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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Wahnsinnigen starrten Dagnarus an, als er vorüberkam, sabberten und heulten, griffen durch die Gitter ihrer Zellentüren und versuchten, ihn zu packen. Sie kamen an einer Zelle vorbei, in der ein junges Mädchen auf dem Boden hockte und die gegenüberliegende Wand anstarrte. Sie wiegte ein nicht vorhandenes Kind in den Armen. Ein Heiler saß neben ihr und redete leise auf sie ein.
    »Könnt ihr denn nichts gegen dieses Geschrei tun?«, fragte Dagnarus. Er hatte die Schreie dieses Elenden gehört, seit er hereingekommen war. Er hatte ungeduldig darauf gewartet, dass etwas – vielleicht der Tod – ihnen ein Ende machte. Aber die Schreie gingen weiter und machten ihn immer unruhiger.
    »Leider nicht, Euer Hoheit«, sagte der Heiler traurig. »Dieser Patient befindet sich in einem der Zimmer am Ende des Flures. Er hat ein Gewächs, einen Krebs, der seine inneren Organe zerfrisst. Wir können Krebs zwar manchmal heilen, wenn das Gewächs noch sehr klein ist, aber dieses ist schon sehr weit fortgeschritten. Wir können nichts dagegen tun. Was den Schmerz angeht, so könnten wir ihn mit unserer Magie und mit dem Saft der Mohnblüte lindern, aber er wird es nicht zulassen. Er ist wütend auf uns, und er wird noch zorniger, wenn sich ihm jemand nähert.«
    »Warum? Was habt ihr ihm getan?«
    »Es geht nicht darum, was wir ihm getan haben, sondern um das, was wir nicht für ihn tun«, sagte der Heiler. Er warf Dagnarus einen fragenden Blick zu. »Dieser Mann war einmal Soldat. Vielleicht könnt Ihr ihn überreden, damit er zulässt, dass wir ihm helfen.«
    Zumindest, dachte Dagnarus, ist das besser, als Öl in die Geschwüre von Aussätzigen zu reiben.
    »Man sollte annehmen, es braucht nicht mehr als einen kräftigen Schlag an den Unterkiefer«, meinte er. »Dann würde er euch keine Schwierigkeiten mehr machen.«
    Sie kamen näher zu dem Zimmer, und die Schmerzensschreie waren schrecklich zu hören. Dagnarus bereute seine Bereitschaft, sich um den Mann zu kümmern. Die Aussätzigen hielten wenigstens den Mund.
    »Wir zwingen unseren Patienten keine Behandlung auf, es sei denn, sie sind entweder zu jung, um ihre Situation selbst einschätzen zu können, oder sie haben die Fähigkeit verloren, uns mitzuteilen, was sie wollen«, erwiderte der Heiler. »Außerdem nehmen wir auf die Wünsche der Familie Rücksicht. Dieser arme Mann hier hat keine Verwandten und niemanden, der sich um ihn kümmert.«
    Sie hatten das Zimmer erreicht, eine kleine Steinzelle ohne Fenster, denn dieser Teil des Gebäudes befand sich im innersten Teil des Hospitals. Der Heiler öffnete die Tür und ermutigte Dagnarus mit einem Nicken einzutreten.
    Dagnarus, der sich seiner Begleiter sehr bewusst war, ging ins Zimmer. Magisches Licht beleuchtete den Raum mit einem weichen, beruhigenden Schimmern, aber nichts würde den gequälten Mann beruhigen können, der auf schweißgetränkten Laken lag und sich vor Pein wand. Dagnarus sah sich den Patienten aus der Nähe an.
    »Ich kenne diesen Mann«, sagte er. »Sarof«, rief er laut, um sich über die Schreie hinweg vernehmlich zu machen. »Er war einer meiner Leutnants. Sarof«, wiederholte er und kniete sich neben das Bett, »es tut mir Leid, dich so zu sehen.«
    Sarof riss die Augen auf. Er starrte Dagnarus wild an und erkannte ihn zunächst nicht. Dann schien er zu begreifen. Er schnitt seinen Schrei mit einem scharfen Atemzug ab, kämpfte gegen den Schmerz an, abgelenkt vom Anblick des Prinzen.
    »Euer Hoheit!«, keuchte er, und sein bleiches Gesicht rötete sich. »Den Göttern sei Dank!« Er streckte eine zitternde Hand aus und umklammerte Dagnarus' Finger. »Ihr werdet mich verstehen! Ihr wisst, wie ein Soldat sterben will! Sagt es ihnen, Euer Hoheit! Sagt diesen Mistkerlen, sie sollen tun, was ich will!«
    »Und was ist das, Leutnant?«, fragte Dagnarus und legte seine Hand über die des Kranken, der bei all seiner Schwäche doch die Kraft der Verzweifelten hatte.
    »Sagt ihnen, sie sollen ein Ende machen!«, flehte der Mann. Schaum troff von seinen Lippen. Er konnte den Schmerz nicht mehr ertragen, krümmte sich und stöhnte und schrie wieder. »Ich kann es nicht mehr aushalten! Ich will sterben! Und sie lassen mich nicht!«
    Dagnarus blickte fragend zu dem Heiler auf, der den Kopf schüttelte. »Unsere Berufung besteht darin, das Leben zu erhalten, nicht zu beenden. Wir können nicht tun, worum es uns bittet. Es verstößt gegen das Gesetz.«
    Wieder wandte sich Dagnarus dem kranken Mann zu. »Diese

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