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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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seines Sohns nachzudenken.
    Dagnarus erkannte, dass er dieses erste Scharmützel gewonnen hatte, und bedrängte den König weiter. »Nominiere mich zumindest, Vater. Die anderen Paladine müssen ohnehin noch über mich abstimmen, und wenn sie entscheiden, mich nicht zu unterstützen, werde ich mich ihrem und dem Willen der Götter beugen. Aber man sollte zumindest sehen, dass du mich für würdig hältst. Verweigere mir dies, und die Leute werden sagen, dass du mir nicht vertraust und mich nicht achtest.«
    Gegen seinen Willen musste Tamaros zugeben, dass Dagnarus tatsächlich Recht haben könnte. Helmos war über dreißig, bei bester Gesundheit, stark an Geist und Körper und nur selten krank. Aber die Wege der Götter sind unergründlich. Es konnte ein Unfall geschehen – ein Unfall hatte Helmos' Mutter getötet. Und bisher hatten Helmos und seine Frau Anna noch keinen Erben, so sehr sie sich auch einen wünschten und darum beteten. Zehn Jahre waren seit ihrer Hochzeit vergangen, und noch immer hatten sie keine Kinder. Es war durchaus möglich, dass Dagnarus einmal den Thron besteigen würde, und wenn überall bei Hof und im Königreich bekannt wäre, dass man ihn als Paladin abgelehnt hatte, dann würden die Menschen an ihm zweifeln und sich vielleicht nach einem anderen König umsehen.
    Bürgerkrieg – für jeden Herrscher der schrecklichste aller Gedanken. Tamaros war mit den Geschichten seines Großvaters über den blutigen Bürgerkrieg aufgewachsen, der beinahe zum Untergang von Vinnengael geführt hätte. Er hatte gehört, wie die Elfen und Orks und Zwerge ihren Vorteil ausnutzten, Heere über die Grenzen schickten und große Stücke Land aus dem Reich der Menschen beanspruchten, die schließlich zurückgewonnen worden waren, aber nur mit noch mehr Blut und Mühe. Tamaros musste sein Möglichstes tun, um dafür zu sorgen, dass das Königreich stabil und in Frieden blieb.
    Dagnarus ist anders als sein Bruder und anders als die anderen Paladine, aber wenn wir alle gleich sind, sagte Tamaros sich selbst, dann wird die Welt nicht vom Fleck kommen. Einige müssen sich um die Herde kümmern, aber einige müssen auch Metzger sein.
    »Aber es liegt eine Gefahr darin«, sagte Tamaros, der sich insgeheim an der Schönheit seines Sohnes, seiner Gesundheit, seiner offensichtlichen Lebensfreude erfreute. »Es ist gefährlich, ein Paladin zu werden.«
    »Ich bin Soldat, Vater«, erwiderte Dagnarus. »Gefahren gehören zu meinem Leben.« Er war ernst und bescheiden und schöner denn je. »Wirst du mich nominieren, Vater?«
    Tamaros seufzte. Sein Herz riet ihm etwas anderes, aber er konnte nicht nein sagen. »Das werde ich tun, mein Sohn.«
    »Danke, Vater, dass du mir diese Chance gibst!« Dagnarus strahlte in diesem Augenblick heller als die Sonne und blendete damit seinen Vater halb – oder vollständig. »Du wirst stolz auf mich sein. Und jetzt will ich dich nicht länger aufhalten. Mit deiner gnädigen Erlaubnis werde ich mich zurückziehen.«
    Tamaros nickte. Dagnarus verabschiedete sich, und Tamaros konnte hören, wie sein Sohn draußen auf dem Flur ein Tanzlied anstimmte. Tamaros kehrte nicht an die Arbeit zurück, sondern starrte nur blicklos das Buch an, in dem er zuvor so konzentriert gelesen hatte.
    Der König saß noch immer da und starrte ins Buch, ohne etwas zu erkennen, als sein älterer Sohn Helmos den Raum betrat. Still und unauffällig trat Helmos an die Seite seines Vaters. Er wartete dort schweigend, bis Tamaros sich seiner Anwesenheit bewusst wurde.
    »Ich sehe, du hast es schon gehört, Vater«, sagte Helmos sanft, aber mit Ernst. »Es tut mir Leid, dass nicht ich derjenige war, der es dir gesagt hat. Ich weiß, wie tief Lord Donnengals Tod dich berühren muss.«
    »Dagnarus hat es mir gesagt«, erklärte Tamaros und streckte die Hand aus, um seinem geliebten Sohn die Hand zu drücken.
    »Dagnarus!« Helmos runzelte die Stirn.
    »Er sagte, er wisse, dass die Nachricht mich bedrücken würde und dass ich es wissen wollte, damit ich Lord Donnengals Witwe und seinen Kindern mein Beileid aussprechen könnte.«
    »Mein Bruder ist plötzlich sehr sanftmütig geworden«, meinte Helmos und warf seinem Vater einen beunruhigten Blick zu.
    Tamaros lächelte bedauernd. »Ich bin noch nicht der alte Narr, für den mich alle halten. Noch nicht. Ich weiß genau, wieso er es mir gesagt hat. Er will« – Tamaros hob den Kopf und sah seinen Sohn an – »den Platz einnehmen, der durch Lord Donnengals Tod frei

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