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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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und schließlich betraten sie die Gemächer Seiner Majestät. Der Junge war noch nie zuvor in diesem Teil des Schlosses gewesen.
    So überwältigt er war, fühlte er sich hier doch behaglicher, denn diese Flure waren viel heller, und es roch nach Leder und Tinte und Pergament. Er spähte durch eine halb offene Tür und konnte einen kurzen Blick auf die Große Bibliothek werfen.
    »Hör auf zu glotzen und den Mund aufzureißen, Gareth. Du wirkst wie ein Bauer«, erklärte Silwyth und legte dem Jungen eine mahnende Hand auf die Schulter.
    Gareth klappte den Mund zu, aber er glotzte weiter, wenn auch nur innerlich. Noch nie im Leben hatte er so viele Bücher gesehen; Regal um Regal, ganze Zimmer, die man in eine Bibliothek für die Bücher des Königs umgewandelt hatte. Nur die Sammlung im Tempel der Magier war noch größer.
    So nervös er wegen der bevorstehenden Audienz auch sein mochte, verlangsamte Gareth dennoch seinen Schritt und schaute sehnsuchtsvoll die Bücher an. Der Diener hatte die Fackel gelöscht, als sie diesen Teil des Schlosses betraten, denn hier war kein offenes Feuer erlaubt.
    Es war zwar noch früh, aber schon saßen Gelehrte, über ihre Bücher gebeugt an den lang gezogenen Tischen. Die Morgensonne hatte das Zimmer noch nicht erreicht, aber die Gelehrten konnten mit Hilfe von Steinlicht gut sehen – kleinen, runden Flusssteinen, die magisch erhitzt wurden, bis sie ein sanftes, rötliches Glühen von sich gaben. Die Steine lagen auf Ständern, die von einem Tisch zum anderen bewegt werden konnten. Gareth war beeindruckt. Solche Leuchtzauber waren teuer, denn eine gewaltige Übertragung von Magie war dazu erforderlich. Gareths Familie hatte ein einziges Steinlicht im Haus, und das wurde nur zu besonderen Gelegenheiten benutzt. Hier mussten es mindestens zwanzig sein, und sie wurden offenbar jeden Tag entzündet.
    Es waren zwar hauptsächlich Menschen anwesend, aber alle anderen Völker waren ebenfalls vertreten. Gareth erblickte zu seiner Überraschung sogar einen graubärtigen, älteren Zwerg – Zwerge waren selten Gelehrte. Nur wenige Zwerge konnten ihre eigene Sprache lesen und schreiben, und erst recht nicht die Sprachen der anderen Völker. Der Zwerg erhob sich gerade, um ein anderes Buch aus dem Regal zu holen, und Gareth sah, dass eines seiner Beine verkrüppelt war. Er war also ein Pferdeloser, ein Zwerg, der nicht mehr reiten konnte und damit eine Last für seinen Klan darstellte. Die Pferdelosen opferten sich für ihren Klan, indem sie in festen Häusern lebten, wo sie Schmieden unterhielten und Märkte betrieben. Sie wurden von ihrem Volk für dieses Opfer zwar verehrt, aber auch bemitleidet. Dieser Zwerg hatte bei seinem Volk einen hohen Rang inne und war von König Tamaros nach Vinnengael eingeladen worden, um die Sprache der Menschen zu lernen und den Magi möglichst viel über sein eigenes Volk zu berichten.
    »Komm schon, Fleck«, sagte Dagnarus gereizt. »Was gibt's denn da zu sehen außer einem Haufen Bücher?«
    Die beiden Jungen betraten König Tamaros' Arbeitszimmer, des Herrschers Lieblingszimmer in einem Palast, der über mehr als zweihundert Räume verfügte. Es war das Zimmer oben im Turm, das Gareth schon an seinem ersten Tag im Schloss von außen bemerkt hatte, der Raum mit den Fenstern und dem Balkon, der als »Königsweg« bekannt war.
    Gareth verstand sofort, warum Tamaros das Zimmer liebte. Es befand sich in einem quadratischen Turm, der aus dem eigentlichen Schloss emporragte, und hatte vier Fenster – große, rechteckige Öffnungen, die in die vier Himmelsrichtungen wiesen. Die Aussicht in sämtliche Richtungen war großartig; im Norden sah man die Berge, im Süden flaches Grasland, im Osten den Hammerklauenfluss und im Westen den Ildurel-See. Nie zuvor war dem Jungen bewusst gewesen, wie groß die Welt war.
    Der Blick half ihm ein wenig, über die mörderische Enttäuschung hinwegzukommen. Es befand sich nur eine Person in diesem Zimmer, und das war Dagnarus' Halbbruder Helmos.
    »Wo ist mein Vater?«, wollte Dagnarus wissen. »Warum ist er nicht hier? Er wollte meinem Freund Gareth eine Audienz gewähren.«
    Gareth hatte den Kronprinzen schon öfter gesehen, aber im Allgemeinen nur aus der Ferne, wenn er bei einer Parade vorbeiritt, auf einem Balkon stand oder in einem Flur vorbeiging. Als Helmos einmal ins Spielzimmer gekommen war, war Gareth zu überwältigt und schüchtern gewesen, um auch nur zu dem Mann aufzublicken.
    Die beiden Brüder standen einander

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