Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Wir hatten keine Beweise. Aber nun denke ich, dass Gareth Zober begegnet sein und den Dolch von ihm erhalten haben muss. Wie alle Artefakte der Leere wird der Dolch nur zu begierig darauf gewartet haben, dass man ihn findet.«
»Wo hat sich dieser Zober eine solch gefährliche Waffe beschaffen können?«, wollte Helmos wissen. Er sah den Hohen Magus forschend an. »Woher wusste er davon?«
»Er hat vermutlich in der Bibliothek Hinweise darauf gefunden, Euer Majestät.«
»Solches Wissen sollte weggeschlossen und geheim gehalten werden.«
»Wissen ist ein zweischneidiges Schwert, Euer Majestät«, tadelte der Ehrenwerteste Hohe Magus sanft. »Vieles, was zum Guten genutzt werden kann, kann auch bösen Zwecken dienlich gemacht werden. So lindert der Mohnsaft Schmerzen, aber wenn er in großen Mengen eingenommen wird, kann er den Betreffenden in einen tiefen Schlaf fallen lassen, aus dem er nie wieder erwacht. Würdet Ihr denn wollen, dass wir all unsere Bücher und Manuskripte wegschließen?«
»Nicht alle«, entgegnete Helmos scharf. »Aber es scheint mir nur logisch, dass Ihr alle Dokumente vernichten solltet, in denen es um solche Dinge geht.«
»Aber nur in diesen Büchern, Euer Majestät, finden wir Informationen darüber, wie wir uns dem Bösen widersetzen und dagegen kämpfen können. Das Böse existiert, Euer Majestät, ebenso wie das Gute. Die Bücher zu zerstören würde das Böse nicht aus der Welt schaffen.«
»Nun, das hilft uns jetzt alles nichts«, sagte Helmos ein wenig gereizt. Er stand auf, müde und entmutigt.
»Ihr solltet Euch ein bisschen ausruhen, Euer Majestät«, riet der Ehrenwerteste Hohe Magus und legte Helmos die Hand auf die Schulter.
»Ich kann schon voraussehen, dass wir beide nur wenig Ruhe bekommen werden, Reinholt«, meinte Helmos. »Ich muss mich um die Beisetzung meines Vaters kümmern und Vorbereitungen treffen für den Fall, dass mein Bruder an der Spitze einer Armee zurückkehrt. Lasst es mich wissen, wenn Ihr mehr über diesen verfluchten Dolch erfahrt.«
Der Ehrenwerteste Hohe Magus verbeugte sich tief. »Die Götter mögen mit Euch sein, Majestät.«
»Mein armer Vater«, sagte Helmos leise. »Wenn er gewusst hätte, was mein Bruder getan hat, dann hätte er uns nie befohlen, Dagnarus gehen zu lassen.«
»Mag sein. Aber vielleicht auch nicht, Euer Majestät«, erwiderte der Ehrenwerteste Hohe Magus. »Euer Vater war dem Tod nahe, als er noch einmal die Kraft fand, sich zu erheben und diesen Befehl auszusprechen. Die Götter allein hatten die Macht, ihm genügend Energie zu geben, um diesen letzten Befehl zu erteilen.«
Helmos antwortete nicht. Es gab nichts zu sagen. Man konnte nur fragen, warum die Götter so etwas getan haben sollten, und darauf wusste kein Sterblicher eine Antwort, und niemand konnte je darauf hoffen, eine zu finden. Helmos wollte das Altarpodest gerade verlassen, als ihm der Kapitän der Orks und seine Begleiter in den Weg traten.
»Was ist, Ihr Herren?« Helmos zwang sich zur Geduld.
»Ich habe angeboten, Euren Bruder zu töten, als er noch ein Welpe war«, sagte der Kapitän. »Die Vorzeichen waren damals sehr schlecht. Euer Vater hätte auf mich hören sollen.«
Auch dazu hatte Helmos nichts zu sagen. Er war zu müde, um etwas zu erklären, zu müde für Höflichkeit, die an die Orks ohnehin verschwendet gewesen wäre. Helmos war nun König, und unzählige Lasten und Verantwortlichkeiten waren ihm auferlegt. Er wäre weitergegangen, aber der Ork machte einen Schritt und verstellte ihm den Weg.
»Herr…« Helmos wurde langsam wütend.
»Die Vorzeichen dieses Tages waren für die Orks günstig«, bemerkte der Kapitän.
Helmos hielt inne und sah den Ork forschend an. »Ich verstehe. Bedeutet das, dass Ihr mir helfen werdet, Dagnarus entgegenzutreten?«
Der Kapitän sah die Schamanin an, die mit den massiven Schultern zuckte.
»Wir werden sehen, was die Vorzeichen in der Zukunft sagen«, erwiderte der Ork. »Aber im Augenblick lautet die Antwort Nein. Wir kehren in unsere Heimat zurück.«
»Wie Ihr wünscht«, sagte Helmos.
Er stieg vom Altarpodest, verließ den Tempel und begab sich wieder in den Palast.
Der Paladin der Leere
Der Paladin der Leere begegnete seinem Vrykyl vor dem Stadttor. Die Wachen hatten Dagnarus durchgelassen, weil sie keine anders lautenden Befehle hatten.
Shakur forderte keine Erklärung; er schien genau zu wissen, was geschehen war. Dagnarus war schon zuvor aufgefallen, dass zwischen ihm und dem Vrykyl
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