spiegel – man erwartete von Magiern, dass sie über persönliche Eitelkeit erhaben waren –, und daher war er nicht gezwungen, sich mit der Mütze auf dem Kopf zu sehen, die Silwyth geliefert hatte, damit er seinen geschorenen Kopf bedecken konnte. Der purpurfarbene Fleck, der sein Gesicht seit seiner Geburt verunstaltet hatte, war nicht (wie Gareth insgeheim gehofft hatte) verschwunden. Gareth war kein sonderlich gut aussehender junger Mann. Die Mütze ließ ihn nun vollkommen lächerlich wirken. Aber es half nichts. Seine Hoheit hatte es befohlen, und Seiner Hoheit musste man stets gehorchen.
    Gareth verließ den Tempel, ohne mit jemandem zu reden, obwohl viele Novizen vor ihrer einfachen Mahlzeit in dem Gebäude unterwegs waren. Er hatte hier kaum Freunde. Von Natur aus zurückhaltend und schüchtern und darüber hinaus stets verlegen wegen seines Geburtsmals, neigte Gareth dazu, in der Schule still und reserviert zu sein. Das wiederum führte dazu, dass seine Mitschüler ihn für stolz und hochnäsig hielten und ihm unterstellten, dass er sich mit keinem Geringeren als einem Prinzen anfreunden wollte. In Wahrheit ließ er sie nur zu ihrem eigenen Wohl links liegen. Gareths geheime Studien der alten und verbotenen Magie der Leere trennten ihn von den anderen – den Unschuldigen. Er fürchtete sich davor, sich an andere anzuschließen, denn er ging davon aus, dass diese anderen, falls man ihn entdecken sollte, am Ende sein Schicksal teilen müssten.
    Dies traf natürlich nicht auf den Prinzen zu, aber alles, was Gareth tat oder war oder sein konnte, war nur für Dagnarus gedacht.
    Es belebte ihn ein wenig, den Weg zum Palast mit raschem Schritt zurückzulegen. Die Wachen grüßten ihn mit freundlichem Nicken; viele kannten ihn seit seiner Kindheit. Er schickte den Pagen weg, der ihn durch den Palast führen wollte – Gareth kannte den Weg besser als der Junge. Er blieb noch einmal vor einem Spiegel stehen, um sich anzusehen, und tatsächlich, die Mütze ließ ihn wie einen Narren wirken – ganz, wie er befürchtet hatte.
    Der Bankettsaal war warm und laut, glühte im Licht und der Hitze eines tosenden Feuers und von Unmengen Steinlichtern und Kerzen. Gareth grüßte seine Eltern, wie der Anstand es verlangte – sein Vater hatte bereits einiges getrunken, war rot angelaufen und pöbelte herum; seine Mutter wollte sich lieber dem neuesten Klatsch widmen und gönnte ihrem Sohn kaum einen Blick. Das Essen war noch nicht aufgetragen worden; die Gäste standen herum und tranken gewürzten Wein. Ein paar junge Leute hatten in einer Ecke spontan mit einem Rundtanz begonnen, begleitet von einem Flötisten und einem Lautenspieler. Gareth drängte sich durch die Menge. Es fiel ihm immer leicht, Dagnarus in einer Menschenmenge zu finden – er musste einfach nach der größten Zusammenballung schmeichelnder Höflinge suchen, und Seine Hoheit befand sich mit

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