Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
allzu eilig erteilte – rettete ihn davor, niedergetrampelt zu werden.
Das Pferd trabte an Argots Seite, wo es schnaubend und stampfend stehen blieb. Soldaten waren inzwischen aus allen Richtungen herbeigeeilt. Mehrere von ihnen hoben Shakur auf, der es endlich aufgab, sich zu wehren, und schleppten ihn weg. Andere halfen ihren am Boden liegenden Kameraden. Einer von ihnen, den Shakurs Faust niedergemäht hatte, sollte drei Tage lang das Bewusstsein nicht wiedererlangen.
Argot warf Gareth einen Blick zu. Als er sah, dass der Junge am Leben war, kümmerte sich der Krieger zunächst um sein Pferd. Er überzeugte sich davon, dass dem Tier nichts geschehen war, dann befahl er einem der Stallknechte, es wieder in seine Box zu bringen. Dann sah er nach dem Jungen.
Gareth nahm ihm das nicht übel. Das Pferd war ein wertvolles Streitross. Er war nur ein Junge und außerdem der Prügelknabe. Verlegen versuchte Gareth sich hinzusetzen, und er hatte dabei das vage Gefühl, dass alles seine Schuld war.
Argot schüttelte den Kopf und wies ihn an, liegen zu bleiben. Er beugte sich über Gareth und tastete ihn nach Knochenbrüchen ab.
»Tut dir der Kopf weh? Hörst du ein Klirren?«, fragte er und sah dem Jungen forschend in die Augen. »Siehst du mich doppelt? Wie heißt du?«
»Nein, Hauptmann«, erwiderte Gareth und musste Tränen wegblinzeln, die ihm wegen der Freundlichkeit des Mannes in die Augen schossen. »Gareth, Hauptmann.«
»In Ordnung.« Argot lächelte. Er half dem Jungen auf die Beine und wischte das Heu und die Holzsplitter von seinen Kleidern. »Das war mutig von dir, Junge. Diesen Mistkerl so zu treten. Er hätte dir das Bein abreißen können.«
»Ich hatte nicht vor, mutig zu sein, Hauptmann«, erklärte Gareth, der sich anstrengen musste, nicht vor all den Soldaten, die ihn jetzt anstarrten, zu weinen. »Ich hatte einfach Angst.«
»Junge«, meinte Argot, »was glaubst du wohl, was Mut ist?« Er legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wir werden schon noch einen Soldaten aus dir machen.«
»Danke, Hauptmann, aber lieber nicht«, antwortete Gareth ernst.
Argot lachte und tätschelte dem Knaben den Rücken.
»Du bist ein braver Kerl. Der Prinz hat sich einen guten Freund ausgesucht. Du kannst gerne mit ihm herkommen, wann immer du willst, und ich werde dir weiter Reitstunden geben.«
Gareth bedankte sich höflich, obwohl er bei sich beschloss, dass er sich so bald nicht wieder in die Nähe eines Pferdes wagen würde. Er fragte beunruhigt, was aus Shakur werden würde.
»Wenn die Götter gerecht sind, wird er im Kerker verfaulen und von den Ratten aufgefressen werden«, erwiderte Argot.
Dann hinkte Gareth in den Palast zurück und versteckte sich in seinem dunklen Alkoven, um in Ruhe zu weinen. Am Ende war es Silwyth, der den Jungen fand. Der Elf sagte kein Wort, sondern zog den Jungen aus, wusch seine Kratzer, zog ihm einen Holzsplitter oder zwei aus der Haut und säuberte auch sein schmutziges, verweintes Gesicht.
Dagnarus erschien in der Tür. Silwyth wich ins Dunkel zurück.
»Aha, Fleck«, sagte der Prinz streng, »ich höre, du hast ohne mich Abenteuer erlebt.«
Gareth nahm tatsächlich an, dass der Prinz zornig wäre. Er zog den Kopf ein, entschuldigte sich und erklärte, er hätte nie die Absicht gehabt, so etwas zu tun, was zweifellos der Wahrheit entsprach, und er hoffte aus ganzem Herzen, nie wieder ein Abenteuer zu erleben, was ebenfalls nicht gelogen war.
Zu Gareths Überraschung fing Dagnarus an zu lachen. Er war bester Laune, kam nun ins Zimmer gestürmt und umarmte seinen Freund so fest, dass dieser zusammenzuckte.
»Argot hat mir alles erzählt, Fleck! Ich bin stolz auf dich. Ich hätte das nur zu gerne gesehen!« Der Prinz betrachtete den Jungen mit unverhohlenem Neid. »Zu schade, dass wir uns nicht aufteilen und an zwei Orten gleichzeitig sein können.«
Gareth stimmte ihm zu, dass das wirklich eine Schande sei, und fragte, ob Seine Hoheit das Levee interessant gefunden habe.
»Nein«, erklärte Dagnarus und begann, in dem kleinen Zimmer auf und ab zu gehen, weil er niemals stillstehen konnte. »Es war langweilig und dumm. Ich weiß nicht, wie mein Vater das aushält. Die ganze Zeit zuzuhören, wie diese Leute jammern und sich über seine Dekrete beschweren. Einer hatte sogar die Dreistigkeit, ihm ins Gesicht zu sagen, dass er glaubte, mein Vater hätte ein schlechtes Gesetz erlassen.«
»Was hat der König getan?«, fragte Gareth entsetzt.
»Er hat den Dummkopf
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