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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Vater in Euch setzte.«
    Dunner war beleidigt, zutiefst beleidigt. Er verbeugte sich steif, drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort davon.
    Helmos begriff nicht, wie schwer die Wunde war, die er dem Zwerg geschlagen hatte, und vergaß seine unfreundlichen Worte angesichts der Fülle seiner anderen Sorgen, seiner Trauer, der Angst, der Scham. Die Nekromanten – jene Magier, die sich um die Toten kümmerten – kamen, um die Leiche seines Vaters wegzubringen, um sie mit verschiedenen Zaubern für die Aufbahrung und die Beisetzung vorzubereiten. Helmos beobachtete sie, wie sie ihren Pflichten nachgingen, und sein Herz war schwer und wund. Er schämte sich seiner Gefühle, schämte sich, dass er keinen Schmerz über den Verlust seines geliebten Vaters empfand, sondern nur Zorn. Zorn auf seinen Vater, weil er seinen Sohn in einer solch schweren Zeit allein gelassen hatte, Zorn auf seinen Vater, weil im Grund er es gewesen war, der diesen neuen und schrecklichen Paladin der Leere geschaffen hatte.
    Die Nekromanten fuhren mit ihrer Arbeit fort. Sie legten den Leichnam zurecht und bedeckten ihn mit einem goldenen Seidentuch. Es war Brauch, einen toten König in der Haupthalle des Palasts aufzubahren, damit alle ihm die letzte Ehre erweisen konnten. Die Nekromanten hoben Tamaros' Leichnam auf ihre Schultern und trugen den Toten mit feierlichen, gemessenen Schritten davon. Die menschlichen Paladine bildeten eine Ehrengarde, und die Prozession bahnte sich ihren traurigen Weg zur Halle der Nekromanten.
    Plötzlich sah Helmos die Kerzenflammen größer werden, und der Steinaltar schien sich aufzulösen. Er schloss die Augen und streckte eine Hand aus, um sich zu stützen. Er konnte Annas Arme um sich spüren, hörte ihren Ruf nach Hilfe, aber ihre Stimme war weit entfernt und schien schwächer und schwächer zu werden.
    Man half ihm zu einem Stuhl – dem Stuhl des Ehrenwertesten Hohen Magus neben dem Altar. Helmos sank darauf, drückte die Hand seiner Frau, drängte sie, sich keine Sorgen um ihn zu machen. Alles vor seinen Augen war rot, aber dann bemerkte er, dass er das blutdurchtränkte Pergament ansah, auf dem die Worte aus Feuer schwarz eingebrannt waren.
    Angewidert wandte Helmos den Blick ab. Der Hohe Magus nahm das Dokument rasch weg und reichte es einem Untergebenen, der es widerwillig entgegennahm. Das Dokument wurde weggebracht, um im Archiv der Tempelbibliothek aufbewahrt zu werden.
    »Heilerin!«, rief Reinholt. »Kommt und helft Seiner Majestät!«
    Der König schüttelte den Kopf. »Nein. Es war nur eine kurzfristige Schwäche. Es geht mir schon wieder besser. Und« – er seufzte tief – »ich habe viel zu tun. Meine Liebe«, wandte er sich an seine Frau, »du solltest zur Königin gehen. Sieh nach, ob wir irgendetwas tun können, um ihr ihr Los zu erleichtern.«
    Anna betrachtete ihn besorgt. »Ich will dich nicht allein lassen, Liebster.«
    »Es geht mir gut. Ich möchte einen Augenblick mit dem Hohen Magus sprechen. Geh zu Emillia. Nimm die Heilerin mit. Richte der Königin unser zutiefst empfundenes Beileid aus.«
    Anna ging, aber nicht ohne sich noch mehrmals beunruhigt nach ihm umzusehen.
    Als sie gegangen war und der König und der Magus allein waren, fragte Helmos leise: »Ist es falsch, Ehrenwertester Magus, mir zu wünschen, dass mein Bruder tot wäre?«
    Reinholt dachte schweigend über die Antwort nach. Er wollte nicht lügen, aber er wollte Helmos auch trösten. »Die Götter wissen, was Ihr tun müsst, Euer Majestät, und warum es getan werden muss.«
    Helmos zwang sich zu einem dünnen Lächeln. »Mit anderen Worten, die Götter haben mich vielleicht verflucht, aber ich muss es ertragen. Um meines Volkes willen muss mein Bruder sterben, und ich muss befehlen, dass er getötet wird.«
    »Vielleicht wird der elfische Paladin…«, setzte der Ehrenwerteste Hohe Magus an, aber ohne viel Hoffnung.
    Helmos schüttelte den Kopf. »Mein Bruder bezieht seine Kraft aus der Leere. Mit deren Hilfe hat er das Feuer vom Himmel überstanden. Ich glaube nicht, dass ein einzelner Paladin ihn töten kann. Vielleicht könnten wir es nicht einmal alle zusammen zu Stande bringen. Dennoch müssen wird alles versuchen, falls er zurückkehren sollte.«
    Reinholt antwortete nicht. Er hatte gesehen, wie die elfischen Paladine bedeutsame Blicke wechselten, bevor sie davoneilten, um in ihr Land zurückzukehren und dem Schild Bericht zu erstatten. Der Hohe Magus hatte gesehen, wie Dunner gekränkt und beleidigt

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