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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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wirken schien. Orkpatienten wurden sofort in Seewasser getaucht, ganz gleich, woran sie erkrankt waren – ein Grund, weshalb so wenige Orks im Binnenland lebten und wenn, dann möglichst an Orten, an denen die Reise zum Meer nicht länger als einen Tag dauerte.
    Nach der Seewasserbehandlung brachte man den Patienten entweder nach Hause oder zu einer Schamanin, die dann versuchte, das Leben für die Krankheit unerträglich zu machen, die man als eigenes Wesen betrachtete, das sich des Patienten bemächtigt hatte. Ein Orkpatient wurde daher giftigen Dämpfen ausgesetzt, erhielt ranziges Essen, die Schamanin und die Verwandten des Opfers setzten abscheuliche Masken auf, um die Krankheit zu erschrecken und zu verscheuchen, und man spielte den Dudelsack, ein Instrument, dessen Klang eine jede Krankheit angeblich unerträglich findet. Wie Orks diese Behandlung überlebten, war den meisten Menschen unverständlich, aber sie überlebten sie häufig nicht nur, sondern wurden davon auch wieder gesund und kräftig.
    Die Methode der Zwerge, die Heilkünste zu praktizieren, bestand darin, sie
nicht
zu praktizieren oder nur nach dem Zufallsprinzip. Ein kranker
Zwerg
war für den ganzen Stamm eine Behinderung und eine Gefahr. Die meisten Zwerge, die krank wurden, litten in stoischem Schweigen und taten so, als ginge es ihnen gut. Sie mieden die Zwergenheiler so lange wie möglich, denn meist war die Kur schlimmer als die Krankheit. Es lag in der Verantwortung der Zwergenheiler, den Patienten wieder in den Sattel zu bringen, und daher neigten ihre Behandlungen dazu, drastisch und unangenehm zu sein, wenn auch häufig wirkungsvoll. Zwergenheiler wurden nicht wegen ihres angenehmen, ausgeglichenen Wesens ausgewählt wie ihre menschlichen Kollegen, sondern um ihrer Kraft willen, denn sie mussten häufig einen widerstrebenden Patienten durch körperlichen Einsatz davon überzeugen, dass die Behandlung notwendig war. Aus diesem Grund waren Zwergenheiler, wenn es darum ging, Knoten zu schlingen, beinahe ebenso erfahren wie die Orks.
    Dagnarus hatte nie dazu geneigt, sich viele Gedanken um Situationen zu machen, die er ohnehin nicht beherrschen konnte, also schlief er den ganzen Morgen und erwachte erfrischt. Als er hörte, wie sich Schritte näherten, kniete er sich hastig vor den kleinen Altar in der Zelle und nahm die Haltung eines Betenden ein. Er war scheinbar so tief in seine Meditation versunken – die Augen geschlossen, der Kopf gesenkt, die Hände gefaltet –, dass die Paladine, die ihn zur Halle der Heiler begleiten wollten, zunächst zögerten, ihn dabei zu stören.
    Aber sie hatten nur wenig Zeit – die erste Prüfung musste noch am selben Tag beginnen, und daher trat nach einer Besprechung im Flüsterton einer von ihnen in die Zelle, berührte Dagnarus sanft an der Schulter und entschuldigte sich dann dafür, ihn stören zu müssen.
    Enttäuscht, dass sein Plan nicht funktioniert hatte (obwohl er nicht wirklich damit gerechnet hatte), ließ sich Dagnarus von dem Ritter noch ein paarmal schütteln, dann öffnete er die Augen und blickte mit der Miene eines Menschen auf, der sich gewaltsam von etwas ungemein Schönem und Wunderbarem losreißt, um dem Hässlichen, Banalen ins Auge zu schauen.
    »Euer Hoheit«, sagte Lord Altura respektvoll und erfreut über die demütige und respektvolle Haltung des Prinzen, »es ist an der Zeit für Eure erste Prüfung. Ihr werdet uns begleiten.«
    »Ich bin bereit«, verkündete Dagnarus und kam auf die Beine.
    Er trug das weiße Gewand, die drei Paladine waren in ihre Rüstungen gekleidet, wie es sich für ein solches Ereignis ziemte. Zwei gingen vor Dagnarus her, einer hinter ihm.
    Auf dem Weg zum Hospital betrachtete Dagnarus die beiden Ritter vor sich abschätzend. Es war die erste Gelegenheit, die er hatte, ihre Rüstungen aus der Nähe zu sehen. Er war beeindruckt. Die Rüstung war leicht, aber stark genug, um nicht nur gewöhnliche Waffen, sondern darüber hinaus auch solche magischer Herkunft abprallen zu lassen. Die einzelnen Stücke der Rüstung, die Beinschienen und Schienbeinschützer, der kunstvolle Brustharnisch, der Helm und die Handschuhe, wurden nicht nacheinander angelegt, sondern von dem Paladin heraufbeschworen, der zu diesem Zweck einen Anhänger berührte und die Götter anflehte. Die Rüstung erschien auch von selbst, wenn ein Paladin bedroht wurde.
    Dagnarus' Gier nach einer solch wunderbaren magischen Rüstung erhöhte seine Entschlossenheit, ein Paladin zu werden,

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