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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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und gab ihm Kraft für die bevorstehende Prüfung, die er für die Schlimmste der Sieben hielt.
    Lord Altura war Paladin des Rittertums. Ihre Rüstung war so gestaltet, dass sie einen Lobpreis des Pferdes darstellte. Ihr Helm, ein stilisierter Pferdekopf, hatte eine fließende Mähne wie aus Goldfäden. Dagnarus fragte sich, was für ein Tier die Götter wohl für ihn wählen würden. Er hoffte, es würde der Wolf sein – ein Tier, mit dem er eine besondere Verbundenheit empfand.
    Die Brüder und Schwestern des Hospitalordens warteten, um Dagnarus willkommen zu heißen, der nie zuvor in den Hallen der Heiler gewesen war und auch nicht vorgehabt hatte, sie je zu betreten. Er atmete noch einmal tief die frische Luft ein, bevor er eintrat, denn er erwartete alle Arten übler Gerüche. Er bemerkte, dass er beinahe auf der breiten Treppe gezögert hätte, und er war überrascht und verärgert, an sich selbst alle körperlichen Anzeichen der Angst feststellen zu müssen: verschwitzte Handflächen, Atemlosigkeit, Magenkrämpfe, zuckende Gedärme.
    Er war in Schlachten auf den Feind zugaloppiert, und zwar so schnell, dass seine Männer zurückgefallen waren und er die ersten feindlichen Reihen allein angegriffen hatte. Die Feinde hatten ihn umzingelt und waren von allen Seiten auf ihn eingedrungen, ehe seine Männer ihn erreichten und herausholen konnten. Und selbst dann hatte er nicht solchen Schrecken empfunden wie nun. Er hatte Aussätzige in den Straßen gesehen, die ihre verstümmelten Hände in Lumpen gewickelt hatten, was aber wenig half, um die Spuren der gefürchteten Krankheit zu verbergen. Er hatte Gesichter gesehen, die nicht mehr als solche zu erkennen waren, mit Löchern anstelle der Nasen. Er stellte sich selbst aussätzig und verstümmelt vor, dazu gezwungen, durch die Straßen zu ziehen und diese elende Glocke zu läuten, die allen mitteilte, dass sie dem mit einer ansteckenden Krankheit Behafteten Platz machen sollten.
    Er starrte entsetzt auf die großen Doppeltore, hinter denen solche Geschöpfe lebten, und einen Augenblick lang konnte er sich nicht mehr rühren. Angst lähmte ihn. Er sah sich schon bei seiner ersten Prüfung beschämt, und der Schock über diesen Gedanken genügte, um eiskalte Entschlossenheit hervorzurufen. Sein Kopf wurde klar, die Angst wurde etwas, womit er umgehen konnte. Mit zusammengebissenen Zähnen und hoch erhobenem Kopf betrat Dagnarus die Halle des Hospitalordens.
    Nachdem er die Schwelle erst einmal überschritten hatte, war er angenehm überrascht. Die ersten Räume gehörten denen, die auf dem Weg der Besserung waren. Die Zimmer waren hell und luftig, die Patienten zwar geschwächt, aber dabei, sich zu erholen, und daher insgesamt vergnügt und nicht schlimm anzusehen.
    »Komm schon, so übel ist es doch gar nicht«, sagte Dagnarus zu sich selbst. Er ging zu den Patienten, die auf Sesseln saßen und die Nachmittagssonne genossen. Hin und wieder blieb er stehen und sprach freundlich mit jemandem, der sich von seiner Aufmerksamkeit sehr geehrt fühlte. Unter den Anwesenden war kein einziger Aussätziger.
    »Ihr wirkt hier tatsächlich Wunder«, sagte Dagnarus zu einer Heilerin, einer besonders attraktiven jungen Frau. »Ich bin froh, dass ich hergekommen bin. Ihr glaubt es mir vielleicht nicht, Ehrenwerte Magierin«, erklärte er selbstsicher, »aber ich hatte Angst vor diesem Ort. Ihr habt mich sehr beruhigt.«
    »Ich bin froh, dass uns das gelungen ist, Euer Hoheit«, erwiderte sie. »Wenn Ihr nun bitte mit mir kommen würdet, dann zeige ich Euch den Rest des Hospitals und führe Euch dorthin, wo Ihr arbeiten werdet.«
    »Werde ich denn nicht hier bleiben?« Dagnarus warf einen Blick zurück in den angenehmen Krankensaal, den er gerade besucht hatte.
    »Nein, Euer Hoheit«, sagte Lord Altura, die ganz in der Nähe geblieben war. »Diese Menschen hier brauchen Eure Hilfe nicht. Die unheilbar Kranken befinden sich in einem anderen Flügel des Gebäudes.«
    Dagnarus knirschte mit den Zähnen, aber er konnte nichts tun. Die Paladine und Heiler führten ihn in einen anderen großen Raum, der nicht so angenehm war. Hier waren die akut Kranken untergebracht, einige fiebernd und delirierend, andere mit Pocken bedeckt, wieder andere übergaben sich in Schalen, die die Heiler bereithielten. Wäre er einem solchen Menschen auf der Straße begegnet, dann hätte Dagnarus sich hastig ein Tuch vor den Mund gehalten und wäre so schnell wie möglich weitergegangen.
    Er hatte kein Tuch

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