Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
gestatteten den Bewohnern von Vinnengael, einen guten Ausblick auf die Größe und Macht ihrer Armee zu werfen, um sie vor den riesigen Belagerungsmaschinen zittern zu lassen, die gewaltiger waren als alles militärische Gerät, was man zuvor gesehen hatte: riesige Maschinen aus Holz, die mit Stahlpanzern geschützt waren. Auf einer Plattform ganz oben stand ein Gerät, das wie eine große Wasserpumpe aussah. Die Krieger auf den Mauern zeigten spöttisch darauf und fragten sich, ob Dagnarus ihnen allen eine Dusche verabreichen wollte.
    »Noch immer keine Spur von Prinz Dagnarus?«, fragte Helmos.
    »Nein, Euer Majestät«, antwortete Argot. »Er ist nicht bei den Streitkräften, die sich dort draußen sammeln, das würde ich beschwören. Es sei denn, er schleicht verkleidet umher, und das ist nicht seine Art. Unsere Spione, die vor der Stadt arbeiteten, sind alle zurückgekehrt, oder wir haben den Kontakt mit ihnen verloren. Jene, die zurückgekommen sind, berichteten, ihn nicht gesehen zu haben, aber das schlechte Wetter in den Bergen hat verhindert, dass sie überhaupt viel sahen.«
    Helmos stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Euer Majestät!« Einer der Paladine zeigte auf etwas. Die Sonne berührte den Horizont. Ihre roten Flammen glitzerten auf den Speerspitzen einer kleinen Gruppe Reisender, die sich auf der Straße näherten. Die feindlichen Truppen ließen sie durch, schienen ihnen beträchtlichen Respekt entgegenzubringen, denn selbst Fuhrleute gefährdeten ihre Fracht mit raschen Ausweichmanövern, um die Straße frei zu machen.
    »Dagnarus?«, fragte Helmos und beugte sich über die Mauer.
    »Nein, das glaube ich nicht, Euer Majestät«, sagte Lord Altura, die so gut wie ein Adler sehen konnte. »Es ist die Hüterin der Zeit, die nach Vinnengael gekommen ist, um die Schlacht aufzuzeichnen.«
    Die riesigen Omarah-Leibwächter bewegten sich bedächtig und schienen nicht im Geringsten beunruhigt von der gewaltigen Armee, an der sie vorbeikamen, und auch nicht von der gegnerischen Armee oben auf den Stadtmauern. In ihrer Mitte ritt eine kleine braunhäutige Frau auf einem kleinen grauen Esel.
    »Öffnet die Tore«, befahl Helmos. »Gebt der Hüterin eine Eskorte zum Tempel und sorgt dafür, dass sie dort alles erhält, was sie wünscht.«
    Argot gab den Befehl weiter. Die Tore, die gegen den Angriff verbarrikadiert waren, wurden umständlich wieder geöffnet. Aber es erklang kein einziges mürrisches Wort, als die Hüterin der Zeit mit wohlwollendem Lächeln in die Stadt einritt.
    Die Sonne verschwand. Die Nacht marschierte mit der feindlichen Armee, oder es sah zumindest so aus. So wie die Anzahl der Soldaten zunahm, so wurde auch die Dunkelheit größer. Lagerfeuer flackerten auf, so dicht wie die Sterne am Himmel, oder gar dichter.
    »Wann werden sie angreifen?«, fragte Helmos leise.
    »Im Morgengrauen, Euer Majestät«, erwiderte Argot.
    »Dann versucht, noch ein wenig zu schlafen. Sagt den Männern dasselbe.«
    »Jawohl, Euer Majestät«, erwiderte Argot.
    Er und der König wussten genau, dass es in dieser Nacht für keinen in Vinnengael viel Schlaf geben würde.
    Helmos kehrte zum Palast zurück, wo sein Kämmerer ihn erwischte und versuchte, ihn dazu zu überreden, etwas zu essen. Schon der Geruch von Essen bewirkte allerdings, dass dem König übel wurde. Er winkte ab.
    »Wo ist die Königin?«
    »Sie ist bei der Königinmutter, Euer Majestät«, erwiderte der Kämmerer und fügte leise hinzu: »Es geht der Königinmutter heute Abend sehr schlecht. Schlechter als je zuvor.«
    Wachen öffneten Seiner Majestät die Türen zu den Gemächern der Königinmutter. Helmos betrat Emillias Räume leise, bedrückt von einer seltsamen Mischung aus Abneigung und Mitleid. Verschwunden waren all die kleinen, hübschen Dinge, die einmal diese Räume geschmückt hatten. Emillia hatte sie entweder zerbrochen, wenn sie einen ihrer Wutanfälle hatte, oder sie waren aus Angst um ihre Sicherheit entfernt worden. Verschwunden waren auch die zahlreichen Hofdamen. Die meisten waren aus Vinnengael auf ihre Landsitze geflohen, und jene, die geblieben waren, hatte Königin Anna zum Helfen in die Halle der Heiler geschickt, die sich bald mit Verwundeten füllen würde.
    Eine ältere Dienerin, die zum persönlichen Haushalt der Königin gehörte, war alles, was ihr geblieben war, zusammen mit einer Heilerin, die stets über sie wachte.
    Die Königinmutter saß an der Stelle, wo einmal ihr Frisierspiegel gestanden hatte. Der Spiegel

Weitere Kostenlose Bücher