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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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mit den Waffen umgehen und die Pferde reiten wollte, dann sollte er ordentlich ausgebildet werden.
    Königin Emillia hätte ihr Bett einen Monat lang nicht verlassen können, wenn sie gesehen hätte, wie ihr Sohn mit nacktem Oberkörper auf einem ungesattelten riesigen Hengst saß und mit einem kleinen Schwert fuchtelte, das die Männer für ihn hatten anfertigen lassen, und dabei Kriegsschreie ausstieß. Es war ein Wunder, dass keiner der intriganten Höflinge, die so darauf versessen waren, über alle Mitglieder des Hofs schändlichsten Klatsch zu verbreiten, Ihrer Majestät erzählte, was ihr Sohn in seiner Freizeit tat. Ein Grund dafür bestand in Emillias schlechter Angewohnheit, ihren Zorn an dem Überbringer der Nachrichten auszulassen, die sie nicht zu hören wünschte.
    Die Frage, weshalb Tamaros das Interesse seines Sohnes an allem Militärischen ermutigte, ist leicht zu beantworten. Der zweite Sohn – der Sohn, der nicht König werden würde – musste etwas mit sich anzufangen wissen. Die einzigen beiden Wege, die einem Mann offen standen, der wahrscheinlich sein ganzes Leben lang Prinz bleiben würde, waren der eines Magus oder eines Soldaten.
    Es war für alle, sogar für Dagnarus' Mutter, offensichtlich, dass der Prinz nicht zum Gelehrten taugte. Daher war eine Soldatenlaufbahn die offensichtliche Wahl. Tamaros schmiedete Pläne für jene Zeit, in der seine beiden Söhne über Vinnengael herrschen würden; einer als der weise und gerechte König, der andere als der vertrauenswürdige Wächter seines Volkes.
    Wie Evaristo zu seiner Frau gesagt hatte: Nur die Götter sind vollkommen.
    Gareth kannte sich inzwischen im Palast gut genug aus – zumindest in den Privatgemächern. Im öffentlichen Teil des Gebäudes hatte er normalerweise nichts zu suchen, deshalb ging er selten dorthin. Einige wenige Male war er in den Audienzsälen des Königs und der Königin gewesen, aber es hatte ihm nicht gefallen. Höflinge wie sein Vater standen in kleinen Gruppen umher und flüsterten und murmelten oder lachten lebhaft, alle ständig darum bemüht, die Aufmerksamkeit des Königs zu erregen.
    Dagnarus und Gareth durften in den Privatgemächern umherstreifen, wie es ihnen beliebte, und die Jungen bildeten sich ein, sich hier besser auszukennen als jeder andere, vor allem, nachdem sie mehrere Geheimgänge entdeckt hatten, von denen sie gerne glaubten, dass sie die Einzigen waren, die sie kannten. Tatsächlich gehörten diese Gänge zu den Verteidigungsanlagen des Schlosses und waren all seinen Bewohnern bestens bekannt. Die Jungen benutzten diese schmalen Gänge und verborgenen Türen, um Krieg zu spielen und die Dienerinnen beim Ausziehen zu beobachten.
    Einer dieser Gänge bot eine Abkürzung von den oberen Ebenen des Palastes zum Hof und damit zur Mannschaftsunterkunft. Hier fand Gareth schließlich Hauptmann Argot, der den Hund des Prinzen an der Leine hatte und das Tier hinter den Ohren kraulte.
    Gareth teilte dem Hauptmann mit, dass der Prinz heute nicht mit ihm jagen könnte. Argot nickte und übergab ohne ein Wort Hund und Leine einem anderen Soldaten, der das Tier wieder zum Stall brachte und dort freiließ. Der Hund gesellte sich vergnügt zu seinen Artgenossen und machte sich davon, um Ratten zu fangen.
    Gareth mochte Hauptmann Argot, der nicht grob und laut und vulgär war wie die meisten anderen Soldaten. Mit seinen nur achtundzwanzig Jahren war Argot jung für einen Hauptmann, aber er war gut ausgebildet und geeignet für seinen Posten. Er nahm seine Pflicht ernst, lächelte selten und sprach nie, wenn er nicht etwas zu sagen hatte. Er fragte nicht, wieso der Prinz nicht kommen wollte, aber Gareth konnte es kaum erwarten, jemandem die Neuigkeiten zu erzählen.
    »Seine Hoheit wird am Levee des Königs teilnehmen«, sagte er, aufgebläht von der Wichtigkeit seines Freundes.
    »Hm«, grunzte ein anderer Soldat, ein graubärtiger Veteran, dessen Körper von so vielen Kampfesnarben gezeichnet war, dass er aussah wie ein knorriger alter Baum. »Der König wird den Jungen also auch zu einem elenden Schreiber machen, genau wie seinen Bruder.«
    Argot warf dem Mann einen scharfen Blick zu. »Pass auf, was du sagst, Barr. Kleine Gefäße können viel Wasser aufnehmen, aber es ist auch möglich, dass sie zerbrechen und alles vergießen.«
    Gareth nahm naiverweise an, dass sich der Hauptmann auf einen Eimer Wasser bezog, der ganz in der Nähe stand – vermutlich für den Hund –, also achtete er nicht sonderlich

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