Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
verbergen.«
»Aber was will Dagnarus erreichen, wenn er seine Truppen durch die Berge führt?«, wollte Helmos wissen. »Sie werden immer noch vor der Nordmauer enden. Die Stadt ist auf zwei Seiten von steilen Felsen umgeben, und auf der dritten Seite fließt der Fluss vorbei. Selbst wenn er alle Zauberer um sich gesammelt hat, die sich der Leere geweiht haben, könnte er seiner Armee keine Flügel verschaffen, damit sie über die Mauern fliegen, oder Kiemen, damit sie wie die Fische durch den Fluss schwimmen können!«
»Nein, aber sie könnten eine Möglichkeit finden, über die Klippen zu klettern und die Mauern mit ihrer Magie niederzureißen. Ich würde gern eine Truppe in Reserve halten, die sich einem Angriff von einer anderen Seite als von Norden stellt. Sollte sich erweisen, dass sie an der Nordmauer gebraucht werden, könnten wir sie immer noch dorthin schicken.«
»Ich werde mit den Paladinen darüber sprechen«, sagte Helmos. »Ich werde es ihrem Urteilsvermögen überlassen.«
»Sehr wohl, Euer Majestät.« Argot zögerte. »Und wo werden sich Euer Majestät und die anderen Mitglieder der Königlichen Familie während des Kampfes aufhalten?«
»Die Königin bleibt hier in Vinnengael. Ich habe versucht, sie dazu zu überreden, in der Burg ihrer Familie Zuflucht zu suchen, die am Fluss liegt, aber sie will nicht gehen.«
»Ihre Majestät ist bekannt für ihren Mut«, sagte Argot und verbeugte sich.
»Ja.« Helmos lächelte, und diesmal war sein Lächeln warmherzig wie immer, wenn er an seine geliebte Frau dachte oder von ihr sprach. »Was die Königinmutter angeht, so hatten wir gehofft, ihren Wünschen entsprechen und ihr eine Eskorte in ihre Heimat geben zu können. Aber es geht ihr nicht gut genug, als dass sie reisen könnte.«
Es gab überall in der Stadt Gerüchte, dass die Königinmutter vor Kummer den Verstand verloren hatte und Tag und Nacht unter Beobachtung stand, damit sie sich oder anderen kein Leid zufügte.
»Und Euer Majestät?«, fragte Argot. »Wo werden Euer Majestät während der Schlacht sein?«
Helmos blickte überrascht auf. »Selbstverständlich im Tempel. Ich werde zu den Göttern beten, dass sie uns beschützen sollen.«
»Sehr wohl, Euer Majestät«, sagte Argot, aber bei sich selbst dachte er, Du wärest besser beraten, auf die Mauern hinauszukommen, zu uns, die wir sterben werden, um dich zu schützen, als dich mit den Göttern abzugeben, die sich vermutlich ohnehin nicht um diese Schlacht scheren.
Helmos schien die unausgesprochenen Worte gehört zu haben. Leichte Röte überzog seine Wangen. »Ich trage zwar die Rüstung eines Paladins, Hauptmann, aber ich bin kein Krieger, wie Ihr sehr wohl wisst. Ich würde den Soldaten nur im Weg sein, wenn ich versuchte, auf den Zinnen zu stehen. Aber ich werde kämpfen, obwohl mein Schwert aus Glauben besteht, nicht aus Stahl. Ich werde kämpfen, um den Stein der Könige zu beschützen«, sagte der König und berührte den Diamantanhänger, den er an einer geflochtenen Kette aus Gold und Silber um den Hals trug. Er trug sie nun immer, hieß es. Selbst wenn er schlief.
»Ich hatte den Stein der Könige nicht vergessen, Euer Majestät«, erwiderte Hauptmann Argot. »Ich wollte vorschlagen, dass der heilige Stein unter Bewachung an einen sicheren Ort gebracht wird…«
»Ihr habt mit dem Hohen Magus gesprochen«, unterbrach ihn Helmos.
»Reinholt ist ein weiser Mann, Euer Majestät. Falls Vinnengael fallen sollte – was die Götter verhüten mögen –, muss der Stein der Könige bewahrt werden. Zumindest sollte er im Tempel versteckt werden, an einen geheimen Ort, sicher hinter Zauberschlössern…«
»Und was sollte er uns dort nützen? Ich habe schon von Geizhälsen gehört, die Säcke voller Gold besaßen, aber hungerten und gegen die Kälte nur Lumpen trugen, weil sie sich weigerten, etwas von ihrem Hort auszugeben, nicht einmal, um sich selbst zu ernähren oder zu wärmen! Diesen Fehler werde ich nicht begehen. Ich werde die Macht des Steins der Könige einsetzen, um die Stadt zu retten.«
»Dann erlaubt mir zumindest, Euch Wachen mitzugeben.«
Helmos schüttelte den Kopf. »Das würde aussehen, als ob es mir am Glauben mangelte.«
»Dann lasst Euch von den Paladinen bewachen. Verzeiht mir, dass ich Euch so bedränge, Euer Majestät, aber ich empfinde es als meine Pflicht…«
»Ihr braucht mich nicht um Verzeihung zu bitten, Hauptmann. Ihr und die Paladine tun, was ihr für nötig haltet, um die Stadt zu
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