Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Gewand nackt war. An Schmuck trug sie nur den Türkisanhänger. In diesem Augenblick wusste Dagnarus, dass sie ihn liebte und dass er siegreich sein würde, und die schiere Intensität seiner Begierde ließ ihn erbeben.
Lady Valura war nervös. Sie schlenderte hier nicht einfach in ihrem Garten umher und bewunderte dessen Schönheit, sondern ging fiebernd auf und ab, die Hände wie in Verzweiflung ringend, und sie nahm nichts von ihrer Umgebung wahr. Sie murmelte etwas in der Elfensprache vor sich hin, was Dagnarus nicht verstehen konnte. Sie war zu bedrückt, um die Geräusche zu hören, die er verursachte.
Dagnarus stand noch mit einem Fuß im Teich, das kalte Wasser drang durch seinen Lederstiefel, und er bemerkte es nicht einmal. Seine Begierde verursachte ihm körperlichen Schmerz von solchen Ausmaßen, dass ihm beinahe das Herz stehen blieb. Aber wie sollte er sie gewinnen? Wie ihr gegenübertreten? Was würde sie von einem Mann halten, der so plötzlich in ihrem Garten auftauchte? Sie würde ihn für einen Dieb oder Schlimmeres halten. Sie würde nach den Wachen rufen.
Er dachte daran, sie von hinten zu packen, ihr die Hand auf den Mund zu drücken und ihr zu befehlen, sie solle schweigen. Aber sie würde eine solch grobe Behandlung nicht ertragen können, und er konnte es nicht über sich bringen, sie ohne ihre Zustimmung zu berühren – nicht jetzt, nachdem er sie gesehen hatte. Er wollte sie nicht gewaltsam nehmen. Er wollte, dass sie liebend und voller Sehnsucht in seinen Armen lag.
Bei ihrem ruhelosen Auf-und-ab-Gehen hatte sie sich von ihm entfernt. Jetzt drehte sie sich plötzlich um und kam in seine Richtung.
Dagnarus trat auf den mondbeschienenen Innenhof hinaus, und seine Stiefelsohlen verursachten laute Geräusche auf den Pflastersteinen. Lady Valura hob verblüfft den Kopf und starrte ihn aus großen, ängstlichen Augen an.
Dagnarus sank auf die Knie und breitete die Arme weit aus. Er blickte zu ihr auf. »Ich werde dir nichts tun, Valura. Ich komme aus Liebe zu dir«, sagte er schlicht. »Wenn du willst, dann ruf die Wachen und lass mich auf der Stelle töten.« Er hatte keine Hoffnung, dass sie seine Worte verstand, aber seine Geste war deutlich.
Sie starrte ihn an, rang die Hände, atmete schneller. Sie schrie nicht nach den Wachen oder nach ihren Frauen. Sie ging auf ihn zu, wenn auch zögernd, und streckte schließlich eine zitternde Hand aus.
»Ich träume«, sagte sie leise in der Menschensprache. »Du kannst nicht echt sein.«
Freude erfüllte Dagnarus' Herz. Er kam auf die Beine und griff nach ihrer Hand. Bei seiner Berührung keuchte sie erschrocken auf und wich zurück, versuchte, sich loszureißen. Er hielt sie auf, umfing ihre weiche, schlanke Hand.
»Ich bin echt, Valura. Meine Liebe zu dir ist echt. So echt wie deine Liebe zu mir.«
»Ich liebe dich nicht!«, rief sie und wandte den Kopf von ihm ab.
»Ist das die Wahrheit?«, fragte er und legte sein ganzes Herz in diese Worte. Er ließ ihre Hand wieder los. »Sag mir, dass du mich nicht liebst. Sieh mich an und sprich diese Worte, und ich werde gehen und dich nie wieder behelligen.«
Die Dame blieb lange schweigend stehen, und ihr Schweigen schien vom Anbeginn der Zeit her zu kommen. Er wartete geduldig – er, der noch nie in seinem Leben Geduld für irgendetwas aufgebracht hatte. Aber er wollte diese Frau mehr als alles andere zuvor in seinem Leben.
Endlich hob sie den Kopf. Ihr Gesicht im Mondlicht war bleich, ihre Augen dunkel und schimmernd wie das Wasser der stillen Teiche, ihre Lippen so hell, dass sie beinahe nicht zu sehen waren. »Zu meiner Schande liebe ich dich, Dagnarus«, sagte sie, und eine Träne lief ihr über die Wange.
Sie geleitete ihn zu ihrem Bett, das sich in einem üppig geschmückten Zimmer in unmittelbarer Nähe des Innenhofes befand.
»Was ist mit den Wachen? Den Dienern?«, flüsterte er atemlos.
»Ich habe die Diener weggeschickt. Sie werden uns nicht stören. Du musst allerdings vor dem Morgengrauen wieder gehen.«
Er zog sich aus. Sie rieb seine nackte Haut mit duftendem Öl ein, ein elfisches Ritual, das seine Begierde zu brennendem Schmerz steigerte, einem Schmerz, der gelindert und dann wieder hervorgerufen und abermals gelindert wurde.
Danach lag er in ihren Armen, den Kopf an ihrer Brust, und streichelte ihre Haut, aber weniger, um erneute Begierde zu entfachen, sondern um der Erinnerung willen. Sie fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar und küsste seine Stirn und seine Lider
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