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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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verlassen, sollte Vinnengael verlassen und ins Haus ihres Mannes zurückkehren, in ihr eigenes Land, zu ihrem eigenen Volk. Sie schloss die Augen und stellte sich dieses Haus vor: die Zimmer sauber und leer, ohne irgendwelche Gegenstände, die zu viel Platz einnahmen; die Gärten gut geplant, wohl gepflegt, ordentlich und sauber; die Windglockenspiele, die gedämpft wurden, wenn der Wind zu heftig wehte, da ihr Klang sonst zu unangenehm würde. Valura krümmte sich in das Kissen, zog sich in sich zurück wie ein Tier, das der Schlinge entkommen ist. Sie konnte nicht zurückkehren. Wenn sie das tat, würde sie sterben.
    Sie war eines von fünf Kindern, das mittlere, einsame. Die beiden älteren waren Brüder, viel älter als sie und gute Freunde. Die jüngeren waren Schwestern, viel jünger und einander vollkommen ergeben, gehätschelt und verwöhnt von ihren Eltern. Das Einzige, was die Eltern an Valura schätzten, war ihre bemerkenswerte Schönheit, und auch dabei hatten sie wie bei einer guten Kuh nur daran gedacht, welchen Preis sie wohl auf dem Markt bringen würde.
    Valura kam aus einem adligen, aber verarmten Haus – eine unheilvolle Kombination, die viel mit schlechter Verwaltung und falschen Allianzen zu tun hatte. Eine weniger adlige Familie hätte arbeiten können, um ihr Leben zu fristen. Sie wären nicht mit Verpflichtungen jenen gegenüber belastet gewesen, die über und unter ihnen standen – teuren Verpflichtungen.
    Selbst die Götter hatten sie verlassen, denn den Beratenden Ahnen hatten die Fehler seines Schwiegersohns so sehr verärgert, dass er dem Haus seiner Tochter den Rücken gekehrt hatte, und nichts, was irgendwer tat oder sagte, konnte ihn zu einer Rückkehr bewegen. Unter diesen Umständen konnte man den von Sorgen gebeutelten Eltern vielleicht sogar verzeihen, dass sie ungeduldig darauf warteten, dass ihre Kinder aufwuchsen und halfen, ihre Last zu tragen. Valuras Brüder sollten mit Hilfe ihrer Schwester Wohlstand erlangen. Valura sollte dasselbe mit ihrem Gesicht und ihrem Körper erreichen.
    An dem Tag, an dem sie nach elfischem Brauch zur Frau geworden war, hatte man Valura mit Lord Balor Mabreton verheiratet. Sein Haus war ein relativ junges Haus mit gewaltigem Reichtum, das nach Achtung und adligem Blut für seine Abkömmlinge trachtete. Valura war genau die richtige Antwort auf seine Gebete. Was die Nachkommenschaft anging, wurde der Lord allerdings enttäuscht. Valura hatte nicht vor, Kinder zu bekommen. Eine Schwangerschaft mit all der Übelkeit und dem grotesken Anschwellen des Körpers, eine Geburt mit all den Schmerzen waren für sie einfach nur abschreckend.
    Sie kannte sich genügend mit Kräutern aus, um zu wissen, wie sie einem solchen Schicksal entgehen konnte, und dies hatte sie während ihrer ersten Ehe dreimal getan. Wenn man sie dabei erwischt hätte, hätte ihr Mann sie nach elfischem Recht töten dürfen. Zum Glück war der erste Lord Mabreton so dumm gewesen, dass er nie daran gedacht hatte, die angebliche Unfruchtbarkeit seiner Frau in Frage zu stellen.
    Erdrückt von den Zwängen der elfischen Gesellschaft, von den strengen Pflichten – Pflichten gegenüber der Familie, dem Ehemann, den Ahnen, den Armen, den Reichen, dem Göttlichen und dem Schild des Göttlichen, sah Valura ihre Jahre vorüberziehen wie eine Gefangene. Wohin sie sich auch wandte, fand sie sich einer Mauer gegenüber.
    Sie hatte nicht mit ihrem ersten Mann nach Vinnengael ziehen wollen, wenn auch aus anderen Gründen als denen, die sie nannte. Sie mochte die Menschen nicht, das entsprach der Wahrheit. Sie fand sie primitiv und laut, gewalttätig und unbeständig. Und aus denselben Gründen, aus denen sie ihr so zuwider waren, beneidete und bewunderte sie sie auch. Daher isolierte sie sich von ihnen, damit sie sie nicht mit der doppelten Krankheit von Freiheit und Unabhängigkeit anstecken konnten.
    Valura hatte nur einmal in ihrem Leben ihre Zellentür offen gesehen, und zwar nach dem überraschenden Tod des ersten Lord Mabreton. Sie wusste genau, dass man ihn umgebracht hatte; der Schild des Göttlichen hatte es ihr so gut wie gestanden, um zu vermeiden, dass sie Ärger machte. Sie hatte nicht vorgehabt, Ärger zu machen. Sie wäre auf die Knie gesunken und hätte den Mörder gesegnet, hätte sie nur gewusst, wer es gewesen war. Ihre Zellentür stand plötzlich offen, sie spürte das Sonnenlicht warm auf dem Gesicht, und dann fiel die Tür wieder zu, und sie saß abermals in der Falle.
    Der

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